Ich empfehle Ihnen, noch einmal hin zu hören. kzbin.info/www/bejne/aJa0nJqQYtWtZ6M Da wo er bei "Geduld" das U singt, fehlt das Schnarrregister, ja, aber den Ton hört man kaum. Aber ansonsten, alle Tiefen, die bei ihm gut zu hören sind, ist das Schnarrregsiter dabei. Hören Sie sich vielleicht auch einmal Cesare Siepi an.

@@Belcantamore Siepi kenne ich natürlich. Was ich meine, ist, dass die Kaliber wie Moll, Siepi etc vielleicht nicht unbedingt von Schnarregister sprechen, sondern einfach singen. Moll konnte ich live in München hören mit Liedern, wo er bis zum tiefen C runter pfiff wie nur irgendwas. Ich weiß, was Sie meinen, mit dem Schnarren, dass die Tiefe so richtig schön knarrt, das hat der Moll und die anderen auch, es klingt aber etwas integrierter als Sie es hier etwas isoliert zeigen. Auch ein Fischer-Dieskau nutzte das, um tief zu singen, ein Quasthoff auch, aber man hört es nicht „isoliert“, sondern es ist einfach Teil der tiefen Bruststimme.

Ja, es gibt Sänger, die kein Pianissimo singen können. Der Grund liegt allerdings nicht in einer zu großen Stimme, sondern in einer gesangstechnischen Unzulänglichkeit. Wenn man die Stimmregister ineinander mischt und das Randstimmregister bedienen kann, dann kann man auch ein ppp singen und sich in einem Chor oder Ensemble anpassen. Es gibt keine zu großen Stimmen. Es ist alles eine Frage der Gesangstechnik. Selbst bin ich in der Sakralmusik aufgewachsen und kenne das a cappella-Singen und Ensemblesingen sehr gut. Eigentlich wollte ich schon lange einmal einen Clip veröffentlichen, in dem ich die Dynamik pp und ff und das Mischen der Stimmregister, wie auch die Tragfähigkeit der Singstimme veröffentlichen. Leise singen heißt da beispielsweise noch lange nicht, im Piano singen oder sich mit anderen Stimmen mischen zu können. Und laut singen heißt auch nicht, eine tragfähige Stimme zu haben.

Ich müsste es hören, dann kann ich genaueres sagen. Nur so viel: In einem der Clips habe ich ausgeführt, dass gerade bei dieser Gesangstechnik "Singen aus der Mitte" keine Extraöffnung in der Kehle statt findet. Das was etwas Öffnung herbei führt ist die Anwendung des Inhalare la voce. Die gesamte Hals- und Kehle fühlt sich dabei absolut frei an. Man kann den Kopf auch in alle Richtungen bewegen, ohne, dass es, bis auf tiefe Töne, zu negativen Störungen des Singens kommt.

Sehr gerne!

Vielen Dank. Jedoch, das möchte man meinen, weil man es so selten hört. Aber hier ist es das Gleiche wie bei den Altistinnen, es gäbe viele, wenn man die korrekte Gesangstechnik einsetzen würde.

Ja er ist ein Basso Profundo

So unterschiedlich sind die Herangehensweisen. Mir hat es noch nie wirklich geholfen, einzelne Muskeln zu benennen und deren Funktionsweise anatomisch genau kennen zu lernen, um dann eine Gesamtheit von über 100 Muskeln in Einklang zu bringen. Es ist immer das Gegenteil als beabsichtigt dabei heraus gekommen. Denn dadurch wurde immer eine Einseitigkeit angesprochen und das hohe Ziel im Gesang wurde damit nie wirklich erreicht. Es war dann immer ein „Machen“. Aber, das ist, wenn man es genau betrachtet, auch völlig verständlich. Was nützt es beispielsweise einem Trainer in der Leichtathletik, seinen Schüler auf den Musculus soleus (den Schollenmuskel) und den Musculus tibialis anterior (vorderer Schienbeinmuskel) hin zu weisen und auf die Funktionen dieser Muskeln, wenn er die Sprintfähigkeit beim Schüler verbessern will? Schneller und ein besseres Laufen wird dieser dadurch nie lernen, ganz im Gegenteil, es ist eine Ablenkung vom Eigentlichen, ein Nebenschauplatz. Und so war es auch mit HNO-Ärzten oder Phoniatern, die ich unterrichtet habe. Sie hatten durch ihre physiologischen Kenntnisse in der praktischen Ausführung keinerlei Vorteil (das war diesen allerdings von Vornherein klar). Und ein "Sängerlatein" ist es nur so lange, so lange man noch nicht Bescheid weiß. Wichtig ist es, die Unterscheidung von Ursache und Wirkung nicht zu verwechseln. Die Ursache muss immer vor der Wirkung kommen, nicht umgekehrt.

Thomas Dobmeier Das stimmt schon auch, keine Frage. Wenn man (einigermassen gut) singt, ist man letztlich in einem nicht sehr materiellen Bewusstsein, wenigstens geht es mir so. Aber die Entdeckung, dass z.B. „Inhalare la voce“ direkt etwas mit dem Einatmen zu tun hat, hat mir und meinen Schülern doch oft erheblich geholfen und zeigt, dass der Ansatz dieses ominösen Begriffs viel weniger im Rachen als in der Zwerchfellgegend zu finden ist... eben dank dem physikalischen Verständnis. Meistens ist die Gefahr dabei die, dass man solche technischen Dinge zu grob und zu isoliert und zu „materiell“ anwendet. Trotzdem kann es m.E.nach helfen, Grundfehler zu beheben. Letztlich muss natürlich jeder selber herausfinden, was ihm etwas bringt.

Als ungebildete Laie würde ich die folgende Vorgehensweise vorschlagen: 1. Verzicht auf Falsett in der Höhe (ab dem passagio) Weil Herr D. ein Bariton ist, sollte er ab dem es’ „il suono coperto“ verwenden, hier zeigt Pavarotti das bei fis’, kzbin.info/www/bejne/fmiaoKiHqpmob9U. Ohne das Decken geht auch, aber mit mischen vom Falsett und gerade DAS ist kein Belcanto. 2. Damit das Decken richtig funktioniert sollte Herr D. die Luft zurückhalten und direkt über den Stimmlippen die richtige Form haben. (Verwechseln Sie „suono coperto“ nicht mit „dunkler Klang", geschlossener Mund etc.!) „suono coperto“ wird in dem Rachenraum gemacht, Pavarotti zeigt es ganz deutlich. 3. Wenn 1. und 2 . beachtet werden, würde auch eine Entspannung von dem Unterkiefer bei Herrn D. möglich, was er dringend braucht, damit seine Stimme auch schön und stilecht klingen würde. Vergessen wir nicht das Belcanto =Schönes singen bedeutet.

kzbin.info/www/bejne/gHm8ZIyeibh3edE

@@GG_2024 Bin ich froh zu lesen, dass es noch ein paar wenige gibt, die das coperto kennen. Liest man ja leider viel zu selten. In Deutschland wird es nahezu gar nicht gelehrt. Oft mit vielen falschen Mythen und waghalsigen Theorien.

Oje, da spricht wohl ein Experte? Herr Dobmeier ist ein absoluter Bass. Wenn man nicht einmal das deutliche Fach erkennt, nur weil hier einmal jemand heller und höher singt, dann sollte man eher still sein mit seinem Theoretisieren.

Was heißt denn mischen? Eine genaue praktische Anleitung hab ich nicht verstanden.

Ja, natürlich. Auch sonst, allerdings, wenn es edel sein soll, immer gemischt mit den anderen Registern. Eine gute Stimmgebung besteht immer aus einer Registermischung, deshalb benötigt man das echte Inhalare la voce.

Aus Schuberts Lied "Im Frühling".

@@Belcantamore Danke

Ja, das ist eine Anregung. In Zukunft werde ich einmal etwas aus dem Unterricht mit Schülern veröffentlichen. Da wird dann auch vieles deutlich. Mal sehen, wann es mir zeitlich gelingt.

Ja, es ist etwas kompliziert. Ich sehe das folgendermaßen: Die Bruststimme ist ein eigenständiges Register, ebenso das Mittelstimmregister, und das Falsett bei der Männerstimme. Die Randstimme ist bei der Männerstimme eine Mischung aus Vollstimme (sowohl Mittel-, als auch Bruststimmregister) und Falsett. Das bedeutet, wenn die schlanke Tonmasse des Falsett sich mit der Vollstimme verbindet, nenne ich das "Randstimme". Den Begriff "Modalstimme" oder "Kopfstimme" verwende ich nicht, weil oft sehr unterschiedlich im Gebrauch und deshalb verwirrend. Beispielsweise meinen manche mit Kopfstimme das Falsett andere die Randstimme, was nicht das Gleiche ist. Wo sich die Frauenstimme von der Männerstimme unterscheidet ist die Bruchlage. Die Männerstimme hat den Bruch zwischen Vollstimme und Falsett. Die Frauenstimme zwischen Bruststimmregister und Mittelstimmregister. Das bedeutet dennoch, dass sowohl die Männerstimme, als auch die Frauenstimme das Brust-, als auch das Mittelstimmregister mit dem Randstimmregister mischen kann. Da aber das Mittelstimmregister nicht das gesamte Spektrum der Stimme umfasst, ist sowohl bei der Frauen- als auch bei der Männerstimme die ideale Mischung immer das Bruststimmregister mit der Randstimme. Und das führt bei angewandtem Inhalare la voce (das ist die Voraussetzung) zu einem idealen "Einheitsregister", was dann keine Bruchlage mehr aufweist. In schriftlich, abstrakter Form scheint das verwirrend, jedoch wenn man die Unterschiede in der Praxis wahr nimmt, wird es sehr verständlich.

@@Belcantamore ooooh, vielen Dank für die tolle Mühevolle antwort 😊 das hat mich sehr gefreut 😊

@@raphaelaelin6299 gerne.

Not in german language.

Vielen Dank. Ja, das kann ich nachvollziehen, deshalb habe ich vor, einmal Schüler zu Gehör kommen zu lassen. Vorher-Nachher, dann wird es wahrscheinlich deutlicher. Aber das kann leider noch dauern.

@@Belcantamore So wie ich es von meinem Lehrer kenne, kann er Fehler gut vormachen ohne sich selbst zu schaden. Da Stimmbildung ein muskulärer Prozess ist, bei dem es in erster Linie auf die Innervierung der richtigen Muskeln für den Gesang ankommt und weniger auf die Tonschönheit, wie z.B.das Hineinstöhnen es gut zeigt. Da es leider immer noch viel zu viele Sänger gibt, die Registerprobleme haben und dadurch zu „Abklemmern“ werden, ist es gerade für den Pädagogen wichtig, diese Fehler demonstrieren zu können, da sie sonst mißverstanden werden können. Herzliche Grüße!

"Einfach gesagt, den Ton reinholen. Und ist eigentlich die Grundfunktion der Stimme und das Gegenteil von Pressen. Dann muss man herausbekommen wohin man den Ton reinholt. Gerade in den Rachen oder nach unten in den Brustkorb usw." Thomas Gras@ Dem muss ich leider widersprechen. Den Ton reinholen, das würde ja bedeuten, dass der Ton schon erzeugt wurde. Das Inhalare la voce ist jedoch die Tonerzeugung selbst. Und was die Resonanzen angeht, die kann man dann wie durch eine Fernbedienung über den Tongedanken ansprechen. Das physiologisch zu erklären würde aber hier wahrscheinlich eher verwirren, bzw. wieder in die Symptombehandlung führen, was ich zu vermeiden suche. Jedenfalls sollte man sich nicht vorstellen, denn Ton einzuziehen oder dergleichen.