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In dieser Podcast Folge spricht Frau Dr. Andrea Boreatti, niedergelassene Fachärztin für Psychiatrie in einer Gemeinschaftspraxis in Lohr am Main, über das Thema Frauen und ADHS. Lange Zeit standen in der Medizin generell die Männer mehr im Fokus. Mittlerweile rücken gendermedizinische Aspekte in den Vordergrund. Jedoch wird eine ADHS bei Frauen noch immer seltener diagnostiziert. Dies wirft die Frage auf, warum das so ist. Gerade im Kindesalter wird bei deutlich mehr Jungen eine ADHS festgestellt, obwohl auch Mädchen betroffen sein können. „Beim Vergleich der Prävalenz Kinder und Erwachsene zeigt sich, dass sich das Geschlechterverhältnis nahezu angleicht“, so Dr. Boreatti. Frauen sind oft nach wie vor in einen anderen und komplexeren Alltag integriert als Männer. Meistens übernehmen Frauen zu Hause mehr Verantwortung. Auch der Spagat zwischen Berufstätigkeit und Familienmanagement ist oftmals für Frauen mit einer ADHS nicht gut zu bewältigen. Der Anteil des vorwiegend aufmerksamkeitsgestörten und des vorwiegend hyperaktiven Typs ist recht gleichmäßig zwischen den Geschlechtern verteilt, führt Frau Dr. Boreatti aus. Frauen mit einer ADHS haben im Alltag oft ein permanentes Überforderungserleben, versuchen jedoch, dies nicht nach außen dringen zu lassen. Da gilt es auch im Patientengespräch genau hinzuschauen und nachzufragen, weiß die Fachärztin für Psychiatrie. Einige Frauen mit einer unerkannten ADHS sind überstrukturiert und haben den Alltag durchgetaktet. Wird dieser dann durch ein unerwartetes Ereignis durcheinandergebracht, sind diese Frauen oft affektlabil oder zeigen überschießende Reaktionen. Manchmal kommen Frauen auch mit einer diagnostizierten Depression in die Praxis und haben von einer Behandlung profitiert, jedoch wird der Alltag dennoch insgesamt nicht leichter. Frauen mit einer ADHS leiden oft an einer permanenten Erschöpfung. Bei Hausärzten und auch bei Psychiatern gibt es immer noch zu wenige Kollegen, die das Störungsbild einer ADHS erkennen und behandeln, so Frau Dr. Boreatti. Bei der Therapie der ADHS-typischen Beschwerden ist u.a. Methylphenidat der Goldstandard und Mittel der ersten Wahl. Und dies gilt ohne Unterschied für Mann und Frau. Dabei ist es wichtig, für jede Frau die für sie individuell optimale Medikation und Dosierung zu finden.
Weitere Informationen zum Thema ADHS finden Sie unter
www.adhs-ratgeber.com; www.expertenrat-adhs.de; www.medice.com; www.gemeinsam-adhs-begegnen.de