Bochum-Hamme-Wegescheid, ehem. Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit - Plenum 2008

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stahlglocke

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Күн бұрын

Nordwestlich der Bochumer Innenstadt schließt der heutige Stadtteil Hamme an. Hamme, bereits im 7. Jh. durch den germanischen Stamm der Brukterer besiedelt, war bis zur Industrialisierung im 19. Jh. eine selbstständige Bauernschaft mit dem Rittersitz Haus Overdyck, eine halbe Fußwegstunde von Bochum entfernt. Eingeteilt in Gold- und Hundhamme, umfasste das Gebiet auch die Teile Hordel, Hofstede, Marmelshagen und Wegescheid, deren Namen vermutlich auf alte Flurgemarkungen zurückgehen. Mit Beginn der Industrialisierung geriet Hamme besonders schnell in das nötige Flächenwachstum und dehnte sich, im Halbrund um die Zechen Carolinenglück und Präsident sowie das Werksgelände des Bochumer Vereins für Gußstahlfabrikation gelegen, aus, und rückte bis an die Innenstadt heran. Im Bereich Wegescheid, mitunter auch „Speckschweiz“ genannt, (die Herkunft dieses Namens konnte noch nicht eruiert werden) hat sich ein gründerzeitliches Viertel mit hoher Wohndichte bis heute erhalten. Hier steht auch die ehem. Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit.
Die Katholiken im Bereich Wegescheid wurden 1888 der Gemeinde Herz-Jesu in BO-Hamme zugeordnet. Ab 1911 bemühte man sich um den Bau einer eigenen Kirche, 1913 wurde ein Kirchbauverein gegründet und eine Notkirche errichtet. Durch den 1. Weltkrieg und die Inflation 1923 bedingt, wurde erst 1925 nach Plänen von Theodor Schöttler mit dem Bau der Kirche begonnen, die im Frühsommer 1926 konsekriert wurde. Zur selbstständigen Pfarrei wurde die Gemeinde 1938 erhoben. 1961 bekam die Gemeinde Teile der Innenstadtpfarreien und aus BO-Grumme zugeschlagen, jedoch schrumpfte sie schnell beachtlich, so das bereits 1978 im hinteren Teil der Kirche ein „Gemeindehaus“ eingebaut wurde. Im Rahmen der Umstrukturierungen im Bistum Essen wurde die Dreifaltigkeitskirche am 17.08.2008 entwidmet und geschlossen. Seit April 2009 ist die Kirche von der russisch-orthodoxen Gemeinde des Hl. Georg gemietet und dient ihr als Gotteshaus.
Stilistisch ist die Kirche dem späten Neobarock zuzuordnen. Ihre frühere Struktur hat sich im Inneren durch die Verkürzung des Langschiffs 1978 zu einem Zentralraum verändert. Prägend sind der qualitätvolle Hochaltar, 1930 vom Paderborner Bildhauer Philipp Reichmann geschaffen, sowie die liturgischen Prinzipalstücke (Ambo, Altar, Dreifaltigkeitsleuchter) von Klaus Balke, Köln, 1980. Mit ihrer Aufstellung wurde die Neugestaltung der Kirche seit 1978 abgeschlossen. Die 1958 vom Paderborner Orgelbauer Anton Feith errichtete Orgel wurde ~1978 in der westlichen Seitenkapelle untergebracht.
Vom ersten Geläut der Kirche von 1931 ist nichts weiteres bekannt, vom Bochumer Verein war es offensichtlich nicht gegossen. Nach dem 2. Weltkrieg erhielt die Kirche 4 Sonderbronzeglocken des Briloner Glockengießers Albert Junker. Warum die Kirche - in Bochum als Stadt der Stahlglocken - ein Sonderbronzegeläut bekam, kann vorerst nur gemutmaßt werden. Die 4 Glocken erklingen in cis‘ e‘ fis‘ gis‘ und wurden 1949 in der mittelschweren Rippe gegossen. Das Gußjahr ist, angenommen, der Schlüssel zur Frage der Anschaffung. 1949 fand in Bochum der 73. Deutsche Katholikentag statt, die Dreifaltigkeitskirche war eine der wenigen Innenstadtkirchen, die 1949 wiederaufgebaut und nutzbar waren. So dürfte das Geläut entweder zunächst als Musterpräsentation auf dem Kirchentagsgelände erklungen sein oder aber als festliches Geläut die Nebengottesdienste des Katholikentages in der Kirche begleitet haben. Die Mutterkirche Herz-Jesu in BO-Hamme, nahe am Freigelände des Katholikentages gelegen, erhielt ebenfalls 1949 rechtzeitig ihr klangvolles V12-Geläut vom Bochumer Verein. Beim Katholikentag 1949 wurde, inzwischen „legendär“, durch den Paderborner Erzbischof Lorenz Jäger die Auftragsvergabe für das Paderborner Domgeläut „per Proklamation“ an den BVG verkündet - klar, dass sich da zuvor auch die Gießerei Junker, Hauptkonkurrent für das Domgeläut, mit einem Geläut in Bochum präsentieren wollte.
Das Geläut der Dreifaltigkeitskirche ist/war als „Mustergeläut“ der Gießerei Junker von respektabler Qualität, erklingt in dieser Aufnahme aber in eher scharfer Tongebung und mit dem bekannten „Tonschaum“. Die russ.-orthodoxe Gemeinde hat das noch im Turm hängende Geläut nicht in Gebrauch.
Minidisc-Aufnahme: 01.05.2008, reguläres Geläut zum Hochamt zu Christi Himmelfahrt.
Alle Fotos eigener Provenienz, 2008 und 2020.
Verwendete Quellen/Literatur:
Axel Schäfer/N. Konegen/H. H. Hanke (Hrsg.): Bochum entdecken - 20 Stadtrundgänge durch Geschichte und Gegenwart, Klartext Verlag, Essen 2009, S. 107-121.
Christel Darmstadt (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003, S. 68-70, 73 und 222.
Briloner Heimatbund - Semper idem e. V. (Hrsg.): Geschichte aus Brilon - Band 7: Glocken aus Brilon (div. Autoren), Anhang mit Werkverzeichnis, Brilon 2019.
Wikipedia-Artikel zum Stadtteil Hamme, abgerufen am 26.03.2020: de.wikipedia.o...)

Пікірлер: 5
@Glockenklang
@Glockenklang 4 жыл бұрын
Gefällt mir sehr gut dieses Geläute
@Orgelix
@Orgelix 4 жыл бұрын
Ich durfte, wenn auch nur wenige, Sonderbronzegeläute dieser Firma kennenlernen. Im Gegensatz zu einer gewissen Firma meines Heimatlandes überzeugen sie mich in ihrer Qualität :^) Die Aufnahme gefällt mir!
@Glockenfampf
@Glockenfampf 4 жыл бұрын
Die kleine bellt ein bisschen aber ansonsten ist das ein wirklich schönes Junkergeläut. Ich habe zugegebenermaßen bisher auch wenig schlechtes von der Gießerei gehört. vielleicht bin ich da etwas verwöhnt.
@jkoch1385
@jkoch1385 4 жыл бұрын
Das hier quasi mitten in Bochum ein Junker-Geläut hängt, hätte ich allerdings auch nicht gedacht. Klingt aber gut.
@thomaspelzmann930
@thomaspelzmann930 4 жыл бұрын
eines der noch erhalten Junkergeläute, sehr schöne Disposition. Es ist bedauerlich dass die russisch- orthodoxe Gemeinde dieses Geläute nicht in ökumenischer Verbundeheit verwendet. anscheinend klingt das dieser zu römisch.
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