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Abgesehen von der ersten, urkundlichen Erwähnung Westenfelds als „Westanfelda“ in den Heberegistern der Abtei Werden um 890 ist nichts Wesentliches zur ehem. Gemeinde Westenfeld zu erfahren. Die Eingemeindung nach Wattenscheid erfolgte 1926, zusammen mit Wattenscheid ist der Ort seit 1975 Teil der Stadt Bochum. Man findet ihn, kaum als eigene Ortschaft erkennbar, eingespannt zwischen Wattenscheid im Norden und Höntrop im Süden, durchzogen von A40 und einer Hauptbahnstrecke.
Natürlich erlebte auch Westenfeld im 19. Jh. einen Bevölkerungszuwachs, der jedoch nicht ganz so rasant verlief wie in anderen Bereichen des Ruhrgebietes. Eine ev. Kirche hatte Westenfeld wohl nie, ein katholischer Kirchbauverein wurde 1911 gegründet. 1919/20 wurde ein Gasthaussaal als Kirche hergerichtet und bereits mit einem Dachreiter versehen, in dem wohl die noch heute in der Turmlaterne der heutigen Kirche hängende kleine Gussstahlglocke cis‘‘‘ aus dem Jahr 1897 geläutet hat.
Erst 1932/33 wurde eine „richtige“ Kirche nach Plänen von Wilhelm Eckenrath errichtet, seit 1944 Pfarrkirche der dann selbstständigen Pfarrei St. Nikolaus. Die Nikolauskirche lässt sich stilistisch nicht mehr eindeutig zuordnen, vor allem der Innenraum war in seiner leichten und hellen Gestaltung zu der Zeit wohl tatsächlich „modern“ - errichtet wurde der Bau als Eisenbetonkonstruktion mit vorgeblendeter, rustikal wirkender Verkleidung aus Ruhrsandstein. Bis heute prägend ist der eigenwillige Turmhelm, der Westenfelder und Wattenscheider zum Spitznamen „Maggi-Kirche“ geführt hat, der Ähnlichkeit zur Flaschenform einer allbekannten Natriumglutamat-Würze geschuldet. Der Innenraum erfuhr 1979/80 eine massive Umgestaltung, die dem Raum zwar eine gewisse Wärme gab, die ursprüngliche Architektur aber durch Massivität ausstrahlende Details stark veränderte. 2008 wurde St. Nikolaus als Pfarr- und Gemeindekirche aufgegeben und entwidmet, sie steht seitdem leer da, Pläne zu einer Um- oder Weiternutzung sind nicht erkennbar. 2019 wurde über einen Verkauf der gesamten Anlage incl. Pfarrheim spekuliert.
Das erste Geläut aus zwei Gussstahlglocken des BVG von 1903 aus St. Joseph, Wattenscheid, erklang bescheiden als Mollterz auf c‘‘ oder cis‘‘. Die kleine Glocke von 1897 wurde seitdem als „Kleppglocke“ genutzt, zuletzt aber nicht geläutet, nur von außen mit einem Hammer angeschlagen.
Erst 1959 bestellte man beim Bochumer Verein ein richtiges, stattliches Geläut, dessen klangliche Gestaltung sicher auf den unmittelbar bei der Kirche wohnenden Glockengutachter des Bochumer Vereins, Dr. Heinrich Dormann, zurückzuführen ist. Das 1960 gelieferte Geläut beinhaltet 4 Glockentypen und ist Zeugnis der hohen Leistungsfähigkeit des Bochumer Vereins zu dieser Zeit.
Die hier vorgestellte Aufnahme von 2008 bringt das Geläut zum Profanierungsgottesdienst zu Gehör. Zwar wurde der (übellaunige) Küster zuvor nach dem Geläut aller Glocken gefragt, was dieser auch bejahte, erklungen sind aber nur die 3 kleinen Glocken. Unverständnis, Ignoranz, ein Defekt der großen Marienglocke? Das lässt sich nach 12 Jahren nicht mehr nachvollziehen. Immerhin aber ein klangvoll singendes Teilgeläut, an dem, eben nach 12 Jahren, vielleicht auch mancher Westenfelder Freude beim Wiederhören haben mag.
Geläutedaten:
1. Marienglocke f‘ (schwere Durrippe, läutet nicht mit!)
1340 mm, 1040 kg.
2. Nikolausglocke a‘ (reguläre V7-Rippe)
980 mm, 343 kg.
3. Barbaraglocke c‘‘ (UMS-Rippe mit gestimmter Unterseptime)
900 mm, 318 kg.
4. Josephsglocke d‘‘ (UMS-Rippe)
780 mm, 222 kg.
Werksfoto der Glocken: siehe Quelle 1.
Alle anderen Fotos eigener Provenienz, 2008.
Verwendete Quellen/Literatur:
Heimat- und Bürgerverein Wattenscheid e. V. (Hrsg.): K. Kupitz/M. Wilmes/Chr. Gerz/A. Weinhold: Glocken der Wattenscheider Kirchen und Kapellen, Eigenverlag 1992, S. 71-73.
Christel Darmstadt (Hrsg.): Sakrale Baukunst in Bochum, Verlag Schürmann + Klagges, Bochum, 2003, S. 182-183 und 234.
S. Schritt: Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation Bochum (BVG) 1851-1970, Glocken und Geläute, Vorläufiges Gesamtverzeichnis für den Bereich der Bundesrepublik Deutschland, Eigendruck, Trier, 2000, mit fortlaufender Ergänzung.
G. Hoffs: Glockenkatalog des Bistums Essen (Vorläufer zum Glockenbuch), bearbeitet von S. Schritt, Trier, ohne Jahreszahl.