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Vorstellung der Glocken der evangelischen Markuskirche Butzbach und anschließendes Plenum.
Disposition:
1 c¹ +11,5, 2.010 kg, 1.540 mm, 1848 Bieber, Hamburg (ab 07:09)
2 es¹ +10, 1.350 kg, 1.330 mm, 1372 Johannes von Frankfurt (ab 05:10)
3 f¹ +10, 909 kg, 1.120 mm, 1955 Gebr. Rincker, Sinn (ab 03:35)
4 g¹ +7, 800 kg, 1.060 mm, 1379 - Maria (ab 01:47)
Motiv: c-Moll ausgefüllt/Präfation (ab 09:03)
Im größeren der beiden Dachreiter hängt noch ein Glöckchen (c²), das wegen Baufälligkeit derzeit leider nicht geläutet werden kann (außerdem dürfte es die Läutemaschine schon hinter sich haben). Es ähnelt optisch sehr dem Trio im nahen Örtchen Münster. Ferner gibt es die ehemalige Schulglocke der Stadt- und Weidigschule (g² -3), die von den 50ern bis zum Jahr 2005 im zweiten Dachreiter hing und nun an einem fahrbaren Gestell bei Bedarf in die Kirche gebracht werden kann. Die erste große Glocke stammte aus dem 15. Jahrhundert von Delmann Borger aus Haiger (später Hungen). Sie sprang 1911, wurde bei Rincker umgegossen und dann im Krieg zweimal abgenommen. Die heutige Glocke stammt ursprünglich aus der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Heiligen Dreieinigkeitskirche St. Georg in Hamburg. Da mit der Kirche zwei Glocken zerstört wurden und die Gemeinde keine Verwendung mehr für die drei im Glockenfriedhof „geretteten“ hatte, kam sie danach zu Rincker und wurde dort von der Markusgemeinde im Zuge des Neugusses der f¹ erworben.
Inschriften:
Glocke 1: „Selbst leblos ruf ich doch zu tätigem Leben und mahne, daß zu Gott sich soll erheben des Menschen Herz in Freud und Schmerz. Der Umguß wurde beschafft durch milde Beiträge. Anno MDCCCXLVIII Fecit Bieber Hamburg"
Glocke 2: „lucus [sic!] marcus matheus johannes datum anno domini MCCCLXXII in fecto beati udalrici". Die Glocke wurde also am Tag des Hl. Ulrich gegossen, dem 4. Juni 1372. Auf beiden Seiten sind ein Kruzifix mit Maria und Johannes daneben abgebildet. Interessant: Die Glocke von Meister Johannes in Langenhain-Ziegenberg weist ebenfalls den Fehler "LVCVS" auf.
Glocke 3: „Dem Gedächtnis der Gefallenen und Vermißten beider Weltkriege. Evg. Gemeinde Butzbach" sowie unten „Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde (Joh. 15, 13)"
Glocke 4: „+ anno dni MCCCLXXIX nonas octobris perfecta est campana o rex glorie veni cu pace naq: maria vocor botsbach defendere conor". Diese der Maria gewidmete Glocke wurde also am 9. Oktober 1379 gegossen und soll Butzbach beschützen. Unter dem Ortsnamen ist ein Kruzifix abgebildet. Die gleiche Szene findet sich auf der Ratsglocke im Butzbacher Rathaus.
Butzbach wird erstmals 773 als germanische Siedlung erwähnt. Durch die Lage an mehreren Handelsstraßen (die „Weinstraße" sowie „durch die Langen Hessen") wächst der Ort schnell und erhält 1321 Stadtrechte. Die Markuskirche, am Rande der Altstadt innerhalb der Stadtmauer gleich neben dem Hexenturm gelegen, entstand aus einer schon zu dieser Zeit dreischiffigen Basilika des 13. Jahrhunderts, von der noch die quadratischen Mittelschiffpfeiler mit abgerundeten Ecken erhalten blieben. Sie wurde in den folgenden beiden Jahrhunderten zu einer gotischen Hallenkirche mit 3 Chören ausgebaut (vgl. Foto der Tafel im Intro), die Schiffe erweitert und erhöht. Von 1468 bis 1550 war die Markuskirche Stiftskirche der „Bruderschaft des gemeinsamen Lebens". Während der Innenraum verbunden ist, wirken die Kirchenteile nach außen eher eigenständig und lassen die Kirche wie ein fast malerisches Puzzle erscheinen. Verschiedene Herrschende (Eppstein, Falkenstein, Hessen-Butzbach und Solms) haben im Innenraum ebenfalls Spuren hinterlassen, in der Gruft unter dem südlichen Schiff liegen die Gebeinde des Butzbacher Landgrafen Philipp, seiner beiden Gemahlinnen sowie des Prinzen Heinrich von Hessen. Der entgegen dem Usus am nördlichen Seitenschiff errichtete Turm stammt aus dem 14. Jahrhundert, der barocke Helm wurde 1606 aufgesetzt. 1614 erbaute Georg Wagner im Hauptchor die Orgel, die teilweise (vor allem der Prospekt) und heute auf einer Empore im Mittelschiff das zweitälteste erhaltene Werk Hessens darstellt. 1617 entstand die Kanzel. Zusammen mit dem Kugelherrenhaus, der Michaelksapelle (Beinhaus, nach Reformation bunt gemischte Nutzung), dem Mehlwieghäuschen, dem Pfarrhaus von 1853/54 und der Prinz-Heinrich-Linde von 1841 sowie der Schwibbogen-Stadtmauer mit Hexenturm im Hintergrund bildet die Kirche heute ein bemerkenswertes Ensemble.
Dem Pfarrer danke ich sehr für Erlaubnis zur Aufnahme, und besonders dem netten Küster!
Das Bild der Markuskirche im Videothumbnail und im Intro hat Sven Teschke fotografiert und unter der CreativeCommons-Lizenz zur Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC-BY-SA 3.0 DE) auf Wikimedia Commons veröffentlicht. Auf der Seite commons.wikime... sind detaillierte Infos zu finden. Dieses Video ist daher ebenfalls unter CC veröffentlicht.