Cottbus-Madlow, ev. Martinskirche, Teilgeläut (alte Glocken) und Plenum

Es läuten die drei Glocken der evangelischen Martinskirche zu Cottbus-Madlow, Lausitz, Brandenburg.
Ende des 14./Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die heutige Martinskirche als spätgotische Backsteinkirche auf dem Fundament einer älteren Holzkirche errichtet. Der Turm ist etwas jünger. In den 1970er-Jahren wurde die alte klassizistische Einrichtung entfernt*. Im Jahr 2015 fand eine große Innenraumsanierung statt, wobei das Kirchenschiff neu und modern gestaltet wurde**.
Hinter den obersten Turmfenstern hängen drei Glocken. Die beiden Bronzeglocken wurden vermutlich im 15. Jahrhundert gegossen (Gussjahre und Gießer sind mir nicht bekannt)*. An den verschieden gearteten Kronen und Inschriften ist zu erkennen, dass beide Instrumente vermutlich von unterschiedlichen Gießern stammen. Die dritte Glocke stammt aus dem Jahr 1956 und besteht aus Eisenhartguss. Sie wurde - wie die meisten Eisenhartgussglocken in der Region - von der Firma Schilling & Lattermann in Morgenröthe-Rautenkranz gegossen.
Ursprünglich besaß die Martinskirche bis zum Zweiten Weltkrieg drei Bronzeglocken, die während des Krieges abgegeben werden mussten und von denen die beiden heute noch vorhandenen nach Kriegsende vom Glockensammellager in Hamburg zurückkehrten und wieder in den Turm der Martinskirche aufgezogen werden konnten***. 1956 kam dann die Eisenglocke hinzu, welche denselben Schlagton aufweist wie die kleinere der beiden Bronzeglocken, weshalb das Geläut einen ungewöhnlichen Klangcharakter erhalten hat.
Die Eisenhartgussglocke trägt an der Schulter die folgende, weit verbreitete Glockeninschrift aus dem Buch Jeremia, Kapitel 22, Vers 29: LAND LAND HÖRE DES HERRN WORT. Die beiden Bronzeglocken tragen an der Schulter Inschriften in gotischen Minuskelbuchstaben, die größere Glocke auch Plaketten.
Alle drei Glocken sind tief gekröpft aufgehängt mit Gegengewichtsklöppeln. Sie werden bis heute per Seilzug geläutet. Eine elektrische Läuteanlage ist nicht vorhanden. Wochentags läuten die Kinder des nahegelegenen evangelischen Kindergartens regelmäßig mittags die Glocken****. Laut Angaben des Pfarrers erklingt an Feiertagen wie Gründonnerstag und Karfreitag die Eisenhartgussglocke solistisch.
Glockendaten*:
Glocke 1
Gussjahr: 15. Jahrhundert
Gießer: ?
Nominal/Schlagton: g’
Glocke 2
Gussjahr: 15. Jahrhundert
Gießer: ?
Nominal/Schlagton: h’
Glocke 3
Gussjahr: 1956
Gießer: Schilling & Lattermann, Morgenröthe-Rautenkranz
Nominal/Schlagton: h’
Herzlich danken möchte ich dem Gemeindekirchenrat für die Aufnahmeerlaubnis und dem Pfarrer für das Aufschließen, das Läuten und die Zeit, die er sich genommen hat.
Außerdem möchte ich dem Praktikanten für seine Mithilfe beim Läuten danken.
Verwendete Quellen:
*: www.kirchengeme...
**: www.kirchengeme...
***: www.kirchengeme...
****: www.kirchengeme...

[@nurnbergerglockenfreund]

klingt schön dieses Geläut vorallem die historische Glocken klingen gut. schön das hier noch per hand geläutet wird. ;-)

[@sandrosommerfeld2391]

warum 2 glocken mit dem selben ton?🤔

[@74starrider]

Sehr schön. Vor allem dass die Glocken noch mit dem Seil geläutet werden...

[@ChristKoenigGlocke]

Da sind ja zwei richtige historische Schätze im Turm!

[@glockenmark]

Sehr schön! :-)

[@phoenixbells]

Hmmmm zwischen der großen und 2./3. Glocke ist eher ne Quarte.... Schönes Geläute !

[@unteroktav]

Ja, das ist schon sehr sinnvoll: ein Dreiergeläut mit zwei tongleichen Glocken :-)

[@glockengambe]

Du treibst auch immer wieder die kuriosesten Geläute auf, die banalen scheinen nicht so deine Sache zu sein. ;) Erstaunlich, wie sich die Eisenglocke mit den beiden anderen mischt, ohne allzusehr aus dem Rahmen zu fallen. Aber Dreiergeläute mit zwei gleichen Tönen sind schon sehr schmalspurig in der Verwendungsbandbreite.