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Wem ging es nicht so: Als kleiner Junge war mir ein Feuerzeug ein Rätsel, ein Geheimnis. Und es war ein verbotener Gegenstand! Wen wundert es also, das sein Entzünden außer dem Feuer auch ein Geheimnis offenbaren könnte.
Das war schon bei Aladins Wunderlampe so. Und später, als ich meinen Kindern vorlas, war der erste Auftritt vom Zauberer Dumbledore auch mit einem magischen Feuerzeug gewürzt.
Andersens "Feuerzeug" ist kein Kunstmärchen, also nicht vom Dichter erfunden. Er erzählt eine uralte mündlichen Geschichte weiter und aktualisiert sie für seine Zeit. Gut fürs Vorlesen und die Interpretation ist dabei die Frische und Keckheit des Stils. Auf nichts nimmt der Dichter Rücksicht! Und er zeichnet auch kein Bild, weder das der Epoche, noch eins der Vergangenheit. Was er sagen will, das sagt er. Da ist kaum etwas zwischen den Zeilen geschrieben. Soldat, Prinzessin, König und Königin, alle sind grob und umrisshaft beschrieben. Und das bedeutet: Viel Raum für Lese-Interpretation. Andersen verzichtet sogar darauf, was in vielen alten Märchen gang und gebe war, den Soldaten als betrogen und verarmt zu zeichnen.
Auch über die absonderlichen Hunde wird kaum ein Wort extra vermerkt. Eigentlich waren solche Viecher als Höllenhunde bekannt und gefürchtet. Nicht nur bei kleinen Kindern... Hans-Christian wird an dieser Stelle fast politisch. Das Bild von der Hölle macht er lächerlich, denn die Hunde sind brav und abrichtbar. Sie sind zu allem bereit, auch zu Straftaten verführen sie ... denn, dass sie die bestimmt noch minderjährige Prinzessin einem Soldaten in die Stube liefern... Welcher Vater ließe sich das gefallen?
Am Ende ist der, der auf dem Galgen steht, hoch über den anderen, weil die Hunde für ihn das Strafgericht vollziehen. Herrscher und Herrscherin, Beamte und Justiz werden zerrissen und der Soldat zieht mit der ihm entgegen eilenden Prinzessin als neuer König ein. "Was für ein Bullshit!" könnte man schreiben. Wenn ich nicht wüsste, welchen riesigen Frust sich Anderson vom Leib schreiben musste. Es waren bittere Jahre die 20, 30, auch noch die 1840er und der Dichter zerschmettert seinen Märchen-Feudalstaat mit gut versteckter Wut. Versteckt hinter Humor, Ironie und scheinbarer Harmlosigkeit.
Im zaristischen Russland war dies "Feuerzeug" bis 1917 unerwünscht....
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