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In den Jahren von 1919 bis 1934 - das sind die Jahre des sog. „Roten Wien“ - kann die sozialdemokratische Stadtregierung unter Führung der Bürgermeister Jakob Reumann und Karl Seitz ihr kommunalpolitisches Reformkonzept weitgehend ungehindert verwirklichen.
Beeinträchtigt wird die Umsetzung lediglich kurzfristig durch die bis Ende 1921 bestehende Verbindung mit Niederösterreich und längerfristig seit den späten 1920er Jahren durch die Finanzpolitik des von bürgerlichen Regierungen bestimmten Bundes, der die Finanztransfers an Wien als Bundesland und Gemeinde massiv kürzte.
Die Politik des Roten Wien knüpft in einigen Teilbereichen an den "Gemeindesozialismus" von Karl Lueger an.
Die sozialdemokratische Politik ist aber auch eine direkte Reaktion auf die Verelendung breiter Bevölkerungsschichten durch den Ersten Weltkrieg, ist aber in ihren Grundzügen bereits im Gemeindeprogramm der Sozialdemokraten aus dem Jahr 1900 festgelegt.
Die sozialdemokratische Kommunalpolitik dieser Jahre ist geprägt von umfassenden sozialen Wohnbauprojekten und von einer Finanzpolitik, die neben dem Wohnbau auch umfangreiche Reformen in der Sozial-, Gesundheits- und Bildungspolitik unterstützt.
Die Sozialdemokratie in Wien bildet einen Gegenpol zur Politik der Christlichsozialen Partei (CS), die damals in den anderen Bundesländern und auf Bundesebene regierte.
Die Jahre 1919 bis 1934, die Jahre des Roten Wien, sind für Wien eine erfolgreiche und positive politische Phase.
“Eines Tages werden diese Steine für uns sprechen", prophezeite Bürgermeister Karl Seitz bei der Eröffnung des Karl-Marx-Hofes am 12. Oktober 1930 in Heiligenstadt.
Das Wohnbauprogramm ist noch heute das sichtbarste Zeichen des „Roten Wien“.
Das „Rote Wien“ endete 1934 durch Gewalt, als Bürgermeister Karl Seitz infolge des österreichischen Bürgerkrieges seines Amtes enthoben und verhaftet wurde und die aus der CSP hervorgegangene Vaterländische Front (VF) auch in Wien die Macht übernimmt.