Rolf Dieter Brinkmann - Mich macht nachdenklich

Rolf Dieter Brinkmann
Vechta 1940 - London 1975
"In Rom dachte ich an London. In London dachte ich
an Rom. Als ich in Köln war, dachte ich an Amsterdam."
Veröffentlicht auf der CD-Box 'Wörter Sex Schnitt', Intermedium
(Tonbandaufnahmen aus dem Jahr 1973)

[@Operetto1]

Spannend! Danke für's Teilen!

[@netzberg]

Schon stark. Bis heute.

[@jcmangan]

You maybe right, Rolf. We are all second-grade assholes living third-hand lives. But not many, even none of the maybe genuine writers today have the sheer luck to be killed at the age of 35 by a taxi cap. You got to admit.

[@hamidmusik7691]

Ist das seine eigene Stimme?

[@DasLaken]

Ja. Brinkmann war ab etwa 1970 für einige Jahre als Schreiber verstummt, hatte grundlegende Zweifel am Sinn des Schreibens, dem Kulturrummel bekommen. Ein Mitarbeiter des WDR kam Ende 1972 auf die Idee, ihm ein Tonband zu schenken, damit RDB seine Gedanken aufzeichnen solle., daraus wollten sie ein Hörstück machen. Brinkmann hat dann dieses eher unhandliche Tonband auch eine Weile genutzt, auch auf der Straße, und seine Gedanken mehr oder weniger spontan festgehalten

[@hamidmusik7691]

@@DasLaken Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Er hat mich über mehrere Jahre sehr fasziniert. Durch Zufall war er - abgesehen von den im Deutschunterricht "verordneten" Lektüren - einer der ersten Autoren, dessen Bücher mich mit Anfang 20 sehr beschäftigt haben. Während andere Lektüren mich "kalt" ließen, habe ich eine Zeit lang seine Sätze und irgendwo auch seine politischen Ansichten, insbesondere seinen Kulturpessimismus und seine Distanz vom pol. Engagement 1:1 übernommen, auch wenn ich mittlerweile weiß, dass seine Aversionen überwiegend mit den "Vergemeinschaftungssritualen " der 68er im Zusammenhang standen. Dass er enttäuscht war von dieser Bewegung. Er hat meines Erachtens nicht nur alles radikal hinterfragt, er hat alles zerdenkt, alles desillusionierend betrachtet. Beeindruckend fand ich seine Arbeitsweise im "Rom, Blicke", seine präzisen Wahrnehmungen seines Umfelds, seine collagenartigen Zusammensetzungen aus Alltagseindrücken, Bildern, Karten, Erwähnung seiner Lektüren und seinen intensiven Auseinandersetzungen in den Briefen mit seinen Autorenfreunden über Gesellschaft vs. Einzelmenschen. Oft hab ich mir ausgemalt, was er für eine Entwicklung durchgemacht hätte, was er geschrieben hätte, was er zur Popliteratur in den 90ern gesagt hätte...Er war ja sehr zornig, wütend, schonungslos gegenüber dem sogennanten Literaturbetrieb. Ein "kantiger" Autor. Schade, dass so ein großartiger und ideenreicher Autor so früh von uns gegangen ist!

[@dadiladida]

naja, Brinkmann interessiert "Stil" ja auch nicht besonders. Er wollte gerade solche Konzepte auflösen.

[@janiffland3943]

Boah_ Das hier zu kommentieren----- ist schon blanke Selbstironie... (ups_jetzt mache ich's ja auch!) Aber es zeugt davon, dass man Brinkmans Werk in keiner Weise rezipiert hat. Daher: Performative Widersprüchlichkeit in allen Kommentaren.