"Der Bunker"

Die 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren geprägt durch die nukleare Hochrüstung der Großmächte. Aus dieser Zeit ist auch ein Relikt in Sulingen zu finden.

In den Jahren 1971/72 errichtet die Firma Wilhelm Ranck in Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik einen ABC-Schutzraum. Dieser Schutzraum, von den Sulingern nur „Bunker“ genannt, war seinerzeit beispielhaft. Er war die erste Zivilschutzanlage Niedersachsens und ein gelungenes Beispiel für das Zusammenspiel von Zivilschutz und Parkraumgestaltung, denn neben seiner Funktion bei atomaren, biologisch oder chemischen Auseinandersetzungen Schutz zu bieten, diente er oberirdisch als Parkhaus.

Nach nur 13-monatiger Bauzeit wurde der ABC-Schutzraum am 26.01.1972 seiner Bestimmung übergeben. Die Sulinger hatten am folgenden Wochenende Gelegenheit den Bau zu besichtigen. 1250 Sitz- bzw. Liegeplätze standen zur Verfügung. Jeder achte Sulinger hätte hier Schutz gefunden.
Das Innere der Anlage mit allem, was notwendig war ausgestattet: Küche, Vorratsraum, Sanitätsraum und 24 Toiletten. Riesige Diesel- und Wassertanks waren untergebracht. Für die notwendige Stromversorgung gab es einen Generator. Die Wasserversorgungsanlage, die auch über Kühlwassersystem verfügte, hatte nahezu die Kapazität, die notwendig gewesen wäre, die Stadt Sulingen zu versorgen.

Eine Lüftungsanlage bot Schutz vor ABC-Waffen. Die Türen mussten gasdicht sein. Besonders makaber aus heutiger Sicht, sind die 30 nummerierten Mauersteine, die im Fall der Fälle, dafür vorgesehen waren, von innen eine Mauer zu ziehen.

Glücklicherweise mußten die Sulingen nie herausfinden, was im Falle der Fälle geschehen wäre und hätte der Schutzraum wirklich einer nuklearen Auseinandersetzung ausreichend Schutz geboten?

Der oberirdische Teil des Bauwerks war als Eisenlager vorgesehen, das Parkdeck auf dem Dach bot 56 Parkplätze.

Im Zuge der Baumaßnahmen auf dem Gelände der ehemaligen Landwirtschaftsschule wurde das gesamte Areal umgestaltet. Es wurden weitere Parkplätze mit Grünanlagen angelegt und fünf Vitrinen aufgestellt. Jedoch „Kern und Blickfang dürfte der von Robert Enders entworfene Brunnen mit Ütze und Piedelpoge sein, der hier der Langen Straße einen reizvollen Akzent geben wird“ , resümierte die Sulinger Kreiszeitung.

Nach mehr als 30 Jahren wurde der ABC-Schutzraum zu Beginn der 2000er Jahre entwidmet.
Heute beherbergt er verschiedene Geschäfte und ist, genauso wie das Kaufhaus Wilhelm Ranck, ein prägendes Gebäude in Sulingen Stadtbild.