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Das allein lernte ich bisher, dass dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten, - dass alles Böseste seine beste Kraft ist; und dass der Mensch besser und böser werden muß: - Nicht an dies Marterholz war ich geheftet, dass ich weiß: der Mensch ist böse - sondern ich schrie, wie noch niemand geschrien hat: "Ach, dass sein Bösestes so gar klein ist! Ach, dass sein Bestes so gar klein ist!" Der grosse Überdruss am Menschen - der würgte mich und war mir in den Schlund gekrochen.
(Friedrich Nietzsche, "Also Sprach Zarathustra")
Dass ein größeres Unternehmen nicht ohne ein "Dach" der Mafia auskommt, ist in Russland allgemein bekannt und akzeptiert, auch von der Regierung. Ihre Gesetze scheinen wertlos, einzig die Gesetze der Diebe zählen. Diese sind zwar einfach, aber heilig: Kein Verrat, keine Zusammenarbeit mit den staatlichen Behörden, keine Familie. Doch eben jene Gesetze, und das werden die Diebe nicht müde zu betonen, unterscheiden sie von rein willkürlich raubenden und mordenden Verbrechern. Sie selbst sehen sich nicht als solche, sondern als regelndes und regulierendes Organ. Der Grund heiligt die Mittel, und die Mittel sind grausam.
Ende der 90er Jahre findet der große Krieg der Umverteilung langsam ein Ende. Die "Diebe im Gesetz" suchen den Weg in die Legalität, wahlweise auch Halblegalität. Heute sind sie Millionäre und erfolgreiche Geschäftsleute. Einer von ihnen ist Leonid "Macintosh" Bilunov. Dieser lebt auf großem Fuß in Frankreich. In Russland ist er nur noch selten, gefällt sich besser in der Rolle des Mäzens und unterstützt die orthodoxe Kirchengemeinde in Cannes. Im Gefängnis hat er gelernt sich durchzusetzen, hat einen Aufseher mit einer glühend heißen Eisenstange erschlagen, sorgt sich aber gleichzeitig um seine junge Tochter, die sich beim Benutzen der Pariser Metro eine Grippe einfangen könnte. Genau hiervon geht die Faszination des Dokumentarfilms aus. Er zeigt auch die menschliche Seite dieser eiskalten Killer, die sich selbst nicht als Verbrecher sehen. Diese Selbsteinschätzung zu bewerten bleibt dem Zuschauer überlassen. Vor allem der zweite Protagonist, Alimzhan Tochtachunov, betont immer wieder, kein Krimineller zu sein und von Zuweisungen wie "Mafia" will er schon gar nichts hören. Dennoch wird er weltweit von Interpol gesucht und ist mehr als erzürnt darüber, in seiner ehemaligen Wahlheimat Frankreich nicht einmal ein eigenes Bankkonto eröffnen zu dürfen.
Der dritte im Bunde, Vitaly Demochka, ist wohl der Abgebrühteste unter den Protagonisten. Wie viele Menschen er schon auf dem Gewissen hat möchte man gar nicht so genau erfahren. Heute gilt seine Leidenschaft aber vor allem der Filmemacherei. In seinem bereits zweiten Werk bringt er die blutigen Bandenkriege der 90er Jahre auf russische Kinoleinwände.
(Deutschland, 2008, 89 min.)
ZDF