Essen a. d. Ruhr - Vollgeläut der hohen Domkirche und von St. Johannes Baptist

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stahlglocke

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Күн бұрын

„Der Bischof von Essen hat ein nett klein Kathedrälsche“ - so oder ähnlich wird der ehem. Kölner Kardinal Frings zitiert. Die goldene Madonna im Dom, um 980 als heute älteste, vollplastische Mariendarstellung des Abendlandes geschaffen, Teil des auch international herausragenden Essener Domschatzes, wird gern als „Essen sein Schatz“ bezeichnet. Aber „Essen sein Schatz“ bilden auch die Glocken in den 3 Türmen der Kirchenanlage.
Zur Geschichte des um 845 gegründeten Damenstiftes Essen, regional hochbedeutend - die Äbtissin war ab ca. 1228 Reichsfürstin - sowie zur Geschichte und Ausstattung der Domkirche und von St. Johannes Baptist kann hier aus Platzgründen nichts gesagt werden, man konsultiere hierzu Wikipedia oder den Netzauftritt des Essener Domes: dom-essen.de/
Nach der Aufhebung des Stiftes 1803 war die Münsterkirche zunächst Pfarrkirche, mit Errichtung des Bistums Essen am 23.2.1957 bzw. der Inthronisation des ersten Bischofs und späteren Kardinals Franz Hengsbach am 1.1.1958 wurde die alte Stiftskirche zur hohen Domkirche des Bistums. Ihr angegliedert ist die ehem. Kanonikerkirche St. Johannes Baptist, ehemals eine Taufkapelle, deren Priester die Seelsorge des Stiftes zu übernehmen hatten. Heute wird diese allgemein „Anbetungskirche“ genannt.
Die Glockengeschichte dieser Anlage aus der Frühzeit ist nicht bekannt. Das Geläut des Westwerks hängt in einem hist. Kastenverbandstuhl mit 5 Feldern, auf einem zweigeschossigen Unterbau ruhend, das gesamte Oktogon oberhalb der Halbkuppel ist somit ausgefüllt. Die Christusglocke ist als älteste von höchster Bedeutung, auch wegen ihres sonoren, strichreinen Molloktavklanges. Sie darf zu den besten, erhaltenen Glocken ihrer Gusszeit gerechnet werden. Vor der Restaurierung der Münsterkirche im 19. Jh.hingen 4 Glocken im Westwerk, eine 1910 gesprungene Glocke wurde durch einen Guss aus Gescher ersetzt.
Der Dachreiter, wohl schon seit Jahrhunderten das Westwerk überragend, dürfte schon immer das Chorgeläut getragen haben, 3 oder 4 Glocken umfassend. Die heute größte Glocke von 1522 hing lange Zeit als Uhrglocke in einer Laterne auf dem Westwerk, wurde nach dem Krieg zunächst nach St. Johannes gehängt und 1955 als Basis zur Neugestaltung des Dachreitergeläutes gewählt.
Das Geläut von St. Johannes ist ein frühes Beispiel der Lieferung von Glocken aus einer ortsfest ansässigen Gießerei, gegründet 1786, noch heute als Petit & Fritsen firmierend. Die 3 Glocken hängen ebenfalls in einem hist. Kastenverbandstuhl.
Die Erhebung zur Kathedrale hätte den hist. Bestand beinahe unkenntlich verändert, denn der Sachverständige J. Schaeben, der für das Geläut kein lobendes Wort fand, schlug für das Westwerk ein „Domgeläut“ h° cis‘ e‘ fis‘ h‘ cis‘‘ (+ Zuschaltung der gis‘ aus St. Johannes) vor. Hierfür hätte der Holzglockenstuhl durch einen Stahlstuhl ersetzt werden sollen.
Gott sei Dank unterblieb dieser massive Eingriff. So können wir uns noch heute an diesem, für das Ruhrgebiet wahrlich einzigartigen und zugleich merkwürdigen Ensemble erfreuen, in seiner Zusammensetzung sicher nicht unproblematisch, aber von größtem Reiz!
Zur Aufnahme: sie entstand im Rahmen einer privaten Vorführung zum Abschluss einer Inventarisation der Geläute, bei der der Verfasser assistieren durfte; freundlich genehmigt vom damaligen Dompropst Prälat Otmar Vieth. In einem gut einstündigen Programm erklangen, vom Verfasser geschaltet, alle Einzelglocken, diverse Teilgeläute und das Vollgeläut. Wegen einsetzendem Regen musste der Aufnahmestandort vom Burgplatz in den Kreuzgang verlegt werden.
Geläutedaten (lt. Quelle 1):
Westwerk
1. Maria, Cosmas, Damian, Marsus, Christopherus e‘ -4, 1389 mm, ~1650 kg.
1546, Derich von Cöllen zugeschrieben.
2. Christus („Dumsone“) fis‘ -1, 1278 mm, ~1200 kg.
Ende 13 Jh., unbez.
3. Namenlos, ais‘ +5, 917 mm, ~450 kg.
Um 1400, unbez.
St. Johannes Baptist
1. Johannes Baptist gis‘ +1, 995 mm, ~700 kg (1459 Pfd.)
2. Johannes Evangelist his‘ -4, 790 mm, ~400kg (790 Pfd.)
3. Namenlos dis‘‘ -1, 525 mm, ~200 kg (426 Pfd.)
Alle Glocken 1787 von Henricus und Everhardus Petit, Aarle-Rixtel (NL).
Dachreiter
1. Namenlos gis‘‘ +4, 477 mm, ~80 kg
1522, unbez.
2. Maria Trösterin ais‘‘ +3, 425 mm, 50 kg
3. Maria Königin cis‘‘‘ +3, 371 mm, 38 kg
2 + 3 1955 von Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher.
Aufnahme: 20.10.2006
Fotos aus dem Dachreiter: S. Schritt, Trier.
Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
Verwendete Quellen/Literatur:
1. S. Schritt + J. H. Stens: Das Essener Münstergeläute - ein Kuriosum unter den deutschen Kathedralgeläuten. In: Jahrbuch für Glockenkunde, 19-20. Band, Deutsches Glockenmuseum (ehem.) auf Burg Greifenstein, Greifenstein 2008.
2. C. Kosch: Die romanischen Kirchen von Essen und Werden. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2010.
3. Franz Feldens: Die alten Glocken der Stadt Essen. In: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen. Historischer Verein für Stadt und Stift Essen (Hrsg.). Essen 1940.

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