Der Feuerwehrbedarfsplan/Brandschutzbedarfsplan bei der Feuerwehr

[@blaufinger761]

Vor 5 Jahren wurde bei uns ein neuer Bedarfsplan gemacht. Der alte Kommandant, und jetzt auch der Neue, sind voll an der Unsetzung. Auch die Gemeinde tut ihren Teil und stellt 13 Millionen Euro zur Verfügung (Gemeide ca. 4500 Einwohner). Es gibt 3 neue Gerätehäuser und 3 neue Fahrzeuge. Zudem wird viel bestehende Ausrüstung (Klamotten, PA, etc.) schrittweise modernisiert. Bei uns ist der Bedarfsplan ein echter Segen gewesen

[@feuerwehrleben]

Wow, das ist ja echt mal ein Wort und ein schönes Beispiel wie es laufen kann, wenn man strategisch an die Sache herangeht.

[@olaffreiland4366]

@@feuerwehrleben Das ist doch ein Witz. Keine Stadt in Deutschland die 4500 Einwohner hat, verfügt über 3 Feuerwehrhäuser. Selbst wenn die Stadt das gesamte Steueraufkommen des Jahres für die Feuerwehr ausgeben würde, dann müsste jeder Einwohner (vom Säugling bis zum Opa) fast 29000 Euro Steuern gezahlt haben. Welche Stadt soll das denn sein?

[@xenon5657]

@@olaffreiland4366 Zumeist werden solche finanziellen Aufwendungen durch die gemeinde und das Land gefördert. Dadurch halten sich die kosten pro steuerzahler auf die 4500 bezogen in grenzen

[@olaffreiland4366]

@@xenon5657 Und welche Stadt / Gemeinde ist das denn? Wir haben bei uns ca. 15 000 Einwohner und insgesamt nur 4 Fahrzeuge und eine Wache.

[@hekaidekaeder3567]

@@olaffreiland4366 Das sind Gemeinden, die sich aus mehreren Dörfern zusammensetzen, wo es dann in jedem Dorf eine Feuerwehr gibt. 3 Feuerwehren bei 4500 EW ist da noch harmlos. Ich kenne Gemeinden mit 1500 EW und 4 Feuerwehren. In Bayern geht das noch extremer.

[@karstendoerr5378]

Bedarfspläne müssten meiner Meinung nach immer aktualisiert werden. Nicht unbedingt von der Personalstärke her, weil das nur bei Berufsfeuerwehren gehen würde. Aber der technische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten, deswegen müsste in regelmässigen Abständen überprüft werden, ob dieser nicht angepasst werden muss. Wer hätte vor 30 Jahren denn gedacht, dass es E-Autos in grösserer Anzahl gibt? Das nenne ich nur mal als Beispiel.

[@feuerwehrleben]

Da hast Du recht, ein gängiger Aktualisierungszyklus sind 5 Jahre bei einem Feuerwehrbedarfsplan.

[@martinc7079]

Bei uns steht im Brandschutzbedarfsplan durchaus was zur erforderlichen Personalstärke der Ehrenamtlichen und nicht nur des hauptamtlichen Personals.

[@karstendoerr5378]

@@martinc7079 , mag sein. Aber wie willst du die Stärke den auch tagsüber garantieren? Viele arbeiten auswärts, oft etliche Kilometer vom Arbeitsort entfernt. Hinzu kommt, das deutschland überaltert. Woher also das Personal nehmen? und das sogar noch freiwillig? freiwilligkeit lässt immer mehr nach in diesem Land.

[@olaffreiland4366]

Bei einigen Städten (auch mit Berufsfeuerwehr) sind die Feuerwehrbedarfspläne gut 20 Jahre alt und kaum noch zeitgemäß. Wenn es nicht gesetzlich vorgeschrieben ist fällt es schnell unter den Tisch. Es ist wie beim AGBF-Schutzziel, es ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, also hält sich auch kaum eine Feuerwehr daran.

[@feuerwehrleben]

Ich bin davon ausgegangen, dass Feuerwehrbedarfspläne alle 5 - 10 Jahre aktualisiert werden. Ein 20 Jahre alter Plan hat ja nicht mehr viel Aussagekraft. Hast Du mal ein Beispiel wo das so ist?

[@olaffreiland4366]

@@feuerwehrleben Magdeburg

[@tinniwu2854]

Bei uns wurde auch ein Plan erstellt. Der wurde im Oktober 2021 dem Samtgemeinderat vorgestellt. Leider ist weder das Sitzungsprotokoll noch der Bedarfsplan öffentlich einsehbar........

[@feuerwehrleben]

ah ok, aber wurde über Eure Feuerwehrführung die Ergebnisse bekannt geben. Ist ja sicherlich für alle Kameradinnen und Kameraden interessant.

[@tinniwu2854]

@@feuerwehrleben Still ruht der See^^,es sind zwar einige Details durchgesickert wie zb das einige Gerätehäuser zu klein sind bei 2-3 Wehren LF statt wie vorhanden TSF vorgeschlagen werden,aber das wars dann auch. 4 Wehren bei uns bekommen neue TSF(2 geliefert,2 kommen noch), wäre wohl etwas peinlich wenn da welche bei sind die eigentlich LFs bräuchten.

[@elofos0815]

wenn ich schon höhre, mehrerer hundert seiten klingt das für mich nach "Wasserkopf beschäftigungsplan" wenn es irgendwo eine Liste geben würde, sagen wir "grundausstattung ist für 5-10k Einwohner auf einer gesamtfläche von x km" verteilt, weitester entfernungspunkt ist x km bis zur Wache bei einer maximalen erreichbarkeit von y minuten darüber hinaus gibt es zusatzpunkte für bebaungspläne, hochhäuser, industriegebäude etc... wo dann entsprechend auch kennzeichnungen wie "es muss eine Drehleiter" "es muss ein Boot" etc geben, Autobahnnähe je km Autobahn, Kraftfahrstraßen, Landtsraßen etc durch fehlen von einem flächendeckende hydrantennetz muss die wehr um fahrzeuge x ergänzt sein um die Wasserversorgung sicher zu stellen etc.. kurzum nicht ein Gutachter der das festlegt sondern allgemein gehalten ein Tabelle aus der man ableiten kann das sollte mindestens im Besitz sein und dann kommen noch so faktoren hinzu wieviele Einsätze wurden im Durchschnitt der letzten 5, 10, 20 Jahre gefahren und ist davon auszugehen das mit deutlich mehr einsätzen zu rechnen ist. auch das städtebauliche wachstum muss in so eine Planung mit einfliesen. Wenn sowas mal einer der etwas mehr von dieser Materie Ahnung hat ausarbeiten würde, könnte man die Gutachterkosten um ein vielfaches drücken und das Geld besser in neue Ausrüstung stecken. Was bringt mir so ein stück papier, der das schreibt hilft nicht beim löschen, der hilft im besten fall beim Ausgeben von Geldern

[@rob9514]

Ein Bedarfsplan soll halt rechtssicher sein. Dazu enthält ein solcher Plan eine Gefahrenanalyse der Einsatzbereiche, die z. B. Verkehrswege und Betriebe nach Gefahren zu bewertet. Gerade dieser Punkt kann extrem ausführlich werden, je nachdem welche und wie viele Gefahrenpunkte der jeweilige Ausrückebereich hat. Im Grunde ist die größte Arbeit die erste Erstellung des Bedarfsplans. Bei folgenden Bedarfsplänen sind ja die Grunddaten vorhanden und müssen nurnoch abgeglichen und aktualisiert werden. Es wird sich ja kaum Grundsätzliches ändern - sofern man nicht feststellt, dass der bisherige Bedarfsplan nicht befriedigend erfüllt wurde. Und doch, so ein Papier kann durchaus hilfreich sein, da nachvollziehbar die Ziele festgelegt und deren Erfüllung überprüft werden. Zudem muss auch die Feuerwehr sich die Frage gefallen lassen, ob die Mittel effektiv eingesetzt werden, oder Einsparpotenzial besteht, ohne, dass der Einsatzerfolg nennenswert gemindert wird.

[@lsflnn]

Hey cooles Video kannst du vielleicht Mal erklären warum man Lagemeldungen gibt und was dabei wichtig ist ? LG

[@feuerwehrleben]

Danke für den Vorschlag, kommt auf meine Liste 😊

[@splatlix408]

Ich war auf der Suche nach einem Bedarfsplan für die Feuerwehr meiner Gemeinde, finde allerdings gar nichts.

[@rob9514]

Es kann durchaus sein, dass es bei euch gar keinen Bedarfsplan gibt. In Niedersachsen z. B. wurde im Brandschutzgesetz bis 2012 kein Bedarfsplan erwähnt. Seit der Novelle 2012 wird hingegen ein solcher Plan empfohlen, ist aber nicht verpflichtend. Erst in der aktuell geplanten Novelle soll dies zur Pflicht werden.

[@Srandgaenger]

Wenn man einen Bedarfsplan schreibt, könnte allerdings auch auffallen, dass man die Gemeinde- und Gebietsreform von vor 50 Jahren bei der Feuerwehr nicht nachgezogen hat und sich weiter Gerätehäuser und Fahrzeuge in jedem Ortsteil leistet. 🙂

[@feuerwehrleben]

Wenn die Personalausstattung gut ist, muss das ja auch nicht unbedingt ein Fehler sein. Bei fehlenden Mitgliedern kommen aber auch ohne Feuerwehrbedarfsplan irgendwann mal kritische Fragen auf.

[@steini9532]

Wir bekommen ein neues TSF, auch wieder ohne PA. Ich vermute ein Bedarfsplan würde mindestens ein TSF-W wenn nicht sogar MLF ergeben

[@feuerwehrleben]

Auf welcher Basis hat man sich denn für das TSF entschieden?

[@steini9532]

@@feuerwehrleben die Stützpunktwehr liegt 5 km (allerdings kurvige Strecke) entfernt. Ging auch von unserer Führungsebene so aus, da man ohne PA eben weniger Aufwand hat

[@baer0083]

Krass. Heißt ihr habt keinerlei Mittel für Innenangriffe und seid auf andere komplett angewiesen. Wie läuft das denn dann mit der Atemschutzausbildung? Bekommt ihr garkeine, oder sollt ihr dann in anderen Einheiten Übungen mit PA absolvieren?

[@baer0083]

TSF? Ohne PA? Mal von Innenangriffen abgesehen gibt es auch PKW und Brände in der Landwirtschaft bei denen das sehr sinnvoll wäre. Aber klar: Man spart Kosten Ausbildung und Aufwand... auf Kosten des Einsatzerfolgs und der Gesundheit der Einsatkräfte.

[@steini9532]

@@baer0083 du weißt schon, dass ein Strahlrohr weiter als 1 Meter wirft? Man kann auch aus sicheren 10m ohne PA den Löschangriff beginnen. Wenn kein Hydrant in der Nähe ist hat sich das aber sowieso erledigt

[@aeroxkemburn]

Ganz interessant aber bei uns bekommt der Plan weniger Aufmerksamkeit als ihm eigentlich zustehenden sollte.

[@feuerwehrleben]

Meinst Du aus den Reihen der Feuerwehr oder der Politik?

[@karstendoerr5378]

Noch etwas möchte ich dazu los werden. Auch wenn man einen neuen Bedrfsplan erstellt hat, sollte das nicht heissen, jetzt kann ich mich erst einmal x Jahre ausruhen. Heute schon an morgen denken sollte die Devise bei den Verantwortlichen sein. Soll heissen, ich muss mir trotzdem Gedanken machen, wie ich zukünftige Aufgaben stemmen kann. Und vor allem sollte eins gemacht werden: finanzielle Rücklagen für morgen bilden. Denn man weis nie, wie es beim Träger finanziell in 20 Jahren aussieht. Das wird leider auch immer vergessen, bei den Hilfsorganisationen gibt es, was Ausrüstung und Fahrzeuge angeht, auch nichts umsonst. Es sei denn, es geht mal eine Sachspende ein. Aber das ist äusserst selten.

[@rob9514]

Im Grunde gebe ich dir recht. Aber das Kernproblem ist, dass den Gemeinden durch den Bedarfsplan vor Augen geführt wird, dass man die letzten 3 bis 4 Jahrzehnte völlig gepennt hat und massig aufzuholen hat. Dass Feuerwehrhäuser veraltet sind, ist leider keine Ausnahme. In meinem Beispiel hat die Stadt 12 Ortswehren. Unter der Voraussetzung, dass diese langfristig erhalten bleiben, müsste man alle 2 Jahre ein neues Feuerwehrhaus bauen und/oder modernisieren. Jeder Regionalpolitiker wird dir sagen: "Bist du bekloppt? Weißt du, was das kostet?" Tja, Brandschutz ist eben ne Pflichtaufgabe der Gemeinden und kostet etwas. Das zeigt nur, wie der Brandschutz in Deutschland flächendeckend vernachlässigt wurde, da ausnahmslos kein Budget nur annähernd erfüllen kanm, dass regelmäßig ein Feuerwehrhaus modernisiert werden kann.