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Schon als Kind hatte mich das Lied von Fritze Bollmann in seinen Bann geschlagen. Meine Mama hatte es mir häufig vorgesungen, und sie selbst kennt das Lied aus ihrer Kindheit, wo es bei Laubenpieperfesten und zu anderen heiteren Gelegenheiten in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts noch häufig gesungen wurde.
Ich orientiere mich bei der von mir interpretierten Fassung daher auch an der von meiner Mama an mich mündlich weitergegebenen Version des Liedes. Als gebürtiger Berliner ist es mir ein besonderes Vergnügen, auch mal Lieder mit preußischem Lokalkolorit zu interpretieren. ;-)
Johann Friedrich Andreas Bollmann, genannt Fritze Bollmann (* 5. Januar 1852 in Salbke, damals Landkreis Wanzleben, Provinz Sachsen; † 7. Mai 1901 in Brandenburg an der Havel) war ein Barbier in Brandenburg, der unfreiwillig von seiner Umgebung zum Original gemacht wurde.
Johann Bollmann war der Sohn des aus Salbke bei Magdeburg stammenden Leinewebers Johann Friedrich David Bollmann und dessen Groß-Otterslebener Frau Marie Sophie, geborene Mesenberg. Er erlernte den Beruf eines Barbiers. Zwischen 1875 und 1879 arbeitete er in Berlin, Ziesar und Fehrbellin. Nachdem Fritz Bollmann bereits 1875 als Gehilfe in einem Barbiergeschäft in Brandenburg an der Havel tätig gewesen war, kehrte er 1879 in die Stadt zurück. Von 1882 bis 1896 führte er in der Brandenburger Altstadt ein eigenes Barbiergeschäft, bediente aber auch Kunden in deren Wohnung.
Um 1882 heiratete er, seine Frau brachte ein uneheliches Kind in die Ehe, weitere zehn Kinder wurden geboren, drei von ihnen erreichten das Erwachsenenalter. Bollmann geriet trotz flinker und fleißiger Arbeit in eine wirtschaftliche Notlage, die ihn zum Alkoholiker werden ließ. Der häufig betrunkene Bollmann wurde von Kindern verspottet und geärgert („Fritze“). Bollmann verstand den Kinderspaß nicht, er verfolgte die Kinder und bespritzte sie mit Rasierschaum. Da ihn niemand ernst nahm, wurde er zur Spottfigur von Brandenburg. Mehrere Wohnungswechsel ließen den Spott nicht verstummen. Bollmann starb verarmt im Städtischen Krankenhaus im Sekretariats- und Syndikatshaus am Altstädtischen Markt an Zungenkrebs. Sein Grab befindet sich auf dem Altstädter Friedhof in Brandenburg an der Havel.
Beim Angeln im Domstreng, einem Nebenarm der Brandenburger Niederhavel an der Dominsel Brandenburg, stürzte Bollmann aus dem Kahn, was er seinen Kunden erzählte. Daraufhin dichteten die Kinder, die ihn ohnehin ärgerten, ein Spottlied auf ihn. Im Jahr 1885 erschien auf einer Postkarte eine erste Fassung des von ursprünglich zwei auf vier Strophen angewachsenen Liedes. Obwohl er ein Verbot des Vertriebs der Postkarte erwirkte, wurde das Spottlied nach der Melodie „Bei Sedan auf der Höhe“ weiterhin gesungen. Weitere Strophen wurden danach von Erwachsenen hinzugefügt.
Nach 1905/1906 erschienen Texterweiterungen und Varianten, die durch Wassersportler, Handwerksburschen, Soldaten und später durch Liederbücher und Musiker weiter verbreitet wurden. Noch immer wird es zu vielen Anlässen gesungen und es entstehen weiter neue Varianten. Es machte Bollmann zum bekannten Original, das als populäre Volksfigur auf Volksfesten nach wie vor auftritt.
(die biographischen Informationen zu "Fritze Bollmann" habe ich dem entsprechenden Wikipedia-Eintrag entnommen)
Liedtext:
Und in Brandenburg uff’n Beetzsee,
und da steht 'n Angelkahn,
und darin sitzt Fritze Bollmann,
drin mit seinem Angelkram.
Und darin sitzt Fritze Bollmann
drin mit seinem Angelkram.
Fritze Bollmann wollte angeln,
da fiel ihm die Angel rin,
Fritze Bollmann wollt' se langen,
und dabei fiel er selber rin.
Fritze Bollmann wollt' se langen,
und dabei fiel er selber rin.
Und die Angel ward jerettet,
Fritze Bollmann, der versuff,
und seitdem jeht Fritze Bollmann
uff’n Beetzsee nich mehr ruff.
Und seitdem jeht Fritze Bollmann
uff’n Beetzsee nich mehr ruff.
Fritze Bollmann kam in’n Himmel:
„Lieber Petrus laß mir durch,
denn ick bin ja Fritze Bollmann,
der Barbier aus Brandenburg.“
Denn ick bin ja Fritze Bollmann,
der Barbier aus Brandenburg.“
Und der Petrus hatte Mitleid,
und der Petrus ließ ihn rin.
"Du kannst mir mal gleich mal balbieren,
Komm mal her, und seif mir in.“
"Du kannst mir gleich mal balbieren,
Komm mal her, und seif mir in.“
Fritze Bollmann, der barbierte,
Petrus schrie: „Oh’ Schreck und Graus,
tust mir schändlich massakrieren,
au! det hält ja keen Deibel aus.“
"Tust mir schändlich massakrieren,
au! det hält ja keen Deibel aus.“
„Uff’ de jroße Himmelsleiter
kannste wieder runterjehn,
kratz' man unten feste weiter,
ick laß mir 'nen Vollbart stehn.“
"Kratz' man unten feste weiter,
ick laß mir 'nen Vollbart stehn.“