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Auslöser für Kreisler, dieses Stück zu schreiben, war vermutlich, das Topsy Küppers am Musiktheater rausgeflogen ist. Die Zeile "Unser Theater spielt jeden Tag ein anderes Stück" könnte sich ironisch darauf beziehen.
Vor fast 15 Jahren mußte ich mir Ärger von der Seele schreiben. Daraus wurde die „Gelsenkirchener Ballade", ein Fernsehfilm für das „Prisma des Westens". Den Anlaß dazu boten das Kreißler-Chanson ..Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen" - und die offizielle Gelsenklrchener Reaktion darauf. Die war typisch, und zwar für viele Revierstädte. Inzwischen hat sich - glaube ich - einiges geändert. Empfindlichkeiten wichen, Gelassenheit wuchs, Selbstbewußtsein verdrängte Unsicherheit.
Im Revier zu leben ist eine Herausforderung. Nur Provinzkomiker finden das zum Lachen, auch heute noch. Doch das ist kein Grund zum Weinen. Da gä' es anderes - nicht nur bei uns in Gelsenkirchen. Ich freue mich indes - nach wie vor - darüber, daß es neben Selbstverständlichem z. B. den Halfmannshof gibt, die Konzerte und das Musik-Theater mit wieder vielen Besuchern.
Ich freue mich deshalb, well das alles mit Kopf und Herz und Gemüt zu tun und doch wohl auch den Erwerb von geistlgem Besitz zum Ziel hat.
Oder? Kullur also. Elitärer Selbstzweck? Ich glaube, daß nur mit Ihrer Hilfe Lebensbedingungen umgeformt, verändert, eben menschlicher gestaltet werden können. Grundsätzlich und ständig und auch bei uns in Gelsenkirchen.
„Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen"
Immer die Probleme mit dem Stadt-Image - oder: Wie man durch humorlose Überreaktionen ein negatives Bild noch mehr verfestigt
(-weco-). Gelsenkirchen hat schon seit längerem Probleme mit seinem Ansehen in der Welt - oder mit dem Image, wie man heute gern sagte Da wird der Kampf gegen Klischees und Vorurteile oft zum Krampf - meist mit dem genau nicht beabsichtigten EI-fekt, da8 sich das negative Bild nur noch mehr verfesllgt. So ging zum Beispiel die Stadtspitze 1961 auf die Barrikaden, als das Chanson „Gelsenkirchener Duett" herauskam. Da fand Gelsenkirchen endlich einmal Platz in einem Lied, das nichts mit Fußball zu tun hatte (dann wird Gelsenkirchen sowieso „Schalke" buchstabiert) - aber wie! Der Wiener Autor, Kabarettist und Alleinunterhalter Georg Kreisler hatte die Stadt aufs Korn genommen, um an ihrem Beispiel auch ähnliche Städte im Ruhrgebiet zu beschreiben - natürlich kabarettistisch überspitzt, natürlich auch etwas boshaft und natürlich auch die Finger in offene Klischee Wunden legend.
Als dann Topsy Küppers und Georg Kreisler am 24, Oktober 1961 (1958 war das Lied schon einmal gesendet worden - damals allerdings, so Kreisler, im 9. Programm um zwei Uhr morgens) über den Norddeutschen Rundfunk „Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen" sangen, war für Gelsenkirchen der Spaß vorbei - von Humor gar nicht zu reden, getreu der Chanson-Zeile .Wer hat den norddeutschen Ernst verbunden mit Schweizer Humor?" Die Stadt protestierte lautstark und empört - beim Intendanten des NDR, in der Presse und wo immer man das Wehklagen über die böse Verunglimpfung hören wollte, Oberstadtdirektor Hülsmann beschwerte sich beim NDR-Intendanten Dr. Walter Hilpert. Nach den humorlosen Reaktionen A la Provinz auf das „Gelsenkirchener Duett" sah sich Dr. Hilpert schließlich genötigt, in einem Schreiben an den Oberstadtdirektor bierernst erklären zu müssen: lch möchte Ihnen hiermit ausdrücklich versichern, daß es dem Norddeutschen Rundfunk und besonders dem verantwortlichen Hauptabteilungsleiter Unterhaltung ferngelegen hat, die Bürger Ihrer Stadt zu diskreditieren!
Überall Verschwörer gegen das Gelsenkirchener Image witternd, hatte man 1961 gar geargwöhnt, das Chanson sei aus persönlichen Ressentiments entstanden, weil Topsy Küppers einige Jahre zuvor in Unfrieden von den hiesigen Bühnen geschieden sei- Nachträglicher Trost Für alle Protestler: Georg Kreisler bekannte später, daß er mit dem GE-Song zum ersten Mal einen schlechten Ruf in der Bundesrepublik bekam.
Zum Glück hat die Stadt alles gut überstanden »obwohl das Lied sogar auf Kreislers Langspielplatten erschienen ist. Geblieben sind die Image-Probleme. Sie aber geht man heute natürlich ganz anders an - jung, modern, engagiert; denn
„Gelsenkirchen bietet mehr als schöne Sprüche". Und wehe, wenn mal einer - auch nur innerhalb der Stadtmauern - Kritik laut werden läßt: den soll doch gleich der Oberbürgermeister holen!