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Lied der Woche 23:
Mit dem "Lied der Woche" veröffentlichen wir jede Woche ein neues Lied aus unserer Reihe "Der ganze Hugo Wolf" auf unseren Plattformen (KZbin, Facebook) sowie auf unserer Webseite www.ihwa.de. Ergänzt wird der musikalisch-visuelle Genuss um Informationen rund um dieses Lied von Hugo Wolf, sodass hier nach und nach eine umfassende und informative Mediathek der Lieder unseres Namenspatrons entsteht. Wir wünschen viel Freude damit!
Weitere Informationen: www.ihwa.de/index.php/de/serv...
Das Video entstand im Rahmen der Reihe "Der ganze Hugo Wolf" am 16. Dezember 2019 im Hospitalhof Stuttgart (Der ganze Hugo Wolf X)
LIEDTEXT
In grüner Landschaft Sommerflor,
Bei kühlem Wasser, Schilf, und Rohr,
Schau, wie das Knäblein sündelos
Frei spielet auf der Jungfrau Schoß!
Und dort im Walde wonnesam,
Ach, grünet schon des Kreuzes Stamm!
TEXTDICHTER: Eduard Mörike (1804-1875)
KOMPOSITIONSJAHR: 1888
INFOTEXT von Susan Youens (deutsche Übersetzung: Sharon & Harald Krebs):
Der große Dichter Eduard Mörike war von seiner Familie dazu bestimmt, lutherischer Pfarrer zu werden, aber mit dem Herzen war er nie wirklich dabei. So schrieb er 1828 an den Studienfreund Ludwig Bauer: »Ich kann und kann eben nicht predigen und wenn Du mich auf die Folter spannst.« Keine seiner Predigten blieb erhalten, und er dankte früh ab, gelegentlich aber schrieb er vorzügliche geistliche Gedichte. Auf ein altes Bild ist die ekphrastische Vorstellung (»Ekphrasis« ist die literarische Beschreibung eines Kunstwerks) eines unbekannten Gemäldes - oder existiert dieses nur in der Fantasie des Dichters? Der Dichter sieht etwas, das in einem Gemälde der Jungfrau mit dem Kinde in einer wunderschönen Sommerlandschaft buchstäblich nicht vorhanden sein kann, und behauptet dennoch, dass es da ist: der Baum für das Kreuz, der bereits »grünt« und mit der Zeit zu seiner vorbestimmten Zukunft reift. Die oberen und unteren Stimmen im Klavier spiegeln sich über weite Strecken des Liedes in entgegengesetzter Bewegung und reflektieren möglicherweise die Polaritäten von Leben und Tod, Geist und Fleisch, Gegenwart und Zukunft in den Worten. Im Nachspiel hören wir einen motivischen Stotterer, indem der erste Takt des Liedes drei Mal wiederholt wird, bevor der »Todesschlag« laut auf einen schwachen Schlag trifft, gefolgt von weichem, erlösenden Strahlen. Dies ist Wolfs eigene vortreffliche Weiterführung von Mörikes Gedicht.
The great poet Eduard Mörike was destined by his family to become a Lutheran pastor, but his heart was never truly in it: in letters to friends, he wrote, “I am a shorn spirit with preaching” and “I simply cannot preach, even if you strapped me to the rack.” None of his sermons survive, and he retired early, but he could and did write exquisite spiritual poems on occasion. Auf ein altes Bild is an ekphrastic vision ("ekphrasis" is a description in literature of a work of art) of an unknown painting - or does it exist only in the poet’s imagination? The poet sees what cannot be literally present in a painting of the Virgin and Child in a beautiful summer landscape and yet claims it is there: the tree for the Cross already “greening,” maturing over time to its appointed future. The top and bottom voices in the piano mirror each other in contrary motion for much of the song, perhaps reflecting the polarities/ complementarities of life and death, spirit and flesh, present and future in the words. At the postlude, we hear a motivic stammer, with the first measure of the song repeated three times before the “death-blow” strikes loudly on a weak beat, followed by a soft, salvific radiance. This is Wolf's own exquisite extension of Mörike’s poem.