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JOE BIDEN: Jetzt kommt es raus! Das zeigten die Kamera während seiner Rede an die Nation nicht
In einer emotionalen Rede an die Nation hat US-Präsident Joe Biden das Ende seiner langen politischen Karriere eingeläutet und Tatendrang für seine verbleibenden sechs Monate im Amt demonstriert. «Ich verehre dieses Amt, aber ich liebe mein Land mehr», sagte der 81-Jährige. Der beste Weg, das Land zu vereinen, sei es, «den Staffelstab an eine neue Generation übergeben». Der Demokrat skizzierte in der bedeutenden Ansprache, die etwas von einer Abschiedsrede hatte, sein politisches Vermächtnis und pries seine Stellvertreterin Kamala Harris als Ersatzkandidatin an: «Sie hat Erfahrung. Sie ist zäh. Sie ist fähig.»
Ein schwerer Abschied
Reden zur besten Sendezeit aus dem Oval Office sind krisenhaften Momenten und großen Zäsuren im Land vorbehalten. Es war die vierte Ansprache dieser Art in Bidens Amtszeit seit Januar 2021. Zuletzt hatte er sich zehn Tage zuvor nach dem Attentat auf seinen Amtsvorgänger und langjährigen politischen Kontrahenten Trump auf diese Weise an die Nation gewandt. Auch das veranschaulicht, wie sehr der aktuelle Präsidentschaftswahlkampf mit seinen dramatischen Wenden hervorsticht.
Die Rede dürfte dem Vollblutpolitiker Biden nicht leicht gefallen sein. «Ich glaube, dass meine Leistungen als Präsident, meine Führungsrolle in der Welt und meine Vision für die Zukunft Amerikas eine zweite Amtszeit verdient haben», gab Biden unverblümt zu. In US-Medien heißt es, dass Bidens Berater ihn letztlich mit Umfrageergebnissen konfrontiert hätten, nach denen die Demokraten bei der Wahl im November in Staaten verloren hätten, die ihnen eigentlich sicher sind. Das soll Biden schließlich zum Umdenken bewegt haben. In einem TV-Interview vor einigen Wochen hatte er noch gesagt, nur Gott könne ihn zum Rückzug bewegen. Nun waren es wohl doch nackte Zahlen.
Politiker mit Leib und Seele
Der Jurist begann seine Politiker-Karriere im Stadtrat von Wilmington im Bundesstaat Delaware. Schließlich vertrat er den Bundesstaat fast vier Jahrzehnte im US-Senat, bis er 2009 mit als Barack Obamas Vize ins Weiße Haus einzog. 1988 und 2008 hatte sich Biden selber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten beworben - ohne Erfolg. Im Jahr 2000 erfüllte sich schließlich sein Lebenstraum - er gewann die Wahl gegen Trump und wurde Präsident der Vereinigten Staaten. Sein Leben war von Schicksalsschlägen überschattet. Er verlor seine erste Ehefrau und die gemeinsame Tochter bei einem Autounfall. Sein Sohn Beau starb 2015 an einem Hirntumor.
Biden machte nun deutlich, dass er zwar nicht für eine Amtszeit antrete, aber für die verbleibenden sechs Monate im Amt noch große Pläne habe. Er wolle weiter gegen Waffengewalt kämpfen, forderte eine Reform des Supreme Court und bekräftigte, sich darauf konzentrieren zu wollen, das Verteidigungsbündnis Nato stärker und geeinter zu machen. Der Regierungsalltag dürfte 81-Jährigen schon an diesem Donnerstag mit voller Wucht treffen. Es steht ein Treffen mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf dem Programm, der aktuell zu Besuch in den USA ist. Das Verhältnis ist während des Gaza-Kriegs auf einem Tiefpunkt angekommen.
Tränen und Applaus
Am Mittwochabend (Ortszeit) versammelten sich aber erst mal zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Weißen Haus, um die Rede Bidens zu schauen. Es handle sich wohl um die wichtigste Rede, die Biden nie habe halten wollen, sagte CNN-Journalistin Dana Bash. Unter den Angestellten sollen Medien zufolge Tränen geflossen sein, am Ende habe es großen Applaus gegeben.
Bei der Ansprache im Oval Office war auch Bidens Familie zugegen. Seine Angehörigen gelten als seine engsten Vertrauten und sollen ihn lange darin bestärkt haben, an der Kandidatur festzuhalten. Bidens Ehefrau Jill veröffentlichte einen handgeschriebenen Brief in den sozialen Medien. «Danke für das Vertrauen, das ihr in Joe gesetzt habt - jetzt ist es an der Zeit, dieses Vertrauen in Kamala zu setzen», schrieb sie.
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