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1881 - ein Jahr der Wendung der Kölner Stadtgestalt. Die mittelalterliche Stadtbefestigung wurde abgerissen und das militärische Vorgelände entwidmet. In diesem Bereich wuchs nach Plänen von H. J. Stübben, Aachen und K. Henrici ein ringförmig um die Altstadt gelegener Neubaubereich, die sog. Stübben-Neustadt. Ringstraßen, sternförmige Plätze und historistische Wohnbebauung entstanden. In diesem Ring wurden auch eindrucksvolle, neostilistische Kirchen errichtet - von Süd nach Nord: Lutherkirche, St. Paul, die altkath. Auferstehungskirche, Herz-Jesu, St. Michael, Christuskirche und St. Agnes auf dem Neusser Platz, 10 Straßen zusammenfassend und an der alten römischen Heerstraße „Neusser Str.“ gelegen, erbaut. Der Bereich der Nordstadt wurde zuvor landwirtschaftlich genutzt, der damalige Spitzname „St. Agnes auf dem Kappesfeld“ taucht heute kaum mehr auf - vermutlich ist die weiter nördlich gelegene Kneipe „Em golde Kappes“ in Nippes einer der letzten Hinweise darauf.
Stadtplaner Stübben war es auch, der an der heutigen Stelle, zur Aufwertung der damals wenig beliebten Nordstadt, einen repräsentativen Platz mit Kirchbau vorschlug. Die Stifter der Agneskirche, Peter Joseph Roeckerath und seine Familie, waren früh in die Baupläne für die Nordstadt involviert, Roeckerath selbst wurde zum Bauunternehmer. Ab 1890 begann er mit der Stiftung von Geldern für die neue Kirche und zusätzlich für die Anstellung eines Geistlichen. Im November 1896 wurde mit dem Bau von St. Agnes begonnen, ausgeführt nach Plänen von Carl Rüdell, einem Schüler des Dombaumeisters Vincenz Statz, und Richard Odenthal. St. Agnes wurde 1902 benediziert und erst 1913 konsekriert. Der Bau übernimmt im Inneren Formen der Marburger Elisabethkirche, der 62 Meter hohe Turm wiederholt Formen des Münsterturmes in Freiburg i. Brsg. und französischer Kathedraltürme, mit dem Unterschied, dass der helmlose Abschluss hier aus einem angedeuteten Helmfuß gebildet wird - Anlehnung an die Kathedrale von Reims?
Die Beschädigungen des 2. Weltkrieges wurden am Außenbau bis 1967 bis auf Details (Westfenster) stilgerecht beseitigt. Einschneidend war jedoch die Ende der 40er Jahre aufgebrachte Deckung durch eine Betondecke, das eigentliche Dach folgte erst später. Bis 1958 wurde der Innenraum modernisierend nach Plänen von Kobes Bong gestaltet, die eingebrachte Holzfaltdecke wurde von Dombaumeister Willy Weyres entworfen. Eine ähnliche Gestaltung findet sich heute noch in St. Heribert in Köln-Deutz. Bei Schweißarbeiten im Dachstuhl entstand im Juni 1980 ein Großbrand, der das gesamte Dach vernichtete. Zwei Dokumentationen zeigen den Brand eindrücklich:
• St. Agnes Kirche, Köln
www1.wdr.de/vi...
Bei der Sanierung der Schäden entschied man sich für die Wiederherstellung des Gewölbes. Heute zeigt sich die Kirche nach Abschluss der Neuausstattung 1987/89 als lichter und gewaltiger, neugotischer Bau, St. Agnes ist die zweitgrößte Kirche der Stadt nach dem Dom.
Das erste Geläut erhielt St. Agnes 1904 aus der Glockengießerei Otto in Bremen, 4 Glocken in h° d‘ e‘ fis‘ im Gesamtgewicht von 7624 kg. Was davon im 1. und 2. Weltkrieg unterging ist nicht bekannt. Die Glocke e‘ wurde 1929 durch Otto neu gegossen oder wieder ergänzt.1960 kam ein neues Geläut, vermutlich in der heutigen Tonfolge, in den Turm. Dieses Geläut ist bis heute in den freien Quellen ein Desiderat, HOFFS erwähnt es in den 3 Quellen nicht, nur die Inschriften der Glocken von 1982 erwähnen den Guss. Auch ist eine Weiterverwendung einer der Glocken von 1904 zwar vermutet, aber nirgends belegt.
Obwohl der Turm selbst 1980 nicht gebrannt hat, müssen die Glocken durch die Hitze Schaden genommen haben. Beim Neuguss 1982 durch Wolfgang Hausen-Mabilon in Saarburg dürften die Inschriften des Vorgängergeläutes übernommen worden sein. Entstanden ist ein repräsentatives, sauberes Geläut von edler Klangschönheit, beeinträchtigt vielleicht ein wenig von den kleinen, dicht verschlossenen Schallöffnungen.
Die Aufnahme bringt das Geläut zur späten Sonntagsmesse (Hochamt?) zu Gehör. Der Neusser Platz ist Sonntags um 11.00 Uhr bereits alles andere als ruhig. Wenn die Familienmesse gerade zu Ende gegangen ist, toben sich natürlich auch mal Kinder (störend) aus.
Geläutedaten:
St. Agnes b° +2, 1750 mm, 3400 kg
Sancta Maria c‘ +2, 1570 mm, 2350 kg
St. Josef d‘+2, 1390 mm, 1650 kg
St. Petrus f‘ +2, 1170 mm, 1000 kg
St. Jakobus g‘ +2, 1040 mm, 680 kg
St. Maria Goretti b‘ +2, 880 mm, 400 kg
Aufnahme: 07.05.2023
Foto der Agnesglocke: unbearbeitete Übernahme aus Wikimedia Commons/Andreasdz: de.wikipedia.o...
Alle anderen Fotos, wenn nicht anders angegeben, eigener Provenienz.
Herzlicher Dank gilt dem Kirchenmusiker von St. Agnes, Herrn Alexander Grün, für die spontane Ermöglichung des Plenums zur Sonntagsmesse.
Verwendete Quellen: Siehe erster, markierter Kommentar.