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Es ist das Geläut der luth. Kirche St. Nikolai in der Groß- und Landeshauptstadt Kiel des norddeutschen Bundeslandes Schleswig-Holstein zu hören.
Ablauf:
0:00 Führung
4:45 Geläut
Technische Daten der Glocken: docdro.id/iWigxZv
Ein herzliches Dankeschön geht an KV-Vorstehende Hansen und Pastorin Dr. Hartwig für die Ermöglichung der Aufnahme!
Hiermit wünsche ich allen erneut einen gelungenen Start in das Jahr 2020. Ein Einzelläuten der Betglocke war hier aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich. Ich hoffe, dies kann durch die im Video eingebundene Bildergalerie ausgeglichen werden!
Mit der Stadtgründung 1242 begann auch der Bau der Nikolaikirche. Es handelt sich um eine gotische und dreischiffige und -jochige Backsteinhallenkirche mit dementsprechend nahezu quadratischem Grundriss. Der polygonale Chor wurde im letzten Dritel des 13. Jhs. und der mittlerweile von Seitenkapellen eingebaute Turm 1444 vollendet. Seit 1526 ist St. Nikolai evangelisch. In den Jahren 1878/84 erhielt die Kirche ein neues Erscheinungsbild bedingt durch eine in der Zeit neu eingebaute Verblendung, dazu kamen auch die zwei Seitenkapellen (heute Raum der Stille und Sakristei). Im 2. Wk. stark beschädigt, wurde die Kirche ab 1950 nach Plänen von Gerhard Langmaack und erhielt dabei zusätzlich zu der noch bestehenden Altsubstanz moderne Architekturelemente. Dazu zählen der heutige Turmhelm, das alle Schiffe umschließende Satteldach und im inneren die bemalte Stahlbetondecke mitsamt den Pfeilern. Eine notwendige Restaurierung der Kirche erfolgte 1986 nach Plänen von Peter Kahlcke.
Bemerkenswert ist der um 1460 entstandene Erzväteraltar, der älteste Kunstschatz Kiels.
Das Triumphkreuz stammt aus dem Jahr 1490 und der Korpus aus dem Anfang des 15. Jh.
Das Nagelkreuz von Coventry aus 1947 ist das älteste Deutschlands.
Die Kanzel ist von 1705.
Die Hauptorgel ist von Detlef Kleuker und wurde 1965 geschaffen.
Der Altar im Raum der Stille wird auf das Ende des 15. Jh. datiert.
Die Chororgel ist von Charles Mutin und wurde 2003 angeschafft.
Die erste datierte Glocke der Nikolaikirche war die 1508 gegossene Leichenglocke. Die erste Betglocke unbekannten Gussdatums wurde 1519 erwähnt. Das zuvorige Bestehen einer 1531 ersetzten wurde Stundenglocke ist auch gesichert. Eine Urkunde aus dem 18. Jh. belegt, dass neben den genannten Läuteglocken noch Klage- oder Sturmglocke aus karolingischer und die andere die Wacht- und Gerichtsglocke aus mittelalterlicher Zeit existierten. Die bisherige Stundenglocke wurde 1568 um eine weitere von Hermann Paßmann aus Lübeck erweitert. Die Leichenglocke erfuhr 1575 einen durch den selbigen Gießer ausgeführten Umguss. 1622 kam eine Viertelstundenglocke von Hans Nüssel hinzu. Ein weiterer Umguss wiederfuhr vermutlich 1630 der Betglocke, ausgeführt vom Kieler Gießer Magnus Bruttel. Ein weiterer Umguss der Leichenglocke war 1710 wieder notwendig geworden, dieses Mal war der ausführende Gießer der ebenfalls aus Lübeck stammende Conrad Kleimann. Lorenz Strahlborn aus Lübeck goss 1722 die Betglocke ein drittes Mal in die noch heute bestehende um. 1849 sprang die Uhrglocke von 1568 und 1900 die Leichenglocke. Interimsweise diente die Gerichtsglocke als Stundenglocke. Die beiden gesprungenen Glocken wurden 1900 für den Guss einer neuen Glocke im Schlagton b° verwendet, der Gießer ist unbekannt. Die Sturmglocke sprang auch die Sturmglocke und wurde im gleichen Jahr durch eine neue Glocke der Fa. Otto in Hemelingen (heute ein Stadtteil Bremens) ersetzt. Im 1. Wk. wurden die beiden jüngeren Läuteglocken eingeschmolzen, während die Betglocke und die Uhrglocken verbleiben durften. Als Ersatz traten an die Stelle der eingeschmolzenen Glocken drei neue Glocken der Gießerei Franz Schilling & Söhne aus Apolda. 1942 wurden dann alle vier Läuteglocken und die Uhrglocke von 1622 eingezogen, glücklicherweise aber nicht eingeschmolzen. Die verbliebene Gerichtsglocke wurde dann für kurze Zeit bis 1945 wieder als Läuteglocke umfunktioniert, ehe sie der Zerstörung der Kirche im 2. Wk. zu Opfer fiel. Die Glocke von 1622 hängt heute im Dachreiter der Friedenskapelle in Kiel-Kroog. Die vier Läuteglocken nahmen nach Kriegsende wieder ihren ursprünglichen Standort ein, womit noch heute vom Turm der Nikolaikirche das schwerste und tontiefste Geläut Kiels ertönt. Die Auferstehungsglocke ist die größte Glocke der Stadt Kiel, die größte noch existierende Glocken der Zwischenkriegszeit im und eine der größten Glocken des Bundeslandes. Die Sterbeglocke wurde 1965 leider mangelhaft geschweißt und die Motorkette der Betglocke schleift aufgrund der Platzierung des Antriebs, was auf Verbesserungen dieser Zustände hoffen lässt.
Quellen: Volker Scheibe, Literatur von Martin Lorenz, Website von ostsee.de und der KG
Bild, Ton & Video: Prianteltix, Wikimedia Commons (Alte Aufnahmen & Nagelkreuz)
Musik: Op. 176 von Gustav Adolf Merkel, gespielt von Felix Bräuer an der Hauptorgel des Freiberger Doms.