Klimawandel: ein soziales Dilemma? | Sozialpsychologie mit Prof. Erb

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Sozialpsychologie mit Prof. Erb

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Күн бұрын

Пікірлер: 21
@kevingattner5069
@kevingattner5069 Жыл бұрын
Wieder ein sehr spannender Beitrag! Die Art, wie gefilmt wurde gefiel mir bei diesem Video besonders. Also die Perspektive und das draußen, im stehen gedreht wurde. Dadurch wirkt das Video lebendiger finde ich.
@SozialpsychologiemitProfErb
@SozialpsychologiemitProfErb Жыл бұрын
Vielen Dank, kevingattner, für den freundlichen Kommentar! :-)
@primepanda9855
@primepanda9855 Жыл бұрын
wieder sehr spannend, vielen Dank! Gibt es da "Kipppunkte" bei der Gruppengröße? Also bis X Gruppenmitglieder funktioniert das gut, bis XX so mittel und ab XXX eigentlich kaum noch? Wurde das in Experimenten untersucht und wenn ja, in welchen?
@SozialpsychologiemitProfErb
@SozialpsychologiemitProfErb Жыл бұрын
Es gibt Arbeiten dazu, dass vor allem die wahrgenommene Selbstwirksamkeit mit ansteigender Gruppengröße immer kleiner wird. Einen guten Startpunkt, um sich mit diesen Effekten näher zu beschäftigen, bietet sicherlich die Arbeit von Norber Kerr im Journal of Experimental Social Psychology aus dem Jahr 1989: www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/0022103189900243
@glumpfi
@glumpfi Жыл бұрын
Ein oft unterschätztes, aber gigantisches soziales Dilemma ist der Fleisch-, bzw. allgemein der Tierproduktkonsum. Dieses ist sogar deswegen besonders spannend, weil man (hierzulande) nicht in Abhängigkeiten steckt, wie z.B. beim Heizen oder der Mobilität, sondern es sofort beim nächsten Einkauf auflösen kann.
@1LPMx1
@1LPMx1 Жыл бұрын
Ich selbst habe keinen akademischen Hintergrund in der Psychologie und beschäftige mich mit dem Feld nur aus Interesse. Ich kann nicht sagen, wie gut ich die Situation tatsächlich einschätzen kann. Aber wenn mich jemand zu Themen wie Klima und Fleisch fragt, würde ich das ganze so beschreiben: Unser Gehirn ist evolutionär darauf ausgelegt, möglichst schnell und ohne großen Energieaufwand zu Ergebnissen zu kommen. Das ist einer der Hauptgründe, warum es in der Psychologie so viele Biases, Heuristiken usw. gibt. Bei komplexen Informationsmustern sucht sich unser Gehirn also gerne simple Erklärungen. Das „Scapegoating“ also „Sündenbock-Denken“ ist so eine Erklärung. Wenn es irgendeine Art Problem gibt, ist es eine sehr bequeme Erklärung, den Ursprung des Problems in irgendwelchen „bösen“ Menschen zu sehen. Es gibt viele Beispiele: Im Mittelalter hat man sich Probleme damit erklärt, dass Hexen schlechte Ereignisse herbeiführen, Verschwörungstheoretiker glauben, Probleme werden von geheimen Eliten hervorgerufen und Karl Marx war davon überzeugt, Armut kommt von der Oberschicht und dem von ihr geschaffenen ausbeuterischen System des Kapitalismus. In allen Fällen gibt es immer einen zentralen Sündenbock, der der Ursprung der Probleme ist. Dies ist eine einfache und befriedigende Erklärung und sie bietet einen einfachen Lösungsansatz: Wenn der böse Ursprung des Problems bekämpft wird so glaubt man, dann verschwindet auch das Problem. Aus diesem Grund kam es zu Hexenverbrennungen und aus diesem Grund wurde in der Sowjetunion das kapitalistische System abgeschafft. In Wirklichkeit sind die tatsächlichen Zusammenhänge hinter Problemen fast immer viel komplexer und es gibt keine einfache Lösung. Das Sündenbock-Denken hat aber auch mit Gruppenpsychologie zu tun. Wenn man glaubt, eine vermeintliche Gruppe von „bösen Menschen“ zu erkennen, dann muss es auch eine Gruppe von guten Menschen geben. Darum unterscheiden viele Menschen zwischen der „Wir, die Guten“ als In-Group und „Die Anderen, die Bösen“ als Out-Group. In Gruppenpsychologie gibt es dann häufig Symbole, etwas anhand dessen Menschen in die beiden Gruppen einsortiert werden können. Etwas, was gute Menschen als gut kennzeichnet und böse Menschen als böse kennzeichnet. Danach machen Menschen dann gerne soziale (abwärts)Vergleiche. Indem man auf die vermeintliche Schlechtigkeit der bösen Menschen hinweist und die eigenen Tugenden hervorhebt, wirkt man selbst umso toller. Was hat das alles jetzt mit Klima zu tun? Für den Klimawandel und Umweltschäden werden auch sehr gerne Sündenböcke herangezogen. Man sagt, die vorherigen Generationen sowie Superreiche und Politiker sind gierige Schurken, denen es egal ist, dass sie den Planeten zerstören. Das System aus Kapitalismus, großen Konzernen und das politische System ist ein System, das diese gierigen Menschen geschaffen haben, um sich selbst zu bereichern. Das liefert eine einfache Erklärung. (In Wahrheit sind die Zusammenhänge aber unfassbar komplex.) Jetzt haben wir also die Gruppe vermeintlich böser Menschen identifiziert. Jetzt braucht man Symbole. Mit Symbolen kann man zeigen, dass man selbst zu den guten Menschen gehört. Hier bietet sich das Thema Fleisch und Veganismus sehr gut an. Einerseits ist es sehr einfach und bequem. Vegane Produkte schmecken sowieso fast gleich und man muss seinen eigenen Lebensstiel nicht groß einschränken. Dafür bekommt man aber mehrere große „Belohnungen“. Man kann auf der einen Seite damit argumentieren, dass man Veganer ist oder zumindest wenig Fleisch isst wegen einem geringeren ökologischen Fußabdruck. Auf der anderen Seite kann man Fleisch quasi als Teil des Systems der bösen Menschen sehen. Fleischkonsum sei ein Symptom des zerstörerischen Lebensstiel der bösen Menschen, denen es egal ist, dass sie den Planeten zerstören. Und die Fleischindustrie ist Teil des kapitalistischen Systems gieriger Konzerne, was anhand von Massentierhaltung gut ersichtlich ist. Auf diese Weiße erscheint man selbst als umweltbewusster, tierliebender Veganer in umso besserem Licht. Auch hier sind die tatsächlichen Gegebenheiten viel komplizierter. In Landwirtschaftlichen Systemen gibt es sehr komplexe Zusammenhänge in Sachen Nährstoffkreisläufe, Humusbilanzen und Stickstofffixierung und man kann nicht pauschal sagen, dass Landwirtschaft ohne Tiere umweltfreundlicher ist und es ist natürlich auch möglich, Tiere artgerecht zu halten. Beim Veganen Lebensstiel stellen sich auch schwierigere Fragen wie „Muss man als Veganer nicht auch dafür sein, dass Abtreibung verboten wird?“ oder „Ist es als Veganer vertretbar, ein Haustier zu kastrieren“. Viele psychologische Prozesse spielen sich unbewusst ab, ohne dass wir etwas von ihnen mitbekommen. Ich denke, dass beim Diskurs zum Thema Fleisch und Veganismus schon auch die Punkte Umwelt und Tierwohl eine Rolle spielen. Ich vermute aber, dass Selbstpräsentation und Gruppenpsychologie dabei eine viel größere Rolle spielen als viele Menschen realisieren.
@glumpfi
@glumpfi Жыл бұрын
@@1LPMx1 Generell steht wohl viel Wahres in diesem Text, allerdings frage ich mich, wieso er als Antwort auf meinen Kommentar geschrieben wurde. Ich habe lediglich ein sehr eindrucksvolles Beispiel für den im Video gezeigten Effekt (soziales Dilemma) benannt. Einzig und allein auf Basis der realen Folgen (Tötung, einsperren, Ressourcenverbrauch, Antibiotikaresistenzen, Emissionen etc), die durch die Nachfrage in Gang gesetzt wird. Gruppierungen oder Betitelungen des Bösen kamen nicht in meinem Text vor, so etwas würde ich auch nicht öffentlich posten. Falls du meinen Beitrag dennoch so interpretiert hast, so spiele ich den Ball hiermit zurück: Es ist ein gängiger Abwehrmechanismus zur Dissonanzreduktion ("Da denkt jemand vereinfacht in Gut und Böse, berücksichtigt die Komplexität nicht - dieser Inhalt hat keinen großen Wert")
@1LPMx1
@1LPMx1 Жыл бұрын
@@glumpfi Der Begriff "böse" ist hier in Anführungsstrichen gemeint und darf nicht zu wörtlich genommen werden. Ich gebe zu das Wort ist etwas ungeschickt aber mir fällt kein besseres ein. Mir fällt noch das Wort "Klassenfeind" ein, das in der DDR für die (jetzt kommt wieder das Wort) "bösen" Menschen im Westen benutzt wurde. Um bei dem Beispiel zu bleiben. Natürlich wurde in der DDR nicht jeder Mensch aus dem Westen in jeder Hinsicht abgrundtief böser Mensch dargestellt. Insgesamt wurde aber das eigene System als überlegen dargestellt und das des Westens als "fehlerhaft", was man an dem Wort "Feind" zu sehen ist. Zum Beispiel waren Straftaten in der DDR ein Tabuthema weil es so etwas laut Regierung nur im Westen gebe, im System der DDR würden Menschen so etwas nicht tun. Begriffe wie "böse" oder "Feind" dürfen also nicht zu übertrieben und eindimensional verstanden werden, aber sie beschreiben die grobe Idee hinter den Denkweisen. Ich grüble aktuell halt sehr viel über solche Themen. Man sieht z. B. aktuell Nachrichten über die "letzte Generation". Die Gruppe erzählt, die Regierung wolle sie mit Festnahmen doch nur einschüchtern. Ich versuche mir ihr Verhalten so zu erklären, dass sich die Gruppe in einem Kampf gegen die Regierung sieht, die den Klimaschutz verhintern will. Ein anderes etwas älteres Beispiel ist Influencer Rezo. Er sagt, die Merkel-Regierung habe jahrelang den Klimaschutz halt einfach ignoriert. Ich denke halt momentan viel über das Thema nach. Als ich den Kommentar über Fleischkonsum gelesen habe, habe ich wohl einfach drauf losgeschrieben. Tut mir leid, wenn es etwas ungeschickt formuliert war.
@SozialpsychologiemitProfErb
@SozialpsychologiemitProfErb Жыл бұрын
Uns ist in dem genannten Beispiel nicht ganz klar, worin genau die gemeinschaftlich genutzte Ressource besteht, die durch individuellen Gewinn verbraucht wird. Passt der Begriff "soziales Dilemma" wirklich zu dem angesprochenen Phänomen? Vielen Dank für den Kommentar, glumpfi! :-)
@SozialpsychologiemitProfErb
@SozialpsychologiemitProfErb Жыл бұрын
Schön, dass unser Beitrag so viele Gedanken ausgelöst hat, 1LPMx1! Zum Sündenbock empfehlen wir unser Video zu diesem Thema hier auf KZbin: kzbin.info/www/bejne/gV7IdolviblomLM
@PhillipAmthor
@PhillipAmthor Жыл бұрын
Ihr solltet zum 30k Abonnenten special oder zum 300sten Video eine Schlacht mit Wasserspistolen machen nur so als idee :D
@SozialpsychologiemitProfErb
@SozialpsychologiemitProfErb Жыл бұрын
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