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Dieses Video beinhaltet eine virtuelle Führung der kath. Pfarrkirche Ss. Helena & Andreas in der Kleinstadt Ludwigslust des im nordostdeutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern gelegenen Landkreises Ludwigslust-Parchim und eine Präsentation von ihrer Glocke.
Ablauf:
0:00 Impressionen der Kirche
4:00 Läuten der Friedensglocke
Daten der Glocke: docdro.id/RosIKYA
Ein herzliches Dankeschön geht an Herrn Illner für die Ermöglichung der Aufnahme!
Bereits 1795 ermöglichte Friedrich Franz I., der damalige Herzog des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin seinen katholischen Untertanen im damals seit der Reformation mehrheitlich evangelischen Ludwigslust Messen, indem er "an hohen Festtagen und in Krankheitsfällen" Geistliche die Residenzstadt besuchen ließ, obgleich dies sehr selten realisiert wurde. Später erteilte Friedrich Franz den Auftrag zum Entwurf eines Bauplanes für die Errichtung "einer gothischen Kapelle". Die Genehmigung dafür hat er seinen katholischen Untertanen bereits einige Zeit zuvor erteilt. Dezember 1803 legte der Artilleriekapitän und Baukondukteur Johann Christoff Heinrich einen Entwurf und einen Kostenanschlag für den Kirchbau vor. Die Grundsteinlegung erfolgte am 30. April 1804. Nach dem mehrmals unterbrochenen Bau konnte man die dann vollendete Kirche am 30. November 1809 einweihen. Da dies das Fest des hl. Andreas war, wurde er zum zweiten Namenspatron der Kirche ernannt. Das Patrozinium der Hl. Helena rührt von Helena Pawlowna Romanowa, der Erbprinzessin des Herzogtums, die 1803 einem Lungenleiden erlag. Ss. Helena & Andreas ist nach der 1795 geweihten Propsteikirche St. Anna in Schwerin die zweitälteste katholische Kirche Mecklenburgs im Zeitraum nach der Reformation. Bei der Kirche, die als das früheste Beispiel einer künstlerischen Rezeption von mittelalterlicher Backsteintradition in Mecklenburg angesehen wird, handelt es sich um einen vierjochigen Sakralbau im Stil der Neugotik, deren Seitenschiffe sich zu beiden Enden hin verjüngen. Auf gleiche Weise endet der Chor. Die Breite beider Seitenschiff beläuft sich auf je 2/3 des Hauptschiffs. Das Südschiff verfügt zusätzlich über eine zweiseitige Apsis. Für die Planung verantwortlich war anfang der Hofbaumeister Christoff von Seydewitz und ab 1809 sein Nachfolger Johann Georg Barca. Die Kirche steht auf einer künstlichen Insel und ist leicht nach Südosten ausgerichtet. Der freistehende dreigeschossige Turm wurde 1817 ebenfalls nach Plänen von Barca errichtet. Abgeschlossen wird er auf jeder Seite von vier spitzbogigen Giebeln mit verschlossenen Rundfenstern, die selber wiederum durch Messingkugeln bekrönt werden. Der Turm befindet sich auf dem Festland und steht zur (süd)östlichen Längsachse der Kirche. 1985/88 und zusätzlich 2008 renovierte man den Sakralbau.
Aus Kostengründen fehlte der Kirche anfangs eine Glocke. Friedrich Franz erteilte der Preußischen Eisengießerei in Berlin aus Eigeninitiative, ausgelöst durch einen Fragebogen der "Kongregation zur Verbreitung des Glaubens" in Rom den Auftrag zum Guss einer Eisenglocke, die am 18. August 1815 eintraf. Die Glocke selbst war auch der Anlass zum Errichten des damas noch fehlenden Turms, da Barcas Vorschlag, die Glocke beim Chorbereich der Kirche aufzuhängen beim Herzog keinen Gefallen fand. Für den vollendeten Turm empfand man die Eisenglocke als zu klein, weshalb Friedrich Franz dem Hofbaumeister den Auftrag erteilte, bei den evangelischen Kirchen im Umfeld nach abzugebenen Bronzeglocken zu fragen. Recht schnell antwortete der Pastor von Techentin, der gleich drei Glocken anbot. Sie rechnete sich die Abgabe zur Ehre an und erhielt als Tausch überdies die Eisenglocke. Die eingetauschte Glocke wurde im Winter per Schlitten transportiert und traf am 20. Dezember 1815 in Ludwigslust ein. Die Glocke erwies sich aber als beschädigt und wurde deshalb 1817 zur jetztigen Friedensglocke umgegossen. Dabei wurde die Zier des Vorgängerinstruments übernommen. Eine größere Glocke folgte später zu einem nicht genauer überlieferten Zeitpunkt. Sie wurde ursprünglich 1435 gegossen und 1861 von Johann Carl Ludwig Illies umgegossen. Friedrich Schlie gab für die Glocke einen Durchmesser von 94 cm und den Schlagton "e" an. Sie sprang erneut 1907 und wurde deshalb von Franz Schilling ein Jahr später erneut umgegossen. Der Durchmesser der Glocke belief sich ebenfalls auf 96 cm. Im 1. Wk. wurde diese Glocke dann eingeschmolzen. Ihr folgte eine nicht näher beschriebene Glocke, der das gleiche Schicksal im 2. Wk. ereilte. Seitdem läutet die Friedensglocke alleine aus dem 1. Stockwerk des Turms. Die jeweils zweiten Glocken befanden sich immer im 2.
Quellen: Festschrift "Unser Glockenturm wird 200 Jahre alt" (2017) von der KG, Website der KG & Website der Stadt Ludwigslust.
Bild, Ton & Video: Prianteltix.
Musik: BWV 869, gespielt von Veit Jacob Walter am Seitz-Orgelpositiv der Kirche St. Nicolai in Cuxhaven-Altenbruch.