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Es läuten die sieben #Glocken von St. Matthäus in der Münchner Innenstadt. Die Matthäuskirche ist die Bischofskirche der Ev.-Luth. Landeskirche Bayern und somit eine der wichtigsten Sakralbauten im Freistaat.
Die Geschichte des Protestantischen Lebens im katholischen München beginnt erst (wieder) mit dem Zuzug von Arbeitskräften und dem Heranwachsen der Stadt Anfang des 19. Jahrhunderts. Die ersten lutherischen Gottesdienste wurden ab 1799 für die Mitglieder des Hofes lutherischer Konfession im Schloss Nymphenburg, später in der Allerheiligen-Hofkirche. Im Vorort Perlach wurde die erste Evang. Kirche (St. Paulus) erbaut. Da für die mittlerweile recht großgewordene Gemeinde in der Stadt der Weg nach Perlach zu weit und die Hofkirche zu klein wurde, begehrten die Forderer eines eigene Kirchenneubaus wieder auf. Gerade König Ludwig I. wurde dieses Vorhaben immer wieder torpediert und verzögert. 1827 konnte dann schließlich der Grundstein für das neue Gotteshaus am Karlsplatz (Stachus) gelegt. Erst am 25. August 1833, dem Namenstag Ludwigs I., konnte die Protestantische Kirche München, so ihre damalige offizielle Bezeichnung, eingeweiht werden. Für die angeheirateten evangelischen Mitglieder des Königshauses wurde St. Matthäus auch Hofkirche.
Die Geschichte dieser ersten Matthäuskirche nahm 1938 ein jähes Ende. Auf Drängen Hitlers veranlasste NSDAP-Gauleiter Wagner den Abriss von St. Matthäus. Als offizielle Gründe wurden die Verbreiterung der Sonnenstraße zur Magistrale angegeben. Als eigentlicher Anlass wird jedoch die schwelende Animosität des NS-Regimes gegen den bayerischen Landesbischof Hans Meiser vermutet, der eine Gleichschaltung der Ev.-Luth. Kirche in Bayern durch die Deutschen Christen und damit ein Aufgehen in der „Reichskirche“ zu verhindern versuchte. Am 26. Juni 1938 wurde die Vorhalle und am 3. Juli der Turm gesprengt. Am 6. Juli waren die Abbrucharbeiten abgeschlossen.
Nach dem 2. Weltkrieg war die Gemeinde heimatlos geworden und (über)lebte in Provisorien. Die Stadt München lehnte einen Neubau an alter Stelle ab und so wich der Bau der neuen Matthäuskirche an ihren heutigen Standort am Sendlinger-Tot-Platz aus. Nach Plänen von Gustav Gsaenger wurde 1953 bis 1955 ein Zentralbau mit integriertem Pfarramt, Gemeinderäumen und Campanile errichtet, in dem Gsaenger seine eigene Formensprache der organhaften Moderne voll entfaltete.
Das Geläut der Alten Matthäuskirche erhielt bereits drei Jahre vor ihrer Weihe ein Geläut der Gießerei Regnault aus dem mittelfränkischen Dinkelsbühl. Den Krieg überlebten alle drei Glocken. Die zwei größeren sind in den heutigen Glockenbestand integriert. Eine weitere, kleine Glocke (h'/c'') hängt heute in der Bartimäuskirche in München-Lochhausen.
Mit der Fertigstellung der neuen Kirche zogen auch wieder Glocken in St. Matthäus ein. Sechs der sieben Glocken fanden in den beiden Glockenstuben im 51 Meter hohen Turm Platz. Besonders die große Christusglocke überzeugt durch eine enorme Klangfülle. Die Vaterunserglocke (VI) hängt in einem extra Dachreiter an der anderen Seite der Kirche. Aus statischen Gründen wird sie nur noch zu Festtagen während des Vaterunsers geläutet. Sie gehört nicht zum Hauptgeläut.
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g°-c'-d'-e'-g'-(a')-b'
Glocke 1
Christusglocke
Ton: g°+2
Gewicht: 5148 kg
Durchmesser: 203 cm
Gießerei: Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gussjahr: 1955
Inschrift: HIMMEL UND ERDE WERDEN VERGEHEN, ABER MEINE WORTE WERDEN NICHT VERGEHEN. + MIT GOTTES HILFE GOSS MICH IM JAHRE DES HERRN 1955 F. W. SCHILLING IN HEIDELBERG.
Glocke 2
Reich-Gottes-Glocke
Ton: c'+3
Gewicht: 1995 kg
Durchmesser: 149 cm
Gießerei: Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gussjahr: 1955
Inschrift: DEIN IST DAS REICH UND DIE KRAFT UND DIE HERRLICHKEIT AMEN.
Glocke 3
Verkündigungsglocke
Ton: d'+2
Gewicht: 1363 kg
Durchmesser: 133 cm
Gießerei: Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gussjahr: 1955
Inschrift: O LAND LAND LAND HÖRE DES HERRN WORT.
Glocke 4
Betglocke
Ton: e'+2
Gewicht: 1000 kg
Durchmesser: 128 cm
Gießerei: Nicolaus Regnault, Dinkelsbühl
Gussjahr: 1830
Inschrift: EHRE SEY DEM HERREN IN DER GEMEINDE DIE IN CHRISTO IESU IST ZU ALLER ZEIT.
Glocke 5
Lob-und-Dank-Glocke
Ton: g'-2
Gewicht: 650 kg
Durchmesser: 105 cm
Gießerei: Nicolaus Regnault, Dinkelsbühl
Gussjahr: 1830
Inschrift: DAS VOLCK DAS GESCHAFFEN SOLL WERDEN, WIRD DEN HERRN LOBEN.
Glocke 6
Vaterunserglocke
Ton: a'+2
Gewicht: 518 kg
Durchmesser: 91 cm
Gießerei: Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gussjahr: 1964
Inschrift: VATER UNSER, ERHÖRE UNSER GEBET.
Glocke 7
Taufglocke
Ton: b'+5
Gewicht: 410 kg
Durchmesser: 85 cm
Gießerei: Friedrich Wilhelm Schilling, Heidelberg
Gussjahr: 1964
Inschrift: GESTIFTET VON GUSTL FELDMEIER, MÜNCHEN.
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Leider hatte meine Videobearbeitungssoftware gestern einige Aussetzer, sodass es mir leider nicht möglich war, das Video in allen Teilen synchron zu erstellen.
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An dieser Stelle sei Pfr. Norbert Roth und dem Mesner herzlich gedankt!
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ALLEN EIN GESEGNETEN REFORMATIONSTAG!