Zur möglichen Klärung der oben gestellten Fragen, seien sieben Prämissen angeführt. Die erste: Kunst schwebt nicht frei im Raum, sondern ist das Produkt einer spezifischen Leistung, die zum Kunstwerk führt und damit eine eigene Kategorie der Hervorbringung auftut. Die zweite: Das Produkt „Kunstwerk“ dient aus „inneren“ Gründen zwingend keinem praktischen Zweck, deshalb sehen wir als dessen Finalursache das Erwecken einer jeweiligen Wirkung im Sinne einer rezeptiven Aufnahme infolge einer möglichen Veröffentlichung. Die dritte: Die Wirkung dieser (Ein-)Wirkung entspricht keiner Wirk-Macht, die sich etwa durch Argumente Stringenz verschaffte, sondern beruht auf einem Angebot konfigurierter Scheinbilder im Status einer hypothetischen „Wirklichkeit“, welche den Rezipienten am Ort der ästhetischen Vorstellung durch Reflexion aufgehen mögen. Die vierte: Wie daraus ersichtlich werden sollte, ist die konstitutive Kunstleistung nicht auf das Erlangen von Erkenntnis ein- und ausgerichtet, wie sie „der“ Vernunft (im Sinne der Aufklärung) ein Um und Auf war und - damit zusammenhängend - auch nicht auf den Diskurs oder das Belegen einer „Wahrheit“. Die fünfte: Verstehen wir wahr (im philosophischen Sinn) als Gegenteil von falsch (und nicht von gelogen), so geraten wir in einen sprachlichen Konfliktbereich, der sämtlichen Bemühungen widerstrebt, mit Kunst jedoch nicht das Geringste zu tun hat und auch in der unscharfen Relativierung als „Wahrhaftigkeit“ (eines Künstlerwillens etwa) nicht zutrifft. Die sechste: Denn kein Kunstwerk „spricht“ aus einer Identität, die sich womöglich für die des Künstlers verlässlich machen könnte, sondern immer im Sinne einer im Grunde unscharfen Stellvertretung durch „das“ Werk; dies auch oder besonders dann, wenn (z. B. im Roman) ein vorgeschobenes „Ich“ diese Identität übernimmt. „Kunst“ bedeutet in diesem Verhältnis eine Form der Künstlichkeit, die von jeder persönlichen Zuordnung Abstand nimmt. Die siebente: Würde das anders verstanden und „die“ Kunst in die Verpflichtung eines Wahrsprechens gestellt, ließe sich jedes Kunstwerk als Beleg neurotischer oder psychotischer Zustände fehldeuten. Dies ist aber nicht der Fall, wie wir zu zeigen versuchen. Vielmehr spürt Kunst die Absurdität einer rationalisierten Lebenswelt auf.