Miltenberg (MIL) Glocken der kath. Stadtpfarrkirche St. Jakobus der Ältere (Turmaufnahme)

Eines der eindrucksvollsten Geläuteensembles Frankens erklingt aus den beiden Türmen der katholischen Stadtpfarrkirche St. Jakobus der Ältere in der wunderschönen Altstadt Miltenbergs. Als nach Ende des Zweiten Weltkrieges die einstigen Glocken verloren gegangen waren, hat man bald beschlossen, ein neues Geläute für die Miltenberger Pfarrkirche zu bestellen. Die Wahl fiel auf die noch junge, aber namhafte Gießerei Schilling in Heidelberg. Der Guss der sechs Glocken im Jahr 1954 kann klanglich sicher zu seinen besten Werken gezählt werden. Die beiden großen Glocken konnten in den noch vorhandenen Holzglockenstühlen aufgehangen werden, lediglich für die vier kleinen Glocken wurde die Aufhängung in der unteren Südturmglockenstube verändert. Die Disposition des Geläutes baut auf den majestätischen Molldreiklang der drei großen Glocken auf und findet ihren Abschluss in der Klangfülle der kleineren Glocken. Dadurch entsteht wohl die unverwechselbare Gesamtwirkung des feierlichen Geläutes - hätte man doch auch noch eine cis' in der verwaisten Glockenstube im oberen Südturmgeschoss (16:45) anbringen können, um ein "Otto-Normalgeläute" zu erhalten. Gerade diese Tatsache macht das zweitgrößte Geläute der Diözese Würzburg so besonders. Nationale Bekanntheit erlangte das Geläute 2006, als der damalige Pfarrer und heutige Weihbischof Ulrich Boom eine NPD-Demo mit dem Läuten aller Glocken zerschlagen konnte. An Hochfesten erklingen alle Glocken - gelegentlich sogar zusammen mit denen der evangelischen Kirche, welche auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Blatz auf das Geläute der Jakobuskirche abgestimmt wurden und verbreiten die Frohe Botschaft am Untermain als imposantes Klangmeer.
Gl. 1 | Muttergottes | gis° | 4415 kg | 1954 mm | Friedrich W. Schilling, Heidelberg (1954)
Gl. 2 | Jakobus | h° | 2575 kg | 1631 mm | Friedrich W. Schilling, Heidelberg (1954)
Gl. 3 | Johannes-Nepomuk | dis' | 1334 kg | 1275 mm | Friedrich W. Schilling, Heidelberg (1954)
Gl. 4 | Bonifatius | fis' | 878 kg | 1095 mm | Friedrich W. Schilling, Heidelberg (1954)
Gl. 5 | Pius | gis' | 616 kg | 980 mm | Friedrich W. Schilling, Heidelberg (1954)
Gl. 6 | Kilian | ais' | 500 kg | 913 mm | Friedrich W. Schilling, Heidelberg (1954)
Zum Videoprogramm: Zunächst erfolgt eine Führung durch die Kirche 00:00, während im Hintergrund ein Außeneindruck des Geläutes gegeben wird. Anschließend erklingen die Glocken im Einzelnen. Es beginnen im Südturm die Kiliansglocke 02:40, gefolgt von Pius 04:20, Bonifatius 06:10, und Johannes Nepomuk 07:55 - darauf erklingt die Jakobusglocke 10:00 im oberen Geschoss des Nordturmes und zum Abschluss die große Muttergottesglocke 12:30 ein Stockwerk tiefer. Das Festgeläute aller Glocken 17:00 bildet den Abschluss dieser Geläutevorstellung.
Nachdem man 1782 den Vorgängerbau der heutigen Stadtpfarrkirche aus dem 14. Jahrhundert für baufällig erklärt hatte, beschloss man unter Erhaltung des gotischen Kernes einen "Neubau" der Kirche zu errichten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden zunächst die beiden Chortürme, bevor das Langhaus und der Chor 1830, 1862 und 1886 umgestaltet wurden. Die gotischen Säulen im Hauptschiff sind noch erhalten. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das Gotteshaus bei der letzten Generalsanierung ab 2003. Beim Betreten der Kirche fällt der Blick schnell auf den lichten Chorraum, mit dem Flügelaltar aus dem Jahr 2004 - er ist nur in den kirchlichen Festzeiten vollständig geöffnet und zeigt verschiedene biblische Szenen.
Herzlich bedanken möchte ich mich bei den Verantwortlichen der PG Miltenberg-Bürgstadt für die Genehmigung der Aufnahmen, insbesondere bei Herrn Winkler und Herrn Bailer für ihre Zeit. Zum KZbin-Kanal der Pfarrei geht es hier: / @klangraumst.jakobus5791
- Wer aber dieses Brot ist, wird leben in Ewigkeit - Ein gesegnetes Fronleichnamsfest!

[@glockengelauteausosterreic151]

Ein kräftig schönes Schilling Geläut, gefällt mir 😊 Schilling „überrascht“ mich immer wieder mit fantastischen Geläuten. Großglocken gießen hatte er einfach drauf 😄

[@heidelbergerglockenfreund6016]

Ja ich auch ich bin ein großer F.W.Schillings Fan

[@glockenzeit]

Es gibt eigentlich keine schlechte Glocke in diesem Geläute. Selbst die Jakobusglocke ist im Vergleich zu manch anderen Glocken dieser Größe aus verschiedensten Gießereien klanglich gut gelungen!

[@Schillingglocke1]

Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, daß die gis0 unten so gut "brummte", der ganze Platz war mit Klang erfüllt da. Trotz eher nur leichterer Rippe doch eine bemerkenswerte Glocke mit fantastischer Unteroktave, halt FWS 👍

[@lucarichard5899]

Immer sehr reizvoll das Ganze : ). Das Geläut zum Sonntageinläuten werde ich noch herausfinden.

[@glockenzeit]

Miltenberg muss man unbedingt gehört haben!

[@Bennoglocke]

Eines der schönsten Geläute Frankens, dass ich je live gehört habe. Passend dazu die Präsentation. Gesegneten Feiertag!

[@glockenzeit]

Dankeschön und ebenso. Die musikalische Genialität des Geläutes kann man schwierig in Worte übertragen ;-)

[@nurnbergerglockenfreund]

Miltenberg einfach nur ein bombastisches und wunderschönes Geläut. Dir ebenfalls einen schönen Feiertag.

[@glockenzeit]

Danke. Miltenberg ist wirklich WOW. Sollte man mal gehört haben...

[@richardmetz9848]

Wunderbare Glocken , und die alten Holzglockenstühle gefallen mir besonders .

[@glockenzeit]

Das hat tatsächlich etwas uriges - das Geläute ist einfach fulminant, hat aber trotzdem viel Charmé.

[@glockenfaneliasscheiber1058]

Bombastisch damit ist alles gesagt schöne Aufnahme

[@glockenzeit]

Danke!

[@Bennoglocke]

Besonders schön zu hören, wie stark doch die Verbindungen von Schilling Apolda und dem Heidelberger Familienzweig zu sein scheinen.

[@glockenmark]

Die Kirche hatte eine sehr schöne Bemalung im Inneren gehabt, dann ist sie purifiziert worden, dass weiß ich vom Kirchenführer von Schnell und Steiner in Regensburg. Die Glocken sind sehr toll.

[@oliverfrenzl5872]

Die Kirche war bis zur Hälfte des vorigen Jhd ein Schmuckstück und sehr prunkvoll ausgestattet. Das Vatikanum II hat eine karge Halle daraus gemacht. Bei der letzten Renovierung hat man dann versucht Lücken zu schließen und irgendwie wieder Wärme in den alten Kasten zu bekommen - aber jetzt ist es noch schlimmer als vorher. Es passt nichts zusammen. Schade drum, wirklich schade.

[@stahlglocke]

Ein ziemliches Klöppelsammelsurium. Zu Beginn wundert man sich darüber, dass die kleineren Glocken bereits gedreht worden sind, die Auflösung zeigt dann die Schweißnaht der großen Glocke. Wann war denn das? Im Originalzustand scheint nur noch Glocke 2 zu sein?

[@Schillingglocke1]

Das muß etwa vor 10 Jahren gewesen sein mit der Schweißung

[@glockenzeit]

Genau, 10 Jahre kommen ungefähr hin. Mit Ausnahme der Jakobusglocke wurde tatsächlich schon überall etwas gemacht - sie hängt ja immer noch am originalen Joch, ist aber auch um einiges schwerer zugänglich als die anderen Glocken.