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Gott als Urgrund alles Heiligen
Im interreligiösen Gespräch nehmen die katholische Theologin Cordula Heupts und der islamische Rechtswissenschaftler Dr. Idris Nassery aus Paderborn das „Heilige“ in ihren Fokus. Unter der Überschrift „Heiliger Boden? (Ent-)Sakralisierung von Räumen in Christentum und Islam“ suchen die Gesprächspartner nach Gemeinsamkeiten sowie Unterschieden zum Aspekt des „Heiligen“, um von der Position beider Religionen eine Kontur zu zeichnen.
Der Austausch veranschaulicht, wie viel Verbindendes zwischen Christentum und Islam beobachtet werden kann - insbesondere dann, wenn es um den eigentlichen Urgrund des Heiligen geht: Gott. Weitere Diskussionspunkte des Gespräches ergeben sich aus weiterführenden Fragen zur Raumgestaltung und Ästhetik sowie den sich innerhalb dieser Paramater abspielenden Handlungsvollzügen.
Was die Erfahrbarkeit Gottes sowie die Verortung dieser Erfahrung mit und im Sakralraum betrifft, veranlasst Cordula Heupts aus christlich-katholischer Perspektive zu folgender Differenzierung: „Kirchenbauten können die Gegenwart Gottes nicht einfach herstellen“, dennoch zeige sich in ihnen eindeutig „die Hoffnung, dass Gott in der Eucharistie, in der feiernden Gemeinde und durch die Heiligen gegenwärtig“ sei. Der Mensch brauche außergewöhnliche Orte, „um die Präsenz Gottes wahrnehmen zu können.“ So sondere er dafür - wie in vielen anderen Kulturen auch - „besondere Orte von der Alltagswelt ab“.
Auch im Kontext der islamischen Theologie stellt das Sakrale sowohl eine räumliche Abgrenzung als auch begriffliche Limitierung dar. Dr. Nassery erklärt, dass wenn man sich mit dem Begriff „sakral“ auseinandersetze, schnell zur Feststellung käme, dass die sinnverwandten Begriffe „allein auf Gott bezogen sind. Allein Gott werden die Merkmale der Heiligkeit zugeschrieben.“ Erst in einem weiteren Schritt fiele auf, dass in bestimmten Überlieferungen „Gott selbst den Begriff ‚sakral‘ auch für bestimmte Orte benutzt“. Dabei sei von Symbolen die Rede, „die Gott geschaffen hat, von Orten, die eine Symbolik haben“. Folglich könne zunächst nur Gott „Sakralität“ zuschreiben und „heilige Stätten“ als solche benennen.