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Zu Lebzeiten von der Kirche als Ketzer verschrien, gilt Jacob Böhme heute als bedeutendster Autor der christlichen Mystik - obwohl er ein einfacher Schuhmacher war. Worin liegt die Faszination seines Denkens? Und was hat er uns heute zu sagen?
Jacob Böhme (1575-1624) ist eine der unbekanntesten und gleichzeitig bedeutendsten Figuren der deutschen Geistesgeschichte. Er war Zeitgenosse Shakespeares, Giordano Brunos und Galileis und lebte als Schuhmacher und Tuchhändler in Görlitz an der Neiße. Nach mehreren Erleuchtungserfahrungen begann er, seine inneren Erlebnisse und Visionen aufzuzeichnen und offenbarte sich dabei als ein starker Sprachgestalter. 1612 verfasste er für sich selbst als Erinnerungsbuch den Text „Morgenröte im Aufgang“, einen grandiosen Entwurf christlicher Theosophie und Kosmosophie. Hier stellte er die Erkenntnis- und Willensfreiheit des Menschen in den Mittelpunkt. Trotz Schreibverbots und Ketzereiverdachts durch die lutherisch-orthodoxe Obrigkeit wurden Böhmes Schriften in den politisch unabhängigen und geistig aufgeschlossenen Kreisen des schlesischen Adels bekannt. Die letzten Jahre seines Lebens war er ausschließlich mit der Niederschrift seiner Texte beschäftigt, ein schon zu Lebzeiten in weiten Teilen Europas als „Philosophus Teutonicus“ berühmter Mann. Der Autor der dreistündigen Sendung ist Ronald Steckel.