Nils liest - Alte Pfade

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Nils Nöske

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Nils liest: Alte Pfade
Von Nils Nöske
(09.10.2011 für den eigenen Glauben)
Ein alter Mann wanderte einen verschlungenen Bergpfad entlang. Ein fürchterliches Unwetter tobte über ihm und er suchte nach einem Unterschlupf. Da sah er vor sich ein beeindruckendes Kloster, zu dessen Eingang er sich daraufhin begab. Er klopfte und ein Mönch in zerschundenen Gewändern öffnete dem alten Mann und ließ ihn ein.
An den Wänden des Klosters hingen überall die Bilder eines Mannes und auch steinerne Bildnisse waren von jenem Mann gehauen und aufgestellt worden. In der Kapelle, durch welche der Mönch den Wanderer führte, stand sogar eine riesige Statue jenes Mannes aufgestellt, welcher wohl der hier angebetete Gott zu sein schien. Sie gelangten schließlich in einen Esssaal, in dem ein Tisch mit vielen Speisenden stand und in welchem der alte Mann einen Platz und eine Mahlzeit angeboten bekam.
Nachdem er dankend angenommen hatte und die ihm gereichten Speisen verzehrte, fragte er die Mönche: „Sagt mir bitte, wem zu Ehren ist dieses Kloster erbaut worden? Wer ist der Gott, dem ihr folgt?“
„Wir dienen dem, der uns zur Erleuchtung führen wird“, erklärte ihm da einer der Mönche freundlich. „Wir folgen streng den Lehren und Weisheiten des großen Bidhan. Er war ein Erleuchteter, welcher den Menschen den Weg aus ihrem Leid zu zeigen versuchte. Wir gehen auf seinem Wege und leben nach seinem Vorbild, um selbst die Erkenntnis zu erlangen.“
Als der Wanderer jedoch diese Worte hörte, musste er lauthals lachen. Er brüllte beinahe vor Vergnügen, denn selten hatte er etwas dermaßen Ironisches und Unterhaltsames vernommen. Er kannte die Lehren des erleuchteten Bidhan gut und ihn erfreute es, hier Menschen zu treffen, welche dessen Worte zu schätzen wussten. Doch schienen sie die Lehre des Erleuchteten auf eine andere Weise zu verstehen, als er es tat.
„Warum lachst du?“, fragte einer der Mönche ihn da unsicher. „Verspottest du uns etwa?“
„Oh nein“, brachte der Wanderer hervor, als er sich ein wenig beruhigt hatte, „nur bin ich mir sicher, dass Bidhan Lehren erteilte, die solcherlei Klöster entgegenwirken sollten. Und so kam mir gerade der unverschämte und ungerechte Gedanke, eure Angst davor die Erleuchtung zu verfehlen, nährt eure Verblendung, so dass ihr in Gier nach der Erkenntnis trachtet und sie auf einem möglichst sicherem Wege zu erreichen sucht.“
„Das ist eine Frechheit!“, riefen da einige der Kloster-Brüder. „Das ist nicht nur unverschämt, es ist eine Beleidigung unseres Glaubens! Verschwinde aus unserem Hause!“
Da lachte der alte Wandersmann erneut und sprach: „Nun macht euer Hass die vier großen Probleme komplett, vor denen Bidhan einst warnte. Wahrlich, ihr seid von eurem Weg abgekommen, um euch in den Schuhabdrücken eines Weisen zu verlaufen.“ Bei seinen Worten waren einige Mönche aufgesprungen, andere zögerten noch. Etwas hielt sie davon ab, gegen den alten Mann vorzugehen. „Meine Freunde, hat denn Bidhan nicht selbst gesagt, niemand könne ihm auf direktem oder starrem Wege folgen? Jeder von uns hat sein eigenes Leben, seine eigenen Erfahrungen und Lektionen. Wir selbst können nur erkennen, was wir erfahren. Ihr mögt Bidhans Worte hören und verstehen, doch wirklich erfahren könnt ihr sie nur zu einem Teil.
Ja, dies hier mag ein Stück eures Weges sein, aber wenn ihr euch daran festklammert und es nicht auch loszulassen bereit seid, wird dieser alte Pfad euch nirgends hinführen, außer ins Leid. Sucht ihr jedoch in eurer eigenen Wirklichkeit nach euren eigenen Antworten und Erkenntnissen, dann werdet ihr euch selbst erkennen. Und ihr werdet auch sehen, dass die Erleuchtung bereits in euch lag. Schon seit einer Ewigkeit ...“
Da blickten die Mönche sich an und schwiegen. Jene, welche aufgestanden waren, atmeten tief ein, setzten sich zurück an den Tisch und speisten still weiter. Kein Wort wurde an diesem Abend noch gesprochen. Der alte Wanderer saß nur dort und lächelte sanft.
Am nächsten Morgen berichteten viele der Mönche voller lebendiger Freude, sie hätten in der Nacht die Erleuchtung gefunden. Jene zogen schon sehr bald aus dem Kloster aus und die meisten von ihnen kehrten niemals dorhin zurück.

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