Рет қаралды 548
02.07.21
Wie würde sich unsere Gesellschaft und dein Leben verändern, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gäbe?
Um diese Frage zu beantworten, wurde jetzt das erste deutsche Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen ins Leben gerufen, um die Diskussion nicht nur auf der Basis von ideologischen Glaubenssätzen zu führen, sondern sie auf eine realistische Machbarkeit zu prüfen - anhand von wissenschaftlichen Daten.
Wir haben mit Michael Bohmeyer vom Verein Mein Grundeinkommen gesprochen. Der Verein verlost mittels Crowdfunding regelmäßig Grundeinkommen und ist auch Initiator des Pilotprojektes Grundeinkommen. Im Interview erzählt uns Michael, was sie mit dem Verein bis jetzt für Erfahrungen gesammelt haben, welche Auswirkungen das Grundeinkommen auf die Gesellschaft und auf die Wirtschaft haben könnte und was sie mit dem neuen Pilotprojekt Grundeinkommen jetzt genau herausfinden wollen.
Die Idee ist eigentlich schon ziemlich alt. Michael erklärt es so:
"Alle Menschen kriegen von der Geburt bis zum Tod einen Betrag ausgezahlt vom Staat, der gut zum Leben reicht. Also zum Beispiel tausend Euro. Und das völlig unabhängig davon, was sie mit dem Geld tun. Das heißt, alle Menschen hätten dann einfach für immer genug und die Idee ist, dass sie dann weniger Existenzsorgen hätten und bessere Entscheidungen treffen können." - Michael Bohmeyer
"Es geht nicht mehr darum, dass die Bedürftigen Geld kriegen, um ihre Not zu lindern, sondern alle Menschen - arm und reichen - kriegen am Monatsanfang genug Geld, sodass von vorneherein gar keine Not entstehen kann. [...] Dafür kriegt jeder, der mitmacht, jeden Monat eine Losnummer zugewiesen. Diese wird dann an einem Glücksrad erdreht - und wenn man ein bisschen Glück hat, dann ist die eigne Losnummer dabei und man kann selbst, aber auch mit einem Freund zusammen, 12.000 Euro für ein Jahr erhalten."
- Michael Bohmeyer
Zunächst musste Michael feststellen, dass es Menschen gab, die zwar "gewonnen" hatten und deren Losnummer ausgewählt wurde, die aber das Grundeinkommen nicht annehmen wollte. Ihnen war es dann doch unangenehm (und ungewohnt), einfach so und ohne irgendwelche Leistungen Geld zu bekommen. Diese Teilnehmer*innen bekamen das Geld aber trotzdem ausgezahlt. Ansonsten passiert nach der Auszahlung erst mal nicht wirklich viel. Einer der Kritikpunkte in der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen ist, dass die Menschen dann aufhören würden, arbeiten zu gehen. Das konnte Michael allerdings nicht feststellen - im Gegenteil:
"Die Leute haben nur ganz selten ihren Job gekündigt. Und wenn, dann haben sie Jobs gefunden, die sogar besser bezahlt sind und die besser zu ihnen passen."
- Michael Bohmeyer
Bedeutet das bedingungslose Grundeinkommen Friede-Freude-Eierkuchen?
Tatsächlich nicht ganz. Denn wenn du plötzlich Geld bekommst und dadurch abgesichert bist und keine Existenzängste durch beispielsweise Jobverlust hast, machst du dir trotzdem andere Gedanken. Teilnehmer*innen stellten sich mit dem Grundeinkommen dann grundsätzliche Fragen wie: Was will ich eigentlich vom Leben? Wo ist mein Platz in der Gesellschaft? Was will ich und was kann ich überhaupt beitragen? Das sind ziemlich schwierige, kopfzerbrechende Fragen.
Vom Experiment zum Start-up
Seit dem Start ist das Projekt ganz schön gewachsen. Mittlerweile unterstützen den Verein 2,4 Millionen Menschen und es wurden bereits über 750 bedingungslose Grundeinkommen vergeben. Doch auch wenn das Projekt so viel Anklang erfährt, bleibt weiterhin eine große Frage: Wie sollte ein bedingungsloses Grundeinkommen in Deutschland finanziert werden?
"Hier gibt's oft ein Missverständnis. Anders als in unserem ersten Projekt jetzt ist es nämlich nicht so, dass mit einem echten Grundeinkommen alle Menschen wirklich tausend Euro mehr zur Verfügung hätten. Es stimmt zwar, dass am Monatsanfang der Obdachlose und der Millionär und alle anderen tausend Euro bekommen würden. Aber alle würden eben auch deutlich höher Steuern als heute bezahlen, das muss man ganz ehrlich dazu sagen. Und das führt dazu, dass die Mittelschicht ungefähr genau so viel hätte wie heute, dass die Reichen etwas ärmer und die Armen etwas reicher wären. Und was wir rausfinden wollen, ist aber, ob das etwas Gutes wäre, weil dann alle die gemeinsame Sicherheit hätten. Und die Theorie ist, dass wenn man Planungssicherheit hat, dass man dann bessere Entscheidungen trifft, weniger Stress und mehr Gesundheit hat und davon würden wir am Ende alle profitieren."- Michael Bohmeyer
Was Michael bei seinem Projekt bisher am meisten überrascht hat, welche Effekte ein bedingungsloses Grundeinkommen bei verschiedenen Personengruppen erzielen kann und was die Teilnehmer*innen so mit ihrem Geld angestellt haben, erfährst du im Interview.