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Unsere nächste und auch letzte Station auf unserer langen Reise an den Küsten Grönlands ist die Siedlung Siorapaluk - die nördlichste Siedlung der Welt! Aufgrund der Tatsache, dass man hier den Ursprüngen der Robbenfänger und der Fischerkultur noch sehr nahe kommen kann, ist die Siedlung ein beliebtes Reiseziel auf Expeditionskreuzfahrten. Gerade einmal 80 Menschen leben hier oben im grönländischen Norden.
Der Name Siorapaluk bedeutet ›kleiner Strand‹; in der Siedlung befindet sich ein Sandstrand. In den Gewässern tummeln sich neben vielen Narwalen auch große Robbenpopulationen. In den wenigen Restaurants werden die Tiere übrigens auch als Delikatessen zubereitet und serviert. Trotz der geringen Größe der Ortschaft findet man hier einen kleinen Laden und sogar ein Postamt, von wo aus man Postkarten mit freundlichen Grüßen von der nördlichsten Siedlung der Welt nach Hause schicken kann. Der Ort ist auch wegen seiner Geschichte von Interesse. Von hier aus startete der Polarforscher Knud Rasmussen nicht weniger als sieben seiner Expeditionen. Und auch der amerikanische Seefahrer Robert Peary stach hier in See, um den geografischen Nordpol zu erreichen.
Das grönländische Thule
Seit der griechische Seefahrer Pytheas im Jahre 330 vor Christus über eine angeblich geheimnisvolle Insel im hohen Norden berichtete, existiert der Mythos Thule in den Köpfen vieler Menschen. Nach den Berichten Pytheas liegt Thule im äußersten Norden der Welt, sechs Tage von Britannien entfernt. Viele Menschen verbinden den Ort automatisch mit Grönland, und in der Tat gab und gibt es auf der Insel Orte, die diesen Namen tragen.
Der berühmte grönländisch-dänische Polarforscher Knud Rasmussen gründete am Nordufer der North Star Bay am Fuße des Berges Dundas 1909 eine Missionsstation für die grönländischen Inuit. Ein Jahr später errichtete er direkt daneben eine Handelsstation, der er den Namen Thule gab. Später wurde die ganze Region nach der Station benannt. Mitte der 1930er Jahre kaufte eine dänische Handelsgesellschaft die Station von der Witwe Rasmussens, und Thule wurde zu einer dänischen Kolonie. Aufgrund eines Übereinkommens zwischen der dänischen und der amerikanischen Regierung im Jahre wurde 1943 hier eine meteorologische Station der USA eingerichtet und einige Jahre später um eine Landebahn erweitert. Durch ein weiteres Abkommen mit Dänemark sicherten sich die USA 1951 das Recht die Station zu einer großen Militärbasis auszubauen, die vor allem für den immer verbissener geführten Kalten Krieg strategische Bedeutung haben sollte. Die ›Thule Air Base‹ wurde zur größten Militärstation außerhalb der USA.
Verlierer waren die lokalen Inuit. 1953 wurden die Menschen im Zuge der geplanten Eröffnung der Basis ›umgesiedelt‹, wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß. In der Realität kam die Aktion jedoch mehr einer Vertreibung und einer ersatzlosen Enteignung gleich. Gerade einmal vier Tage wurde den Bewohnern gegeben, um ihre Häuser zu verlassen. Die Inuit wurden nach Qaanaaq gebracht, wo jedoch die meisten Gebäude für die neuen Bewohner noch nicht fertig waren und die Menschen bei eisigen Temperaturen in Zelten nächtigen mussten. Im englischen und auch deutschen Sprachgebrauch wurde der Ortsname Thule auf die neue Siedlung übertragen, was bis heute oft zu Verwirrungen führt. Nach einem langjährigen Rechtsstreit erreichten die Opfer der Umsiedlung, dass ihnen 1999 endlich eine bescheidende Entschädigung ausbezahlt wurde. 1986 wurde die alte Handelsstation in ihre Einzelteile zerlegt und in Qaanaaq neu aufgebaut. Seitdem dient das Gebäude als Heimatmuseum.
International bekannt wurde die Thule Air Base im Jahre 1968. Ungefähr elf Kilometer von der Basis entfernt stürzte ein Kampfflugzeug der amerikanischen Armee ab, das mit vier Wasserstoffbomben bestückt war. Nur drei der vier Bomben konnten aus dem Eismeer geborgen werden. Die intensive Suche nach der vierten, höchstgefährlichen Bombe war offiziell 1979 erfolgreich. Mehrere US-amerikanische Journalisten bezweifeln jedoch bis heute, dass die Bombe wirklich gefunden wurde.
Reisende haben die Möglichkeit, die Basis, die heute ›Peterson Air Force Base‹ heißt, mit einer Sondergenehmigung des dänischen Außenministeriums zu besuchen. Sehr interessant für die Besucher ist historisch gesehen vor allem der Dundas-Berg. Von hier aus startete nicht nur der grönländische Held Knud Rasmussen seine legendären Arktisexpeditionen, sondern auch Robert Peary brach hier zu seiner umstrittenen Nordpolarentdeckung ins ewige Eis auf.