Soest - Das Geläut der Heilig-Kreuz-Kirche

Die Neugestaltung des Soester Domgeläutes 1990/93 brachte nicht nur 5 neue Glocken in die Stadtmitte, sondern auch 8 weitere Glocken in die zwei Kirchen, an die je eine hist. Glocke des Doms abgegeben worden war. Eines dieser neuen Geläute wird hier vorgestellt.
Bis zum 2. Weltkrieg war die Patrokligemeinde die einzige, katholische Gemeinde der Stadt. Bedingt durch Zuzug von Vertriebenen und Geflüchteten wuchs die Gemeinde enorm an und gründete 3 Tochtergemeinden - welche mittlerweile alle wieder mit der Muttergemeinde im Pastoralen Raum Soest vereinigt sind.
Im Westen der Stadt gründete sich 1960 ein Kirchbauverein, sehr bald wurde ein Architektenwettbewerb für einen Kirchbau ausgeschrieben. 1965 wurde der Entwurf des 1961 verstorbenen Prof. Rudolf Schwarz ausgewählt, die Ausführung erfolgte unter Leitung seiner Ehefrau Maria Schwarz. Prof. Schwarz gilt als einer der bedeutendsten Kirchenarchitekten der Zeit kurz vor und dann nach dem 2. Weltkrieg, sein vielleicht prominentestes Werk ist die Fronleichnamskirche in Aachen. Der Baubeginn war am Fest Kreuzerhöhung 1965, die Weihe zu Kreuzerhöhung am 14.9.1967. Einen Tag zuvor kam die kleine Glocke aus dem Dom nach Hl. Kreuz.
Wären da nicht der 16 Meter hohe Glockenturm, der sich kaum über die Kirche erhebt, der bergende Kirchplatz und die Gemeindebauten - man könnte Hl. Kreuz auch für eine Industriehalle halten. Schwarz gelang hier ein Entwurf von großer Monumentalität bei gleichzeitiger Schlichtheit. Das Element der frei in den Raum gestellten Apsis gibt der weiten Halle Richtung und lässt auch den Einzelbesucher Geborgenheit erfahren. Die Ausstattung nimmt die selten hohe Schlichtheit des Raumes auf, die Kirche ist nahezu im Ursprungszustand erhalten und wurde 2015 unter Denkmalschutz gestellt. Ein anspruchsvoller Gegenpart zu den großen, historischen Kirchen der Altstadt! Hinweise zur Ausstattung finden sich bei den einzelnen Fotos.
Die Domgemeinde plante ab Ende 1989, anlässlich der Sanierung des Domturmes auch das dortige Geläut zu überarbeiten und die abgegebenen Glocken zurück zu holen. So ergab sich recht schnell die Notwendigkeit aber auch der Wunsch, ein der Heilig-Kreuz-Kirche angemessenes Geläut zu beschaffen. Am Fest Kreuzerhöhung 1990 wurden die vier neuen Glocken unter Florence Hüesker in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher gegossen und am 4.11.1990 geweiht. Das erste offizielle Geläut erklang zu Beginn des neuen Kirchenjahres am 1.12.1990. Seitdem bilden die 4 Glocken die lebendig-feierliche Stimme der Kirche. An das Patronat der Kirche mag die ernste Tonfolge erinnern, helle Tongebung und ausgewogen lebendiger Läuterhythmus erinnern aber daran, dass nach dem Kreuz ein Fest folgt. Ein sich in die bedeutende Glockenlandschaft der Stadt Soest würdig eingliederndes Geläut!
Geläutedaten (Inschriften Teil 1 neben den Reliefs, Teil 2 auf dem Wolm)
1. Heilig-Kreuz-Glocke f‘ -4
1181 mm, 1051 kg
CHRISTUS - HERR DER WELT
☆WIR RÜHMEN UNS DES KREUZES UNSERES HERRN JESUS CHRISTUS ☆ DURCH IHN SIND WIR ERLÖST UND BEFREIT.
2. Marienglocke g‘ -3
1056 mm, 745 kg
DURCH MARIA - ZU JESUS
☆ICH BIN DIE MAGD DES HERRN, WAS ER EUCH SAGT, DAS TUT.
3. Patroklus- und Bonifatiusglocke as‘ -3,5
988 mm, 607 kg
ST. PATROKLUS - ST. BONIFATIUS
☆IHR WERDET MEINE ZEUGEN SEIN ☆ WER MEIN JÜNGER SEIN WILL, NEHME SEIN KREUZ AUF SICH.
4. Hildegard- und Franziskusglocke b‘ -2
878 mm, 438 kg
ST. HILDEGARD - ST. FRANZISKUS
☆ICH WILL DICH PREISEN TAG FÜR TAG, ☆ DEINEN NAMEN LOBEN IMMER UND EWIG.
Auf der Rückseite jeder Glocke auf der Flanke Gießerzeichen mit Jahreszahl und Eigentumsvermerk:
19 - 90
HEILIG KREUZ SOEST
(Die hier fünfzackig dargestellten Sterne sind auf den Glocken sechszackig.)
Reliefs: Werner Klenk, Oelde-Sünninghausen.
Datenangaben nach Quelle 3.
Aufnahme: 20.03.2021
Aufnahme der Glocke von 1577: 23.07.2003 (Turmaufnahme im Patroklidom)
Hist. Ansicht der Kirche: Postkarte o. J., Dülberg-Verlag, Soest.
Fotos des geschmückten Patronatskreuzes: Fabian Golec, Soest.
Alle anderen Fotos eigener Provenienz.
Herzlicher Dank gilt dem Pastor emeritus von Hl. Kreuz für seine umfangreiche Vermittlung und den freundlichen Kontakt sowie Fabian Golec für die Begleitung und Unterstützung in Hl. Kreuz und das Schalten der Glocken.
Verwendete Quellen/Literatur:
1. Pfarrgemeinde Hl. Kreuz (Hrsg.): 25 Jahre Heilig-Kreuz-Kirche Soest 1967-1992 (Festschrift), Soest 1992.
2. Pfarrgemeinde Hl. Kreuz (Hrsg.): 1967-2017 50 Jahre Heilig-Kreuz-Kirche Soest (Festschrift), Soest 2017.
3. Erzbischöfliches Generalvikariat Paderborn (Hrsg.): Kirchenmusikalische Mitteilungen als Beilage zum kirchlichen Amtsblatt für die Erzdiözese Paderborn S 1/96, Paderborn 1996, darin: Gerhard Best und Theo Halekotte: Neue Geläute und Geläuteergänzungen - Hl. Kreuz, Soest, S. 40-42.
4. Pfarrgemeinde Hl. Kreuz (Hrsg.): Faltblatt zur Glockenweihe am 04.11.1990, Soest 1990.

[@sanctus100]

Als Fan von Halbtonschritten gefällt mir das Plenum recht gut, auch wenn eine es´die Melancholie etwas aufgelockert hätte.

[@Glockenfampf]

Ein Zuckerhut aus dem 16. Jahrhundert. Das hat schon was. Eventuell ein Umguss aus früherer Zeit unter Beibehaltung der Form? Das Plenum ist im ersten Moment sehr ungewohnt, gefällt dann aber doch. Gerade aufgrund der doch sehr klangvollen Glocken.

[@stahlglocke]

Ja, davon geht man aus. Klanglich sehr überzeugend gelungen! Die akustisch äußerst gute Glockenstube begünstigt das neue Geläut sehr.

[@jkoch1385]

Mit dem Halbton sicherlich eine etwas melancholische Tonfolge. Doch Hl. Kreuz besitzt durchaus ein Geläut, das sich hören lassen kann.

[@regenfledis]

Ein wunderschönes Tui-Sunt-Caeli-Motiv!

[@stahlglocke]

Schaeben und Hoffs haben ja doch Bleibendes hinterlassen...

[@mathisbernardin6168]

Die Glocke von 1577 befindet sich in der St. Patrokli Dom in Soest ursprünglich von der Heilig-Kreuz-Kirche.

[@josch_]

Gibt es eine Läuteordnung? Wie sieht die aus?

[@stahlglocke]

Gibt es. Musst Du dort mal nachfragen.

[@josch_]

@@stahlglocke im Pfarrbüro oder wo?