Tecklenburg-Leeden (D-TE) - Die Glocken der ev. Stiftskirche

Etwa 15 km südwestlich von Osnabrück und unmittelbar nördlich von Lengerich befindet sich auf der anderen Seite des Teutoburger Waldes der zu Tecklenburg gehörende Ort Leeden. Erstmals urkundlich erwähnt wird Leeden 1058.
1240 wurde von Graf Otto I. zu Tecklenburg ein Zisterzienserkloster gegründet und folgend eine spätromanische Kirche errichtet, an die ab 1420 auf nördlicher Seite eine Pfarrkirche gleicher Größe angebaut wurde. Mit der Reformation im Tecklenburger Land durch Grad Konrad wird das ehem. Kloster zum freiweltlichen Damenstift, das noch bis zur Säkularisation besteht. Ab da wurde die Stiftskirche als Pfarrkirche genutzt und die vorherige Pfarrkirche größtenteils abgetragen. Nach der Zerstörung des gesamten Ensembles im zweiten Weltkrieg wurde nur noch die Stiftskirche wieder aufgebaut, womit die bis dahin erhaltenen Reste der ehem. Pfarrkirche leider nicht bis heute erhalten blieben.
Im Dachreiter der Kirche hängt das älteste Geläut des Tecklenburger Landes, in dessen Kirchen noch eine ganze Reihe historischer Glocken zu finden sind. Die größte Glocke ist ein Instrument des 13. Jhd. und wahrscheinlich die Glocke des ehem. Klosters. Sie wurde später mit einer unbezeichneten Glocke von 1496 ergänzt, die aus dem Tecklenburger Schloss stammen soll. Aufgrund ihres Aussehens ist sie jedoch zweifellos der Schule des niederländischen Gießers Gerhard van Wou zuzuordnen. Während des zweiten Weltkriegs waren beide Glocken auf dem Sammellager in Lünen, jedoch überlebten sie so glücklicherweise die Zerstörung des Dachreiters der ehem. Pfarrkirche, in dem sie bis dahin hingen, und konnten später nach Leeden zurückkehren. 2010 besuchte GSV Claus Peter die Anlage und empfahl der Gemeinde dringend eine Sanierung der gesamten Anlage. Die kleinere Glocke war zur Klöppelaufhängung in der Haube durchbohrt worden und bei der größeren fehlte ein Henkel an der Krone, mindestens ein weiterer war beschädigt.
Als Reaktion wurden beide Instrumente in Nördlingen repariert und zur Entlastung um eine dritte Glocke aus Sinn ergänzt.
Bei der Aufnahme wurde die moderne Glocke am Ende bewusst etwas früher ausgeschaltet, um noch einen Höreindruck des historischen Duetts zu ermöglichen.
Glocke 1: es''-5, 13. Jahrhundert, unbezeichnet
ca. 190 kg, 691 mm
Glocke 2: f''±0, 1496, unbez. (van Wou-Schule)
ca. 100 kg, 535 mm
Glocke 3: as''±0, 2013, Gebr. Rincker, Sinn
78 kg, 494 mm
Ablauf:
00:00 - Bilder der Kirche & Stundenschlag
01:25 - Glocke 3
03:35 - Glocke 2
05:55 - Glocke 1
08:35 - Vollgeläut
12:05 - Vollgeläut von außen
13:05 - Vollgeläut
Ein herzliches Dankeschön gilt Herrn Thiel und dem Presbyterium für die Erlaubnis und Herrn Danebrock für die unkomplizierte Ermöglichung! Außerdem danke ich Maik für den schönen Tag.
Quellen:
1: Kirchwege/Kirchräume, Kirchen entdecken im Tecklenburger Land: Kirchenführer Evangelische Stiftskirche Leeden
2: Claus Peter: Gutachten zum Zustand der Glockenanlage der Stiftskirche Leeden, 15. Oktober 2010.
Aufnahmen:
Samstag, den 3. Juni 2023 (Sonderläuten)

[@sjoerdvangeuns5773]

Sehr interessante 2.Glocke...

[@Glockenfampf]

Das hat eine tolle Ausstrahlung muss man sagen!

[@glockenlandschaft_thueringen]

Ein sehr wertvolles Trio :-)