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Es ist und war vielen ungeläufig, daß es sich bei der heute vorgestellten Strecke tatsächlich um eine betrieblich durchgehende Strecke handelt! Fast zeitlebens war sie nur in getrennten Fahrplantabellen dargestellt, und auch nicht immer gab es durchgehende Züge über die gesamte Strecke. Vielmehr wird der Abschnitt Neukirch(Lausitz) West - Wilthen immer der Strecke (Dresden -) Bischofswerda - Zittau zugeordnet, doch das ist nicht der Fall! Diese Strecke ist betrieblich ein "Sammelsurium" aus 5 Teilstrecken! Doch das zu erläutern, wäre eine Abhandlung für sich..
Die Strecke Bautzen - Bad Schandau war nach wechselvoller Vorgeschicht am 01.09.1877 in gesamter Länge fertiggestellt und eröffnet. Sie wurde im Abschnitt Wilthen - Neustadt(Sachs) von Anfang an in Erwartung späterer Erweiterungen und wachsender Verkehre zweigleisig ausgeführt. Das Planum des ehemaligen zweiten Gleises, auch Brückenwiderlager, können wir im Video noch gut erkennen. Die Zeit der Zweigleisigkeit währte jedoch nicht lange, bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dieses zwischen Neukirch(Lausitz)West, damals Niederneukirch, und Neustadt(Sachs) wieder zurückgebaut. Zwischen Wilthen und Neukirch(Lausitz)West fiel es den Reparationsleistungen an die Sowjetunion nach dem 2. Weltkrieg zum Opfer.
Wegen der Vielzahl von Kunstbauten erhielt der Abschnitt Sebnitz(Sachs) - Bad Schandau bald den Beinamen "Sächsischer Semmering", der bis heute geläufig ist. Topografisch am anspruchsvollsten war jedoch der Abschnitt Neustadt(Sachs) - Sebnitz(Sachs), im Zuges dessen das Unger-Bergmassiv überwunden werden mußte. Krumhermsdorf ist damit der höchste Punkt der Strecke, von da bis Sebnitz(Sachs) fällt diese auf 6,4 km um exakt 100 m ab.
Ab den 1960er Jahren gab es eine Zeit lang sogar durchgehende Züge zwischen Bad Schandau, Bautzen und Hoyerswerda! Dies war ein großer Fortschritt, nachdem zuvor die Distanz über Jahre nur noch mit zweimaligem Umsteigen in Withen und Neukirch(Lausitz)West zu überwinden war.
1905 erhielt Sebnitz Anschluß nach Böhmen mit der neu eröffneten Strecke Sebnitz(Sachs) - Rumburk, die auf böhmischer Seite schon länger zuvor existierte. Diese wurde zum Ende des zweiten Weltkrieges unterbrochen und damals auch nicht wieder hergestellt. Dieser Zustand sollte, trotz vielfältiger Absichtserklärungen über alle Jahre hinweg, bis 2014 anhalten. Seither kann man wieder grenzenlos fahren, sogar von Děčin über Bad Schandau - Sebnitz nach Rumburk, ohne umzusteigen. Alle 2 Stunden..
Neustadt(Sachs) war stets das Zentrum des südlichen Teils der Strecke. Hier bestand - und besteht immer noch - Anschluß Richtung Dürrröhrsdorf und Pirna. Die Umsteigeverbindung wurde auch stets rege genutzt. Der Güterverkehr in Neustadt(Sachs) war immens! Das "Kombinat 'Fortschritt' Landmaschinen" war der größte Landmaschinenhersteller (z.B. Mähdrescher) in der DDR und dominierte den Güterverkehr. Ein Zweigwerk gab es in Singwitz, welches ebenfalls eine umfangreiche Anschlußbahn besaß. Aber darüber hinaus gab es noch eine Menge weitere Güterkunden, die für ausgelastete Züge tag und nacht sorgten.
Die Nordstrecke Bautzen - Wilthen hatte besondere Bedeutung für die Kohlentransporte aus dem Hoyerswerdaer Raum in Richtung Ebersbach(Sachs) und Zittau. Auch grenzüberschreitender Güterverkehr, der in Ebersbach(Sachs) zur ČSD, später ČD, wechselte, belegte die Strecke. Dabei war das Kopfmachen in Wilthen immer ein betriebliches Hindernis, das aber in Kauf zu nehmen war.
Die Eisenbahn in Ostsachsen boomte! Wie überall in der DDR gelang es nur mit Anstrengungen, überhaupt alles ans Ziel zu bringen, was da auf der Schiene unterwegs war. 1989, nach der Wende, war das schlagartig vorbei. Güterkunden kündigten und transportierten fortan auf der Straße, für viele von ihnen währte diese "Freiheit" kaum mehr ein Jahr.. Dann kam die Währungsunion, die meisten, vor allem kleineren, konnten das wirtschaftlich nicht überleben und mußten aufgeben. Kahlschlag, Arbeitslosigkeit, Entvölkerung - das ganze 'Tablet', wie überall. Aber in der Lausitz ganz extrem hart!
Auf beiden Abschnitten, Nord und Süd, überlebte der inzwischen kaum mehr nennenswerte Güterverkehr die Bahnreform nicht und endete Ende 1994. Einzig Neustadt(Sachsen) wurde noch über Dürrröhrsdorf bedient.
Der Reiseverkehr stand mehrfach vor dem Aus, auch weil am Oberbau kaum noch was gemacht wurde und sich die Fahrzeiten ständig verlängerten. Trotzdem "dümpelte" er noch lange "vor sich hin". 2004 wurde dann wegen Kürzung der Regionalisierungsmittel vom Bund die Abbestellung des Verkehrs zwischen Bautzen und Wilthen sowie Neukirch(Lausitz)West und Neustadt(Sachs) durchgepeitscht. Ersterer Abschnitt ist heute stillgelegt, zweiterer im Besitz der DRE und bis zum Steinbruch Oberottendorf noch in Betrieb. Eine fehlende Brücke verhindert die Weiterfahrt bis Neustadt..
Viel wäre noch zu erzählen! Doch nun - gute Reise von Bad Schandau nach Bautzen!
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