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Bayerns Wälder sind die Hoffnungsträger der Energiekrise: Die Nachfrage nach Brennholz steigt seit Ausbruch des Krieges und der Sanktionen gegen Russland enorm. Doch Trockenheit und Schädlingsbefall befeuern Waldsterben. Können unsere Wälder die Antwort auf die Energiefrage sein?
Autor: Ulrich Hagmann
Während sich die Energiekrise seit den Sanktionen gegen Russland immer stärker verschärft, setzen viele ihre Hoffnung auf Holz als Energielieferant. Bayerns Wälder sind ein riesiger Energiespeicher: rund fünf Milliarden Bäume stehen im Freistaat. Rein rechnerisch würden laut dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten so auf jeden Einwohner Bayerns rund 2.000 Quadratmeter Wald entfallen. Doch Heizen mit Holz ist fragwürdig. Insbesondere, da der deutsche Wald unter den Folgen von Trockenheit und Borkenkäferbefall leidet.
Borkenkäfer: Besonders Bayerns Norden betroffen
Laut Waldschadensbericht der Bundesregierung übertreffen die Schäden zusammengerechnet die Fläche des Saarlandes: 277.000 Hektar deutschen Waldes sind zerstört. In Bayern ist vor allem der Norden stark betroffen. Am Rande der fränkischen Schweiz begleitet Kontrovers Konstantin Meyer, den Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Bamberg: "Bis vor zwei Jahren war hier alles noch schön gemischter Fichtenwald und vor zwei Jahren ging es halt richtig los mit dem Käferproblem. "Meyer hat für heute einen Harvester bestellt: Der Waldbauer Hilmar Lindner muss ein komplettes Waldstück wegen Borkenkäferschadens abholzen. Als wir ankommen, verschlingt die Holzernte-Maschine bereits Baum um Baum. Gleich die Hälfte seiner zehn Hektar Wald muss Waldbesitzer Lindner abholzen. Dass so viele Bäume in seinem Wald tot sind, geht Lindner sichtbar nahe: "Es ist die ganze Arbeit der letzten Generationen, der letzten 30 bis 50 Jahre, die jetzt hier am Boden liegen und weg sind."
Neben Nadelbäumen wie Fichten und Kiefern sind auch Laubbäume Opfer von Trockenheit, Hitze und Schädlingen. In der Nähe von Coburg trifft Kontrovers den Landwirt Hilmar Sterzer. Vor drei Jahren schon haben wir ihn begleitet - im Hitzesommer 2019. Als Kontrovers ihn damals getroffen hat, hatte er noch einen dichten Buchenwald. Doch davon ist heute nicht mehr viel zu sehen: Etliche Bäume musste er schon 2019 fällen. Und die, die damals übriggeblieben sind, sind jetzt dran. "Jetzt sterben nach und nach alle weg", sagt Hilmar Sterzer. "Es ist halt Brennholz. Nichts Anderes als Brennholz. Das ist schade um die alten Bäume." Das Holz aus Bayerns Wäldern wird nicht nur zum Heizen verwendet, sondern auch beim Bau von Häusern. Aber haben wir überhaupt genug Holz und kommen wir mit dem Nachpflanzen hinterher?
Wo Trockenheit und Borkenkäfer zuschlagen, ist eine Aufforstung besonders schwierig. Bei Landshut trifft Kontrovers die Försterin Ramona Resch. Vor drei Jahren hat sie auf einem Südhang, der zuvor vom Borkenkäfer heimgesucht wurde, eine Neuanpflanzung angelegt. Inzwischen sind die Setzlinge recht hoch, nicht alle haben es aber geschafft: 30 Prozent Ausfall zählt die Försterin auf der Fläche des Südhangs. Ramona Resch ist zufrieden. Doch die Aufforstung ist teuer und zeitintensiv: Die Setzlinge haben nur überlebt, weil sie vor Wildverbiss geschützt waren und vom Bauern bewässert wurden.
Im Nationalpark Bayerischer Wald greift der Mensch nicht ein, lässt das vom Borkenkäfer befallene Holz liegen. Der Leiter des Nationalparks Franz Leibl zeigt dem BR-Politikmagazin Kontrovers ein Waldstück, auf dem der Borkenkäfer vor 25 Jahren gewütet hat. Überall lehnen hier junge Bäume an abgestorbenen Baumstümpfen und wachsen aus Totholzstämmen, die am Boden liegen. Das tote Holz zersetzt sich langsam, speichert Feuchtigkeit und bietet den jungen Pflanzen Nährstoffe. "Das Entscheidende ist, dass sich hier Wald wieder neu etabliert, ohne dass wir manipulieren", sagt Leibl.
Aus der Kontrovers-Sendung vom 04.05.2022
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