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Seminar SS22 (TU-Dresden): Conversio und moniage. Weltflucht in der Literatur des Hochmittelalters
Um ungefähr zu erfassen und konzeptionell einordnen zu können, was unter anderem sprachlich, religions-, frömmigkeits-, diskurs- und motivgeschichtlich unter conversio verstanden werden kann und welche anthropologischen, psychischen und habituellen Prozessen und Zu-stände damit verbunden sind, lohnt zunächst ein Blick in die Wörterbücher. Betrachtet man das lateinische Lexem ›Conversio‹ zunächst einmal grammatisch und etymologisch, ist es zusammengesetzt aus dem Verb verso bzw. versare und der Präposition con-, herkommend aus dem altlateinischen cum bzw. com, das im klassischen Latein in Zusammensetzun-gen ›mit‹, ›zusammen‹, ›mit sich‹, ›bei sich‹ oder auch ›von allen Seiten‹ bedeutet. Das Bedeutungsspektrum von versare ist breit, bedeutet aber im großen und ganzen ›drehen‹, ›hin- und herwenden‹, herumdrehen‹, ›wenden‹, ›wälzen‹ auch in übertragener Bedeutung etwa eine Sache, einen Gedanken ›hin- und herwenden‹, aber auch ›sein wechselvolles Spiel spiele‹, etwa wenn es um fortuna geht: fortuna omnia versat. Allgemein steht das substantivum femininum Conversio für das ›Sich Hinwenden‹ und wird daher von Augustinus in De Civitate Dei im übertragenen Sinne als ›Bekehrung‹ verwendet. Cicero nennt conversio übertragen auf die Rhetorik zum Beispiel auch die Wiederholung desselben Wortes am Satzende oder die stilistische Umwandlung einer Redegattung in eine andere. Bezogen auf den präpositionalen Sachverhalt, der sich auf den Raum bezieht, bedeutet conversio aber zu-nächst nur eine ›Umwendung‹, ›Umkehrung‹ und ›Umdrehung‹, auch um die eigene Achse, um sich selbst, wie etwa bei den Gestirnen, die ihrer Umlaufbahn periodisch folgen, und andere Himmelskörper stetig umrunden. Das lateinische Wort converiso in seiner klassischen Bedeutung ist also nicht auf eine einmalige Bewegung festgelegt, sondern beinhaltet die periodische Wiederholung, eine Kreisbewegung, also eine Hin- und Wiederkehr. [...]
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