Vielen Dank für die Behandlung dieses wichtigen Themas! Als selbst Betroffene, die, natürlich, schon Vieles, wenn nicht sogar alles versucht hat, habe ich einen wirklich großen Erfahrungsschatz über den Umgang mit mehr Gewicht. "Dick = faul und gefräßig" = "selbst schuld" = unsportlich = unattraktiv usw., usw. Diese "Attribute" kenne ich zur Genüge. Am Schlimmsten (und am Gefährlichsten) finde ich das "ärztliche Bodyshaming": Ganz egal, mit welchem Gesundheitsproblem man sich in einer Sprechstunde vorstellt, es liegt stets am Gewicht. Und natürlich muss man auch immer darauf hingewiesen werden, so, als hätte man keinen Spiegel, würde seine Konfektionsgröße nicht kennen, keine Waage und auch keine Intelligenz besitzen. Gefährlich deshalb, weil man nach einigen dieser Arztgespräche irgendwann nicht mehr hingeht, weil man es schlicht satt hat, es nicht mehr hören kann und man sowieso keine wirkliche Hilfe erhält. Vielen Dank für Ihren Einsatz! ❤
@bonnievin8653Ай бұрын
Kenne ich sehr gut, aus der Perspektive eines etwas zu klein geratenen Menschen(148cm). Zu groß um nicht als Minderwüchsig im rechtlichen Sinn zu gelten, zu klein, um für voll genommen zu werden und jeden Beruf ergreifen zu können. Alles musste erkämpft werden. Das macht was mit einem. Das hörte auf, als ich vor 10 Jahren im Rollstuhl saß mit MS. Man schaute nun anders auf mich herab, ich wurde aber mehr für voll genommen, als als zu kleine Person (das war ja nicht mehr zu sehen). Bis natürlich auf diejenigen, die alles von der Norm abweichende abwertend behandeln. Wer im Rollstuhl sitzt, muss laut und deutlich angesprochen werden, weil er sicher auch taub ist. Mit zunehmenden Alter erfahre ichjetzt allerdings wieder eine Altersdiskriminierung in den verschiedensten Formen. Ich bin der Meinung, dass das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz gerade jetzt um den Punkt Diskriminierung aufgestockt werden muss, ohne Bezug auf eine bestimmte Gruppe. Denn aus den im Beitrag genannten gründen wird immer mehr gemobbt, zurückgestellt und vorverurteilt. Oft unverholen direkt, aber auch vornehm unausgesprochen zurückhaltend (z.B. die erwähnte Ungleichbehandlung von Kindern durch Betreuer oder Lehrer, oder das Beispiel mit der Krankenkasse). Wenn man das nur für eine Gruppe einbringt, wie zB. für Mehrgewichtige, ziehen sich viele vom Thema zurück, weil sie meinen, das nicht zu machen. Es muss klar werden, dass das ein großes Problem unserer mediale Gesellschaft ist und weiter wächst. Äußerlichkeiten führen zu Diskriminierung und Mobbing, Ausgrenzung, Chancenungleichheit. Als Jugendliche dachte ich, die Welt wird besser in der Zukunft, die Menschen werden offener, milder. Jetzt sehe ich, es ist schlimmer geworden in alle Richtungen. Deswegen muss dieses Gesetz auch für jede Art der Diskriminierung gelten, damit es zum gesellschaftlichen Thema wird und schon bei den Kindern gegen gesteuert wird. Die Art der Verletzungen die aus diesen Gründen entstehen werden letzlich auch langfristig der Volksgesundheit schaden. Der Beitrag war wirklich sehr interessant. Danke. Nachtrag: Das Mobbing gegen Frau Lang, welches gerade läuft ist Beispielhaft für den Inhalt dieses Podcasts. Da erfolgt eine Entmenschlichung und Entwürdigung unter den Augen der gesamten Gesellschaft, die einen machen unter Klarnamen mit, die anderen lachen Beifall und ganz viele schauen drüber weg. Und ganz besonders noch, weil sie eine Frau ist. Ich kenne nichts Vergleichbares über mehrgewichtige Männer. Die 78%! Das überträgt sich doch in die ganze Gesellschaft.