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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte das deutsche Kaiserreich zu den größten Kolonialmächten. Dies ist im öffentlichen Bewusstsein noch immer kaum präsent. Der Blick auf die koloniale Gewaltgeschichte und deren fatale Folgen blieb lange verstellt.
Der Mythos, die Deutschen seien doch eigentlich „nur ganz kurze Zeit" involviert und eher eine „gute Kolonialmacht“ gewesen, wurde in der Weimarer Republik und der NS-Zeit durch kolonialrevisionistische Strömungen verstärkt. In der Nachkriegszeit geriet die Forderung nach umfangreicher Aufarbeitung ins Hintertreffen. Das änderte sich in den folgenden Jahrzehnten vor allem durch die zahlreichen Initiativen von unten. Vieles wurde mittlerweile auch politisch bewegt, doch bis heute herrschen, wie Henning Melber es nennt, "herausfordernde koloniale Asymmetrien und blinde Flecken."
Henning Melber rekapituliert in seinem zur Jahresmitte erschienenen Buch „The Long Shadow of German Colonialism. Amnesia, Denialism, Revisionism“ (London: Hurst) die deutsche Kolonialherrschaft und deren Auswirkungen auf und in Deutschland bis heute.
Im Gespräch mit René Aguigah ging es insbesondere um die Herausforderungen und Potenziale einer Erinnerungsarbeit, die sich der deutschen Kolonialgeschichte in der Gegenwart und für die Zukunft stellen.
Henning Melber kam als Sohn deutscher Auswanderer nach Namibia, wo er 1974 der Befreiungsbewegung SWAPO beitrat. Er ist Professor an den südafrikanischen Universitäten von Pretoria und des Freistaats in Bloemfontein und arbeitet am Nordischen Afrikainstitut in Uppsala/Schweden.
René Aguigah wurde 1974 in Würzburg geboren. Er leitet das Ressort Literatur von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur. 2023 war Aguigah Fellow am Thomas Mann House in Los Angeles und ist Autor des Buchs "James Baldwin. Der Zeuge. Ein Porträt" (2024).
Kontakt
Beate Adolf
Projektkoordination Referat Afrika
E adolf@boell.de