Bremen-Schwachhausen (D), evang. Kirche St.Ansgarii - Vollgeläute

Das zweitgrößte Geläut der freien Hansestadt Bremen hängt im Turm von St.Ansgarii im Bremer Stadtteil Schwachhausen.
Mit dem Bau der alten Ansgariikirche in der Bremer Altstadt begann man wohl in den 1220er-Jahren. Die Weihe des Gotteshauses erfolgte 1243. Nicht mal ein Jahr später stürzte der Chor ein und wurde anschließend wieder aufgebaut. Der markante Turm, der später das höchste Bauwerk Bremens werden sollte, wurde schließlich im 14.Jahrhundert fertiggestellt. Zur selben Zeit baute man die ehemalige Basilika zu einer Hallenkirche um. Zwischen 1403 und 1422 fügte man die Ansgariikapelle an die Kirche an, in welcher 1522 der Reformator Heinrich von Zütphen predigte und somit die Reformation in Bremen einläutete. Ein Brand zerstörte 1590 die Turmspitze, welche danach durch eine welsche Haube ersetzt wurde und den Turm mit seinen nunmehr rund 97 Metern Höhe zum höchsten Kirchturm Bremens machte. Größere Umbauten fanden in den folgenden Jahrhunderten nicht statt. Die stadtbildprägende alte Ansgariikirche ist im Dezember des Jahres 1943 durch einen Bombentreffer schwer beschädigt worden. Der Turm stürzte am 01.September 1944 schließlich in sich zusammen. Bremen hatte eines seiner bedeutendsten Wahrzeichen verloren! 1959 schließlich riss man die Ruine der Kirche, welche man durchaus hätte retten und rekonstruieren können, einfach ab. Bis heute klafft diese Lücke schmerzlich im Bremer Stadtbild. Der Bau der neuen Kirche an der Hollerallee im Stadtteil Schwachhausen geht auf das Jahr 1948 zurück. Bereits in diesem Jahr errichtete die Kirchengemeinde eine Notkirche, welche bis 1955 Bestand hatte. Der Architekt Fritz Brandt lieferte die Baupläne für die neue Ansgariikirche, welche schließlich am 17.März 1957 nach zweijähriger Bauzeit eingeweiht werden konnte. Aus dem alten Gotteshaus wurden neben dem beeindruckenden Orgelprospekt aus den Jahren 1611 und 1736 auch zahlreiche Epitaphe, Schrifttafeln und die Kanzel gerettet und in den Neubau integriert. Das Orgelwerk als solches ist 1958 durch Alfred Führer aus Wilhelmshaven gebaut worden und ist heute die zweitgrößte Orgel Bremens.
Bis zum ersten Weltkrieg verfügte die ehemalige Ansgariikirche über zwei Läute- und drei Uhrschlagglocken, die zwischen 1434 und 1618 gegossen wurden. Dieses bedeutende Ensemble wurde, nachdem schon im ersten Weltkrieg zwei Glocken verloren gingen, beim Turmeinsturz im September 1944 restlos vernichtet. Erst 1957, mit der Fertigstellung der neuen Ansgariikirche in Schwachhausen, wurde auch ein neues Geläut durch die Glockengießerei F. Otto geschaffen. Aus dem Focke-Museum erhielt die Kirchengemeinde die Margarethenglocke, gegossen im Jahre 1456 durch Berend Klinghe. Sie hing ursprünglich in der einst neben dem Dom stehenden Wilhadikapelle und gelangte 1726 in den Ostertorsturm. Von dort aus gelangte sie im Laufe des 19.Jahrhunderts erst in das Detentionshaus und anschließend in das Focke-Museum, ehe sie dann, wie oben erwähnt, ihre neue Heimat im Turm der neuen Ansgariikirche fand. Allerdings zählt sie dort seitdem nicht zum Hauptgeläut, sondern findet, auch aus technischen Gründen, ausschließlich solistisch Verwendung. Im Jahre 2013 ist der gesamte Glockenstuhl inklusiver aller zu den Glocken zugehörigen Armaturen und Klöppel erneuert worden. Die Montagearbeiten führte die Firma Glocken & Turmuhren Christian Beck aus Kölleda durch. Durch die Sanierung hat das Geläut leider nicht an Klangqualität gewonnen. Da die große Glocke unübersehbar mehr schaukeln als schwingen darf, fehlt im Geläut ein eindeutiges Fundament.
Erste Glocke, Schlagton a°+8, Gewicht ca. 3.825 kg, Durchmesser 1817 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Zweite Glocke, Schlagton c'+6, Gewicht ca. 2.450 kg, Durchmesser 1546 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Dritte Glocke, Schlagton d'+4, Gewicht ca. 1.730 kg, Durchmesser 1383 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Vierte Glocke, Schlagton f'+3, Gewicht ca. 1.020 kg, Durchmesser 1161 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Fünfte Glocke, Schlagton g'+2, Gewicht ca. 720 kg, Durchmesser 1031 mm, gegossen im Jahre 1957 von der Glockengießerei F. Otto in Bremen-Hemelingen.
Herzlichen Dank an die Pastorin sowie an die Küsterin für die Ermöglichung der Aufnahme und nicht zuletzt auch an Nico für die Organisation.
** Mit dem Geläut von St.Ansgarii in Bremen-Schwachhausen wünsche ich allen Glockenfreunden sowie allen Zuschauern und Abonnenten meines Kanals ein frohes und gesegnetes Osterfest 2019! **
#Glocken #Kirchenglocken #Glockengeläut

[@Glockenklang]

Wau, ein sehr festliches Geläute.... und die große hat einen gigatischen Klangteppich! Sehr schöne Aufnahme!

[@Engerlingraucher]

Der Klangteppich könnte noch viel gewaltiger sein, würde man die große Glocke vernünftig schwingen und nicht schaukeln lassen... ;-) Vielen Dank!

[@E57andrelb1]

Ein sehr schönes Vollgeläute.Ein frohes und gesegnetes Osterfest wünsche ich dir:)

[@Engerlingraucher]

Merci! Dat wünsch' ich dir och!

[@ChristusGlocke]

Ein wunderschönes, wohlklingendes Otto-Geläut. Mir gefällt es sehr, vor allem wegen dem weichen Klang, für den vermutlich auch der Glockenstuhl und die Jochen verantwortlich sind. Schönes Video! ;-)

[@Engerlingraucher]

Von außen klingt das Geläut auffallend stumpf und trocken. Hier oben bei den Aufnahmen machte vor allem die Turmakustik einiges wett. Vielen Dank! :-)

[@angelika6186]

Das ist ein interessantes Geläut, besonders die historische Glocke. Wünsche dir auch ein frohes Osterfest. LG.

[@Engerlingraucher]

Leider läutet die historische Glocke hier nicht mit. Sie findet ausschließlich solistisch Verwendung...

[@Orgelix]

Ja, die alte Kirche St. Ansgarii (und viele andere Bauten!) ist wirkich ein herber Verlust für Bremen. Man wollte halt modern sein... Die bedeutdendere Kirche ist immer noch die Martinikirche 🙂 Auch dir gesegnete Ostern!

[@Engerlingraucher]

Glücklicherweise gibt es Bestrebungen, die ehemalige Kirche wieder in ihrer alten Form zu rekonstruieren. Danke für die Osterwünsche! :-)

[@Orgelix]

@@Engerlingraucher echt? Wow, das wäre natürlich ein Hit :^) Bei meinem letzten Bremen-Besuch habe ich einen Bildband entdeckt mit alten Fotografien aus den 1840er Jahren bis zum 2. Weltkrieg.

[@Engerlingraucher]

Hoffen wir, dass das eines Tages klappt... :-) Bremen war bis zum zweiten Weltkrieg eine wunderschöne Stadt! In vielen Reiseführern war damals zu lesen, dass man für einen normalen Besuch fünf Tage einplanen müsse. Heute sieht man alles Sehenswerte in nicht einmal zwei Tagen...

[@orgelfan1675]

Gefällt mir gut mit der A0. Erinnert mich ein wenig an den Lübecker Dom.

[@Engerlingraucher]

...wobei das Lübecker Domgeläut deutlich klangvoller und (trotz der gekröpften Joche) dynamischer ist.

[@orgelfan1675]

@@Engerlingraucher Jo. War neulich in Lübeck, dynamisch triffts ganz gut ^^

[@markusinderwies1902]

Hallo, fundiert....wie immer! Schönes Video.

[@sebastianlay2031]

Ein Vorschlag hätte ich an dich Engerlingsraucher du könntest auchmal die St.Stephans Kirche in Lindau oder die Christuskirche in Lindau aufnehmen weil in Lindau da wohn ich ja und außerdem an den beiden Kirchen war mal mein Papa Pfarrer

[@Osnabruecker_Glocken]

Was mich interessieren würde: Warum genau kann man die a' nicht mitläuten? Kann/Will die Firma das nicht beheben? Frohe Ostern!

[@Engerlingraucher]

Der damals für diese Sanierung zuständige Glockensachverständige war der Meinung, dass die Margarethenglocke, aufgrund ihres zu tief stehenden Schlagtons, nicht zum restlichen Geläut von 1957 passt. Daher wurde hier eine Schaltung eingebaut, die ein Zusammenläuten der historischen Glocke und den anderen Glocken verhindert.

[@zwiebelrost77]

Anhand einer Tonmontage konnte ich mich musikalisch vom Gegenteil überzeugen: Die historische Glocke paßt klanglich zu den modernen. Das leicht verengte Intervall trübt das Geläut so gut wie gar nicht.

[@Engerlingraucher]

Eben! Der Meinung bin ich auch... Zumal die historische Glocke einen so kuriosen Teiltonaufbau besitzt, dass sie das Geläut nochmals ungemein färben könnte.

[@Prianteltix]

Der GSV sah es ja anders...

[@stahlglocke]

Hm. Immer und immer wieder die gleiche Jochform, die gleichen Klöppel, die gleichen Sauberschwungwinkel. Wird das nicht irgendwann langweilig?

[@Engerlingraucher]

Definitiv. In jeder Hinsicht "spannungslos"...

[@maxmoriz1966]

Focke Museum was ist denn das ?

[@Engerlingraucher]

Wozu gibt es Google.....

[@Schillingglocke1]

Wohl auch eine Sanierung, die klanglich nicht unbedingt zu einem besseren Ergebnis wie vorher führte.....

[@Engerlingraucher]

So ist es. Leider kommen im aktuellen Zustand eher die klanglichen Schwächen der Glocken zum Vorschein...