Die Staccato-Strategie - wie Söder versucht, sich die Kanzlerkandidatur zu sichern

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Eigentlich galt Friedrich Merz als logischer Kanzlerkandidat. Doch jetzt bringt sich CSU-Parteichef Markus Söder wieder ins Spiel. Es ist die „Rückkehr eines Albtraums“ für die CDU, sagt FOCUS-online-Chefkorrespondent Ulrich Reitz. Mit offenem Ausgang. Was Söder gegenwärtig mache, sei eine Form von „Staccato-Politik“. Er gibt ein Interview nach dem nächsten und macht die K-Frage immer wieder zum Thema. „Söder nutzt jeden Auftritt, beginnend im Gillamoos, diesem Volksfest, wo man vielleicht noch dachte, das ist ein Schenkelklopfer, den er da abliefert, als er gesagt hat: Naja, wenn man mich fragt, dann lasse ich mich vielleicht nochmal breitschlagen.
Aber Söder sei eben zutiefst davon überzeugt, dass Deutschland ohne ihn untergehe. Zudem sitze die Schmach vom letzten Mal, als er dem seiner Meinung nach schlechteren Kandidaten, Armin Laschet, den Vortritt lassen musste, noch tief. Womöglich würde es Deutschland wirklich besser gehen, wäre Söder damals gegen Olaf Scholz angetreten. „Die Union hätte diese ein, zwei Prozent wahrscheinlich geholt“, meint Reitz. „Dann hätte es eine Koalition mit den Grünen und der FDP gegeben. Deutschland würde mit hoher Wahrscheinlichkeit besser regiert.“ Für eine Kanzlerkandidatur Söders spreche auch, dass er im Vergleich zu Friedrich Merz Regierungserfahrung habe. Söder sei zwar getrieben von Ehrgeiz und Sendungsdrang, aber er habe auch Erfolg damit, wie Umfragen wieder zeigen. „Die Werte für einen Kanzlerkandidaten Söder sind drastisch besser als die für einen Kanzlerkandidaten Friedrich Merz.“ Auch vor vier Jahren war Söder im Vergleich zu Laschet der Beliebtere. Gravierende Unterschiede zu damals sieht Reitz dennoch. „Friedrich Merz hat es geschafft, eine orientierungslose Union hinter mehreren Zielen zu versammeln. Er hat der CDU in kürzester Zeit ein neues Programm gegeben, mit Carsten Linnemann einen Generalsekretär installiert, der ihm das alles gebaut hat.“
Heute gebe es daher in der CDU keine Diskussion mehr darüber, wofür die Partei stehe. Auch in der Oppositionsarbeit habe der Vorsitzende abgeliefert. „Merz hat längst die Augenhöhe. Er hat eine hohe Akzeptanz im Parlament. Auch bei den Grünen im Übrigen.“ Reitz ist jedoch davon überzeugt, dass Söder mit den Sticheleien nicht aufhören werde. So wie es einst Söders Idol Franz-Josef Strauß mit Helmuth Kohl bis zu dessen Kanzlerschaft getan habe. „Dieses Gen hat Söder nun mal auch.“ Von der „Rückkehr des Albtraum-Szenarios“ profitiert laut Reitz übrigens ein ganz anderer: nämlich Bundeskanzler Olaf Scholz.