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Der Ortsname Schalke wird 1246 mit der Nennung des Ritters Henricus miles de Schadeleke erstmals urkundlich fassbar. Gleichwohl war der Raum schon in der Bronzezeit besiedelt. Auch hier haben wir eine Bauernschaft vor uns, gebunden an Rittersitze, durchzogen von Lehen der Abtei Werden und des Stiftes Essen, kirchlich zu St. Georg im alten Gelsenkirchen gehörig. Mit der Abteufung des erstens Schachts der Zeche Consolidation, kurz „Consol“, 1863 begann auch in Schalke die Phase der Industrialisierung. Hinzu kamen mehrere Industriezweige, durch Friedrich Grillo gegründet. Schalke wurde so bedeutend, dass sich die Gemeinde 1880 mit eigenem Pavillon auf der Industrieausstellung in Düsseldorf präsentierte. 1993 wurde „Consolidation“ endgültig stillgelegt. Ortsprägend ist bis heute der 1904 gegründete Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e. V., kurz „Schalke 04“. Schalke wird 1903 nach Gelsenkirchen eingemeindet.
Der neben Grillo zweite bedeutende Industrielle in Schalke und Generaldirektor der Zeche Consol, Denis Boniver, engagierte sich als „Patronatsherr“ der neu zu gründenden, katholischen Gemeinde. Bereits 1872 wurde eine Notkirche errichtet. Die Schalker Gemeinde wird 1891 Pfarrei, ab 2007 ist sie Mittelpunkt einer neuen Großpfarrei, die heute wiederum der Propstei Gelsenkirchen angehört. In St. Joseph wurde am 31.12.2019 der letzte Gottesdienst gefeiert, ab 2030 soll sie der Kategorie der endgültig geschlossenen Kirchen angehören. Bisher wird sie als „Fußballkirche“ mit hohem Lokalkolorit und Engagement weiter bespielt und ist z. B. vor Heimspielen des FC Schalke 04 geöffnet.
Der „Arbeiterdom“ St. Joseph entstand nach Errichtung der Krypta in zwei Bauabschnitten nach Plänen von Peter Zindel, Essen. 1885-88 wurden der Bereich vom Chor bis zur Hälfte des Langhauses gebaut, 1892-94 folgten die Westfassade mit den 2 westlichen Langhausjochen. St. Joseph gilt als reifster Sakralbau Zindels, angelehnt an die rheinische Spätromanik - wegen heute fehlender Wandgliederung und Wölbung kaum noch zu erkennen. Der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg erfolgte vereinfacht, die hohen Turmhelme entfielen. Immerhin sind im Turmbereich die Rosetten der Giebel erhalten geblieben, dort, wo zuvor die Zifferblätter der heute verlorenen Turmuhr saßen, nur mit einfachen Ziegelmustern verschlossen. Das heutige Innenbild der Kirche stammt aus der letzten großen Renovierung 1985-91.
Die Informationen zum ersten Geläut der Kirche sind undeutlich - außer der liefernden Gießerei Otto in Bremen-Hemelingen. REINHOLD beschreibt ein Geläut c‘ es‘ f‘ g‘ as‘, das 1894 bestellt wurde, er geht von der Lieferung Anfang Dezember 1894 aus. Die angegebenen Gewichte passen, insgesamt scheint die Herleitung die wahrscheinlichste. WALTER gibt ein Geläut in b° des‘ es‘ f‘ ges‘ an, jedoch ohne Jahreszahl. BRANDT berichtet von einem Geläut b° c‘ d‘ f‘ g‘, das in der Silvesternacht 1899/1900 zum ersten Mal erklungen sei, der Kirchenvorstand habe erst 1898 die Anschaffung von Glocken beschlossen. Das Werkverzeichnis bei REINHOLD führt dies Geläut so nicht auf. Wie dem auch sei, das Geläut wurde 1917 Opfer des 1. Weltkrieges.
1923 kamen, wieder aus Bremen, drei Glocken c‘ d‘ f‘ nach Schalke, 1929 um eine g‘ und eine Wandlungsglocke c‘‘‘ ergänzt. 1943 wurden erneut Glocken abgegeben. Lt. BRANDT ging die kleinste Glocke im Bombenhagel unter, lt. REINHOLD hängt sie heute auf dem Schalker Friedhof.
Nach dem Wiederaufbau erhielt St. Joseph das dritte Geläut. Um einer erneuten Kriegsabnahme zu entgehen, wählte man diesmal nicht Bronze sondern Euphon als Gussmaterial, eine Kupfer-Zink-Silicium-Legierung. Vermutlich über Vertretertätigkeiten kamen einige Geläute aus der Erdinger Gießerei ins Ruhrgebiet. Die Glocken von St. Joseph lassen im Sologeläut die sehr leichte Rippe deutlich hören, vereinen sich aber zu einem angenehmen und majestätischen Gesamtklang. Alle 5 Glocken hängen im Südwestturm in einem Stahlstuhl an Stahljochen. Ein Geläut, dem ein Verbleib vor Ort in Schalke dringend zu wünschen ist!
Geläutedaten (lt. Quelle 3):
Josef b° =0, 1670 mm, 2190 kg
Maria c‘ =0, 1495 mm, 1590 kg
Konrad d‘ =0, 1345 mm, 1166 kg
Alfons v. Liguori f‘ =0, 1125 mm, 700 kg
Barbara g‘ =0, 1020 mm, 536 kg
Alle Glocken aus Euphon 1953 gegossen von Karl Czudnochowsky, Erding.
Aufnahme: 25.05.2024.
Herzlicher Dank gilt dem Verwaltungsleiter der Propstei Gelsenkirchen, Herrn Schmidt-Kuhl sowie dem Propsteiküster Herrn Freund für die erneute Unterstützung und das Vertrauen. Dank auch an Olivier (Olli) Kruschinski von www.mythosschalke.de/ und dem Team von places-festival.de/ für die netten Gespräche und die Kooperation vor Ort. Und natürlich auch Danke an Florian für den schönen Tag und das gute Schalten der Glocken für diese Aufnahme. Sein Beitrag mit detaillierter Beschreibung der Glocken ist zu finden unter: • Gelsenkirchen-Schalke ...
Bildnachweis / Verwendete Quellen/Literatur: siehe 1., markierter Kommentar.