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Altes Geläut der St.-Ursula-Kirche zu Oberursel bis 2018, mit der Maria Krafft. Solo der Renaissanceglocke und anschließendes Plenum zum Sonntagseinläuten.
Disposition:
1 cis¹+6, 2.620 kg, 1.568 mm, 1508 Georg Krafft, Mainz - Maria Krafft
2 e¹-7, 1.360 kg, 1.263 mm, 1696 Dilman Schmid, Aßlar - Ursulaglocke
3 fis¹-2, 850 kg, 1.100 mm, 1954 Otto, Hemelingen - Josefsglocke
4 gis¹±0, 596 kg, 974 mm, 1986 Gebr. Rincker, Sinn - Christophorusglocke
Dachreiter: gis²+2, 135 kg, 566 mm, 1981 Gebr. Rincker, Sinn - Sanctusglocke
Gestaltung der Maria Krafft: Sechshenkelkrone mit bärtigen Männerköpfen, Inschrift umlaufend in Antiqua „APPELLOR MARIA HAC qVOD HABE[N]TVR I[N] VRBE PATRO [N]E * SA[N]CTA DEU GE [N]ITRIXque SODALIBVS VRSSSVLA IV [N] CTIS * CRAFTque [Wappen mit zwei gekreuzten Pfeilen] MAGV[N]TI[N]A FVDISSE GEORGVS I[N] VERBE * ME FERTVR: N[OST] RIS PRO CIVIBVS ATque MAGISTRO * ORET APVT SVPERVM NV[N]C qVEque PATRONA TONA[N]TEM * 1 * 5 * 0 * 8 *“ sowie auf der Flanke vier diagonal angebrachte Reliefs mit Evangelisten-Symbolen und Namensbändern. Dazu 90° versetzt zwei Hochreliefbilder Maria mit dem Kind im Arm und Ursula mit dem Pfeil. Gotische Verzierungen.
Tonanalyse: 2012 / 1986 / vor 1986
Schlagton cis¹+6 (= d¹-10) / d¹-9,5 / d¹-14
Unterton cis°+5 / cis°+5,5 / cis°-3
Prime h°±0 / h°±0 / h°-3
Terz e¹+3 / e¹+2 / e¹+2
Quinte gis¹+6 / g¹+6,5 / g¹+6
Oktave cis²+6 / d²-9,5 / d²-14
Abkl. Untt. 60s / 60s / 52s
Abkl. Prim. 30s / 26s / 27s
Abkl. Terz 17s / 17s / 13s
Verlauf wellig, ruhig
Danke an die Gießerei Rincker für die Bereitstellung der Werte!
Glockengeschichte: 1508 goss der Mainzer Georg Krafft die große Marienglocke, entsprechend ihrer Inschrift genannt „Maria Krafft“. Beim großen Stadtbrand von 1645 zerschmolzen drei Glocken, davon eine im Dachreiter, und die Maria Krafft stürzte auf den Turmboden. Da sie neben dem Homburger Landgrafen auch bei Frankfurtern Anklang fand, bot der Frankfurter Senat den Oberurselern an, ihre Glocke für „soviele Goldstücke, als im Bauch der Glocke Platz finden“ zu kaufen. Zwei Ratsmitglieder reisten noch in derselben Nacht zum Amtmann nach Königstein. Auf dessen Empfehlung bargen die Oberurseler die Glocke zunächst aus dem Schutt und machten eine Klangprobe: Offensichtlich hatte die Glocke außer der verzogenen Krone keinen größeren Schaden genommen, und man war überzeugt, sie behalten zu wollen. Damit war die Glocke zum ersten Mal gerettet. Wolfgang Neidhardt goss in Frankfurt bereits 1646 die kleine Sanctusglocke zu (f², 246 kg). 1696 goss Dilman Schmid aus Aßlar die Ursulaglocke. 1766 wurde von einem unbekannten Gießer - es könnte Rincker infrage kommen - eine Elfuhrglocke (b¹) gegossen. Beide wurden im Ersten Weltkrieg konfisziert. Als Ersatz goss F. W. Rincker 1921 die Sanctusglocke neu, 1925 die Gedächtnisglocke (fis¹, 800 kg). Beide wurden im Zweiten Weltkrieg wieder enteignet, ebenso die Ursulaglocke. Letztere kehrte 1947 aus Hamburg zurück. Als Ersatz für die Gedächtnisglocke goss Otto 1954 die Josefsglocke. 1981 wurde die Luftschutzsirene im Dachreiter nach langen Planungen durch eine Hochleistungssirene am Urselbach ersetzt und somit Platz für die neue Sanctusglocke (in überschwerer Rippe gegossen) geschaffen. 1986 wurde bei der Gewichtserfassung der Maria Krafft im Zuge des Zugusses der Christopherusglocke ein Riss entdeckt und in Nördlingen geschweißt - die zweite Rettung in der Geschichte der Glocke. Besagte Christopherusglocke wurde bewusst mit vertiefter Prime (fis¹-2) konstruiert, um ihr ein historisches Klangbild zu verschaffen und die Wirkung des Tritonus‘ d¹-gis¹ zu schwächen. Sie wird auch Pfr.-Einig-Gedächtnisglocke genannt. Da der schwere Klöppel der Maria Krafft weiterhin auf die ausgebesserte Stelle schlug, bildete sich dort erneut ein Riss. Dank der Intervention des Users handlaeuter konnte sie nun zum dritten Mal gerettet, sprich erneut in Nördlingen geschweißt werden. Dafür wurden eigens aus dem Hessentag 2011 Spenden gesammelt. Die reparierte Glocke wurde 2013 mit einem neuen Joch sowie 86 kg schweren Wensauer-Klöppel mit 24 cm Vorhang (statt 48 cm) versehen und sollte damit mindestens noch einmal 500 Jahre läuten können - dachte man… denn nach nur 3 Jahren hatte sich ein neuer Riss gebildet. Dieses Mal entschied sich die Gemeinde trotz laufender Gewährleistungsfrist, nicht noch einmal die Mühen und Kosten des Ausbaus und der Schweißung auf sich zu nehmen, sondern die Maria Krafft im Turm abzustellen und bei Rincker eine neue Glocke gießen zu lassen.
Für weitere Daten der anderen Glocken oder die interessante Kirchen- bzw- Ortsgeschichte war hier kein Platz, dazu verweise ich auf das kommende Video über das neue Geläut.