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Man kann ehrliche »Warum-Fragen« stellen, auf die man Antworten bekommt. Eine solche wäre: Warum hat man keine Geduld für einen aufdringlichen Obdachlosen aufgebracht? Oder: Warum ist man in ein altes, längst für überwunden gehaltenes Verhaltensmuster zurückgefallen? Oder: Warum hatte man wieder einmal nur sich selbst im Blick und nicht ebenfalls seinen Nächsten? Die Antworten darauf sind oft unangenehm. Aber man stellt sich ihnen. Christen können daraufhin positiv reagieren und dadurch in der Erkenntnis ihrer selbst und in der Erkenntnis Gottes wachsen.
Andere »Warum-Fragen« sind nichts anderes als in Frageform gehüllte Anklagen gegen Gott und gehen mit dem allmächtigen Schöpfer ins Gericht, indem man z. B. fragt: »Warum geht es manchen bösen Menschen besser als mir und anderen guten?« - »Warum finde ich nicht die Anerkennung, die ich für gerechtfertigt halte?« - »Warum hast du mich nicht ausreichend vor meinem Ehepartner gewarnt?« - »Warum muss ich mit der regionalen oder weltweiten Wirtschaftskrise oder mit dem bösartigen Tumor in meinem Magen fertig werden?« Oder man wird zu einem an allem zweifelnden Theologen, indem man fragt: »Warum hast du überhaupt das Böse zugelassen oder sogar gewollt?«
In allen diesen Fällen bilden wir Menschen uns ein, über sämtliche Daten zu verfügen, die für solche Be- und Verurteilungen nötig wären. Doch eigentlich sollte unser Tagesvers uns zu der Einsicht bringen, die bereits der alte Heide Plato dem Sokrates in den Mund legte: »Ich weiß, dass ich nichts weiß.« Wir können Gottes Wege oft nicht verstehen, sollten aber glauben, dass ein Gott, der seinen Sohn für uns sterben ließ, nur gute Absichten mit denen hat, die ihn lieben (vgl. Römer 8,28).
Hermann Grabe
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