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Der nach dem Dichter Friedrich Hölderlin benannte Turm am Ufer des Neckars gilt als einer der wichtigsten Erinnerungsorte deutscher Literaturgeschichte. Der Sockel des Turms war einst Bestandteil der Stadtbefestigung. 1807 erwarb der Schreinermeister Ernst Friedrich Zimmer das Gebäude. Zimmer war Bewunderer der Werke des unglücklichen Dichters Hölderlin, der im Jahr zuvor wegen „Wahnsinns und Raserei“ in die Universitätsklinik des anerkannten Psychiaters Johann Heinrich Ferdinand von Authenriedth eingewiesen worden war.
Als Hölderlin nach 231 Behandlungstagen, in denen er mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt worden war, mit der Diagnose „Manie in Folge von Krätze“ als unheilbar krank aus dem Klinikum entlassen worden war, fand er Aufnahme bei der Familie Zimmer. Der Hausherr richtete ihm im oberen Stock des Turms ein bescheidenes Zimmer ein. Dort sollte Hölderlin 36 Jahre seines Lebens verbringen bis er im Jahr 1843 starb. Er schrieb hier weiterhin Gedichte, die er mit dem Pseudonym „Scarnelli“ unterzeichnete. Der Dichter saß oft an seinem Tisch und klopfte beim Dichten mit der Hand das Versmaß auf den Tisch, bis er den richtigen Rhythmus gefunden zu haben glaubte. Oft aber tigerte er auch rastlos im Raum auf und ab, auf der Suche nach dem endgültigen Vers. Aus Rechnungen, die der Vermieter an die Mutter von Friedrich Hölderlin weitergereicht hat, wissen wir, dass er dabei unzählig viele Schuhsolen ramponierte. Äußerst selten ging er vor die Tür, um am Ufer des Neckars entlang zu streifen.
1874 erwarb ein Tübinger Schuhmachermeister das Haus. Ohne Sinn für die Bedeutung dieses Gebäudes für die deutsche Literatur, ließ er darin eine Badeanstalt einrichten. Bereits im Folgejahr, kurz vor Weihnachten, brannte der Turm bis auf das Erdgeschoss herunter. Schon kurz danach erfolgte der Wiederaufbau. 1921 gelangte das Gebäude in den Besitz der Stadt.
Seit Februar 2020 macht eine multimediale Dauerausstellung die Gedichte Hölderlins mit allen Sinnen erfahrbar.
„Im Winde, im Winde.“
„Ins Offene, ins Offene!“
„Ich duld es nimmer, ich duld es nimmer.“
„Ein Zeichen sind wir, ein Zeichen sind wir!“
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