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"Expertengespräch Wolf" im Bayerischen Landtag, 16. Mai 2017
Die SPD-Landtagsfraktion setzt sich dafür ein, dass ehemals heimische Wildtiere in die bayerische Natur und Landschaft zurückkehren können, dazu zählt auch der Wolf. Andererseits ist uns bewusst, dass Wölfe durch ihr natürliches Verhalten immer wieder in Konkurrenz zu menschlichen Interessen stehen, sei es in der Nutztierhaltung, bei der Land- und Forstwirtschaft, bei der Jagd, oder im Tourismus.
An erster Stelle setzt sich die SPD-Landtagsfraktion für den vollständigen und unbürokratischen Ausgleich aller anfallenden Schäden bei Nutztierhalten ein. Dazu zählen neben Tierverlusten die Transport- und Tierarztkosten sowie Sachschäden. Darüber hinaus fordern wir einen umfassenden Herdenschutz auf der Basis nationaler wie internationaler Erkenntnisse. Erfahrungen aus anderen EU-Ländern zeigen, wie gut Herdenschutzhunde ihre Aufgabe erfüllen, ohne den Wolf als geschützte Art zu beeinträchtigen.
In unseren Anträgen weisen wir die Staatsregierung darauf hin, dass die Förderung von Herden-schutzhunden in Bayern essentiell ist, um die Weidewirtschaft und Landespflege in Bayern auf-recht zu erhalten, unsere Kulturlandschaft samt der vielen geschützten Tier- und Pflanzenarten zu wahren. Die Staatsregierung haben wir u.a. dazu aufgefordert, den Unterhalt von Herden-schutzhunden dauerhaft finanziell zu unterstützen.
Wir sind der festen Überzeugung, dass Prävention besser ist als Entschädigung. Bei der derzeitigen Entwicklung und Verbreitung des Wolfes geraten die bestehenden Entschädigungssysteme schnell an ihre Grenzen. Nutztierhaltern von kleinen Herden stehen unter Druck, wenn die Anschaffungs- und Unterhaltskosten nicht tragbar sind. Wir schließen uns deshalb den Empfehlungen aus der Praxis an, welchen zufolge die staatliche Förderung der Unterhaltskosten für Herdenschutzhunde die geeignetste Form ist, die Nutztierhalter zu unterstützen.
Wir sind uns bewusst, dass die Schafhalter in Bayern einen hohen Beitrag für die Pflege und den Erhalt unserer Kulturlandschaften leisten. Auch verstehen wir, dass nicht in jedem Betrieb der Einsatz von Herdenschutzhunden möglich ist. Deshalb sind dringend Herdenschutzkonzepte erforderlich, um die Weidewirtschaft zu schützen. Gewonnene Erkenntnisse aus bereits erprobten und bewährten Maßnahmen müssen herangezogen werden, um geeignete Instrumente zum Herdenschutz in Bayern zu bieten. Kürzlich haben wir die Staatsregierung aufgefordert, über die Ergebnisse und die Umsetzung von Modellprojekten und Pilotmaßnahmen zum Schutz vor großen Beutegreifern in Bayern zu berichten.
Die SPD-Landtagsfraktion fordert ein integratives Konzept für das Wolfmanagement, das an unsere Region angepasst ist und Konflikte vorbeugt. Nach einem Fachgespräch im Landtag waren sich Experten darüber einig, dass für Bayern ein Managementplan mit Konzepten notwendig ist. Im Hochgebirge müssen andere Maßnahmen ergriffen werden als im restlichen, außeralpinen Bayern.
Auf die Forderungen der Bayerischen Schafhaltungsorganisationen antworten wir wie folgt:
Die SPD-Landtagsfraktion lehnt die Herabsetzung des Schutzstatus der Großraubtiere ab. Die Rückkehr und natürliche Wiederansiedlung einer streng geschützten Art wie des Wolfs stellt einen großen Erfolg des Naturschutzes dar, welchen wir unterstützen. Der Wolf ist ein Teil des Ökosystems und wichtiger Bestandteil der Biodiversität, er beeinflusst positiv die Artenvielfalt der Pflanzen, Vögel und kleinen Säugetiere. Gemäß der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie), die den Wolf in Anhang IV als streng geschützte Art listet, soll Arten dieses Anhangs eine Besiedlung potenziell geeigneter Lebensräume ermöglicht werden. Die FFH-Richtlinie sieht vor, nach Erreichen des günstigen Erhaltungszustands eine Herabsetzung des Schutzstatus zu erwägen.
Wir befürworten die bestehende Regelung zur Entnahme von großen Beutegreifern, durch die verhaltensauffällige Tiere vergrämt, entnommen oder getötet werden dürfen. Es ist bisher in Deutschland kein Fall bekannt worden der die Befürchtung stützt, dass einzelne Wölfe ihre Scheu vor Menschen ablegen und für Menschen gefährlich werden könnten.
Angesichts der Verteilung von Wölfen über Bayern und der großen Distanzen, die die Tiere jeden Tag zurücklegen können, sind sogenannte "wolfsfreie Zonen" nach Meinung von Experten nicht durchführbar.
Durch die Rückkehr des Wolfes nach Bayern haben sich die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Nutztierhaltung geändert, sodass die bisher geltenden Richtlinien und Steuersysteme zum Umgang mit Kampfhunden als Herdenschutzhunde nicht mehr anwendbar sind und angepasst werden müssen. Aus diesem Grund hat die SPD-Landtagsfraktion in einem Antrag kürzlich die Staatsregierung dazu aufgefordert, eine Gruppenfreistellung für Nutztierhalter für die Haltung bestimmter als Herdenschutzhunde geeignete Nutztierrassen von den Kampfhunde- und Tierschutzverordnungen sowie der Hundesteuer einzuleiten.