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HM II, 14 (auch AM II, 58) Marsch nach Motiven der Oper "Moses" von Gioachino Rossini, von Johann Baptist Widder
Gezeigte Flagge: Flagge des Reichswehrministers (1921-1933)
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Als der Marsch, der sich bereits seit 1914 im Marschbuch "Heeresmärsche 1. Folge" befand, knapp 2 Jahrzehnte später durch Heeresmusikinspizient Schmidt ins Verzeichnis Deutsche Heeresmärsche eingeordnet wurde und eine Nummerierung erhielt, da war das Reich soeben in der NS-Zeit angekommen. Im Januar 1933 hatte Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannt. Armee- und Heeresmärsche, die als "Gebrauchsmärsche" vor diesem "Turningpoint of German History" ausschließlich der Truppe und "dem" Soldaten an sich "gehörten" und ihm dienten, oder die als beliebte und allseits bekannte Traditionsmärsche nachgerade zum nationalen Identifikationsobjekt taugten, bekamen bald eine parteipolitische Note verpasst. Weil der schlimmste Feind für einen auf Linie ideologisierten Nazi das "Volk von Judas Thron", polemisch kurz "die Juden" genannt, darstellte, sollte alles "parasitäre Fremdländische" aus einem "nordisch und arisch reinrassigen Volkskörper" entfernt werden. Diese Doktrin galt auch für eine Heeresmarsch-Sammlung.
Als 1818 im Theatro San Carlo zu Neapel Rossinis Oper Moses in Ägypten zur Aufführung gebracht wurde, befand sich Johann B. Widder (1797-1863) bereits seit 4 Jahren beim im Juli 1814 aufgestellten Bayer. Grenadier-Garde-Regiment. Als Klarinettist begonnen habend, übernahm er 1817 die vakante Stelle des Regiments-Kapellmeisters. In dieser Funktion komponierte und arrangierte er nun "seinen" Marsch nach Motiven aus der Rossini'schen Oper. Den König vorgespielt gefiel Maximilian I. das Stück so gut, dass er ihn im selben Jahr zum Parademarsch seiner Grenadier-Garde bestimmte. Wir schreiben das Jahr 1823. Während eines Staatsbesuchs des Preußischen Kronprinzen (später König F.W. IV.) in München mit abschließendem Defilée des Grenadier-Garde-Regts. ließ dieser sich die Noten des Marschs im Tempo 132 mitgeben. Im Jahr darauf wurde das Stück Bestandteil der Armeemarsch-Sammlung. 1825 folgte König Ludwig I. seinem Vater Maximilian I. auf den Thron. Eine seiner ersten Amtshandlungen: das teure Grenadier-Garde-Regt. wurde aufgelöst, bzw. in ein (unter dem Namen Linien-Inf.-Leib-Regt.) einfaches Linien-Inf.-Regt. umgestaltet. Weil während des 1. Weltkriegs der letzte Musikmeister des auf beinahe allen Kriegsschauplätzen eingesetzten Infanterie-Leib-Regiments ein gewisser Georg Fürst war, der 1914 zufällig den späteren Lieblingsmarsch des Führeres, den Badonviller (AM II, 256) komponiert hatte, der in Kriegszeiten sogleich als inoffizieller Regimentsmarsch des Regiments fungierte, hatten die gerade an die Macht gekommenen Nazis gegen den offiziellen Parademarsch der "Leiber" zunächst wenig Einwände. Die Regimentsfahne mit den L-Initialien auf den Ecken inspirierte sogar Hitlers Leib- und Lieblings- SS-Standarte zu einer ähnlich verschnörkelten Symbolik.
Im Zuge der ersten Überarbeitung der neuen Heeresmarsch-Sammlung 1934 stießen bei erklärten Antisemiten ein feststehender Begriff etwa wie "Oper Moses" auf ärgste Antipathien. War dieser wenig deutsch, dafür umso "welscher" daherkommende Rossini am Ende gar selber Jude; Halb-, Viertel- oder Achtel-Jude? Bei Mozart, Beethoven, Wagner, allen Straußen usw. war man ja auch auf Querverbindungen und Zusammenhänge gestoßen. Goebbels konnte gar nicht so schnell dementieren, wie Volksgenossen die großen Namen deutscher und europäischer Kultur-Geschichte denunzierten. Am Ende zog der Preußische Innen- und Polizeiminister (Hermann Göring) dann alle Register, indem er lapidar festlegte: "wer Jude ist, bestimme ich!". Obwohl die Achse Rom - Berlin zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte und man für die italienischen Verräter von 1915, die sich 1919 zudem das deutschsprachige Südtirol einverleibt hatten, wenig bis fast nichts übrig hatte, alle ausgiebige (Ahnen-)Forschung konnte aus dem Italiener Rossini (1792-1868), der bis zuletzt in Paris lebte und arbeitete, keinen (Anteils-)Juden konstruieren.
Der Marsch durfte also in der Heeresmarsch-Sammlung verbleiben und wurde vor allem dann gespielt, wenn es galt, Erz-Nazis in ihrer völkisch sterilen und gleichwohl blutroten Hakenkreuzwelt ein wenig zu erschrecken.
Oberst Wilhelm Stephan, der 1. Musikinspizient der jungen Bundeswehr, heilte diese huntertfachen Brüche deutscher Militärhistorie (einmal schossen die Regimenter der dt. Bundesstaaten aufeinander, ein anderes Mal war man miteinander verbündet; mal spielte man traditionsreiche Militärmusik, dann wurde sie strikt abgelehnt, war sogar verboten). Indem er den Marsch nach Motiven der Oper "Moses" als (Deutschen) Armeemarsch (AM II, 107) in den Band II. schrieb, ist er allen Musikkorps jederzeit und vor allem uneingeschränkt verfügbar. Danken wir ihm dafür.
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