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Lied der Woche 40
Mit dem "Lied der Woche" veröffentlichen wir jede Woche ein neues Lied aus unserer Reihe "Der ganze Hugo Wolf" auf unseren Plattformen (KZbin, Facebook) sowie auf unserer Webseite www.ihwa.de. Ergänzt wird der musikalisch-visuelle Genuss um Informationen rund um dieses Lied von Hugo Wolf, sodass hier nach und nach eine umfassende und informative Mediathek der Lieder unseres Namenspatrons entsteht. Wir wünschen viel Freude damit!
www.ihwa.de/in...
Das Video entstand im Rahmen der Reihe "Der ganze Hugo Wolf" am 5. November 2016 im Hospitalhof Stuttgart (Der ganze Hugo Wolf III)
LIEDTEXT
Angelehnt an die Efeuwand
Dieser alten Terrasse,
Du, einer luftgebornen Muse
Geheimnisvolles Saitenspiel,
Fang an,
Fange wieder an
Deine melodische Klage!
Ihr kommet, Winde, fern herüber,
Ach! von des Knaben,
Der mir so lieb war,
Frisch grünendem Hügel.
Und Frühlingsblüten unterweges streifend,
Übersättigt mit Wohlgerüchen,
Wie süss bedrängt ihr dies Herz!
Und säuselt her in die Saiten,
Angezogen von wohllautender Wehmut,
Wachsend im Zug meiner Sehnsucht,
Und hinsterbend wieder.
Aber auf einmal,
Wie der Wind heftiger herstösst,
Ein holder Schrei der Harfe
Wiederholt, mir zu süssem Erschrecken
Meiner Seele plötzliche Regung,
Und hier - die volle Rose streut, geschüttelt,
All ihre Blätter vor meine Füsse!
TEXTDICHTER: Eduard Mörike (1804-1875)
KOMPOSITIONSJAHR: 1888
INFOTEXT von Susan Youens (deutsche Übersetzung: Ulrich Steller):
Die Äolsharfe verdankt ihren Namen Aeolus, dem griechischen Gott des Windes. Sie ist im Wesentlichen ein Kasten mit Resonanzboden und über zwei Stege gespannten Saiten. Da sie nicht von Menschenhand gespielt wird, sondern vom Wind, wählte sie der große Dichter Eduard Mörike in seiner an Horaz inspirierten Ode »An eine Äolsharfe« als Symbol für die Dichtung: Der Wind der Liebe und der Wind des Kummers spielen auf ihr, und »die volle Rose streut ... / All ihre Blätter vor meine Füße!« - Mörikes verschlüsseltes Bild für den Tod/Selbstmord des geliebten Bruders im Jahr 1824. Mörike bittet zu Anfang seiner Ode die Äolsharfe, die an der Efeuwand der alten Terrasse lehnt, sie möge spielen; daher beginnt Wolf mit einer der schmerzlichsten Dissonanzen, die das Lied im 19. Jahrhundert zu bieten hat (ein Ton lehnt sich an den anderen an). Die Winde erreichen Harmonien, die vom tiefen Bass aus sanft und feierlich aufwärts wehen, während in der der Rechten Glockenklänge abwärts gleiten. Die Klaviertexturen sind durchweg außergewöhnlich in diesem Meisterwerk, das zu Wolfs größten zählt.
The Aeolian harp was named for Aeolus, the Greek god of the wind, and is essentially a box with a sounding board and strings stretched across two bridges. Because it is played by the wind, not by human hands, the great poet Eduard Mörike uses it in his Horace-inspired ode »An eine Äolsharfe« as a symbol of poetry: the winds of love and grief play upon it as “the full rose scatters its petals,” Mörike’s oblique image for the death by suicide of his beloved brother August in 1824. Mörike begins his ode by bidding the Aeolian harp, leaning on the ivy-covered wall of an old terrace, to sound forth; Wolf therefore begins his song with one of the most poignant dissonances (one tone leaning on another) in all of 19th-century song. The winds arrive to harmonies that waft upwards, softly and solemnly, from the deep bass while bell chimes drift downwards in the right. The textures in the piano are extraordinary throughout this, one of Wolf’s greatest masterpieces.