Klosterbrüder mit Hans-Jürgen Beyer Perlen im Haar von Omega

Was macht eine Band, die seit 1963 am Start ist und der das Schicksal die Personaldecke arg ausgedünnt hat? Man könnte meinen, sie denken ans Aufhören. Nicht so die Klosterbrüder aus Magdeburg. Sie spielten gestern in Meerane ein Konzert für ihren vor zwei Jahren verstorbenen Sänger Hans-Joachim Gneis. Es war eine würdige Erinnerung an den Mann mit dem langen Ledermantel. Man merkte es der Band an, es war ihnen ein Herzensbedürfnis.
Die Fans, die zahlreich aus allen Ecken und Enden angereist waren, zeigten sich sichtlich bewegt.
Mit der gestrigen Besetzung ist den Klosterbrüdern ein Wurf gelungen. Von der Stammbesatzung ist nur noch Dietrich Kessler dabei. Man kann Kneis nicht ersetzen, aber man kann die Lieder weiterleben lassen und das haben die Klosterbrüder mit zwei sehr guten Sängern probiert. Wir waren nicht überrascht, Hans Jürgen Beyer dort zu erleben, ist er doch sozusagen ein Urgestein der Klosterbrüder und auch von Renft. Später wurde er einer der besten Schlagersänger eines längst versunkenen Landes. Sein gegenwärtiges Programm in dieser Sparte habe ich zufällig schon mal in der Jetztzeit gesehen und dort lässt er auch ab und zu den Rocker durchblitzen. Der Mann hat eine sagenhafte Kondition, glaube, wenn er drei Mal die Steile Wand von Meerane hoch und runter rennen würde, er könnte dann immer noch lupenrein eine Arie schmettern. Sicher übt er Tag für Tag und Jahr für Jahr. Zuständig im Programm war Hans Jürgen Beyer eher für die Rockklassiker, die die Klosterbrüder schon immer spielen. Er begann den Titel Skellington mit einem derartigen Urschrei, dass ich das Zerspringen der Gläser im EMK Meerane zu befürchten war. Hätten sie nicht verdient, denn diese Veranstaltungsstätte war ein sehr guter Gastgeber für die Fans der alten Bands von hier. Das EKM Meerane ist mit einem sehr anspruchsvollen Programm neu gestartet, guckt mal rein, es lohnt sich.
Für die alten Klosterbrüder Titel war Hannes zuständig. Mehr als den netten Vornamen, den ich auch meinem Sohn gegeben habe, hab ich nicht mitgekommen. Vielleicht kann mir hier jemand aus meiner tiefen Bildungslücke helfen. Fand ihn mutig, sich diesen anspruchsvollen Titeln zu stellen. Lied einer alten Stadt gab es am Anfang und am Ende und man merkte, wie sich der Sänger steigern konnte. Gefreut hab ich mich, Peter Eichstädt am Keyboard wieder zu sehen, den kenn ich von The Clogs. Am Schlagzeug war Bernd Schilansiki zu erleben. Hatte ihn für einen aufstrebenden, jungen Musiker gehalten. Aber er ist schon lange dabei, war früher bei MCB. So ist es eben, die Schlagzeuger können sich gut im Hintergrund verkrümeln.
Für Jörg Blankenburg, der erkrankt ist, spielte Eberhard Klunker (auch mal MCB). Er bestritt auch das Vorprogramm und spielte sich tatsächlich die Finger blutig. Es hielt ihn nicht davon ab, einen tollen Klangteppich für die Klosterbrüder zu zaubern.
Zu Dietrich Kessler fällt mir nur ein Wort ein: Respekt und eine tiefe Verbeugung. Was er hier für die Fans des Ostrocks auf die Bühne gezaubert hat, kann man nicht genug würdigen. Anstatt sich auf das Altenteil zurück zu ziehen, aktivierte er eine Band und spielte für Hajo im Himmel. Er hat es bestimmt gehört. Um Dietrich mach ich mir Sorgen. Nicht weil er nicht toll Querflöte und Saxophon spielt. Es sind die Bühnenschuhe. Er hat bei der Arbeitsschutzbelehrung für Bühnenarbeiter bestimmt gefehlt, weil er die Masern hatte. Wie kann man mit solchen Absatzschuhen spielen und laufen? Zum Schluss humpelte er ganz schön von der Bühne. Die Fans würden ihn auch mit orthopädischen Schuhen lieben.