Dies ist eine besondere Kategorie, jedoch nicht weniger betroffen vom Problem des deutschen Films. Im Gegenteil, hier zeigen sich Symptome und Fehlentwicklungen besonders deutlich. Einen deutschen Dokumentarfilm gibt es schon lange nicht mehr. In entsprechend einsortierten Exponanten muss zumindest eine besondere Betroffenheit allem aufgedrückt werden, auch und gerade dem Zuschauer. Er dokumentiert nicht mehr, er will die emotionale Angegriffenheit erzeugen! Natalie Amiris Rede führt dies nur noch einmal aus. Themen gebe es genug, aber das Thema ist belanglos. Typisch deutsch geht es darum, dass man sich schuldig fühlen soll. Da wird alles herangezogen, wie entfernt es auch geschehen mag, wie wenig es auch die alltägliche Lebenswelt des deutschen Rezipienten betreffen mag. Und so kommt die Auszeichnung nur noch da zustande, wo dies auf die Spitze getrieben wird. Ohne Tote geht nichts mehr. Damit will ich nicht die Themen diskreditieren, wohl aber den Geist der Macher und der gesamten Branche, die eher diese Themen oder Geschichten einzelner davon Betroffener für ihre Werke MISSbrauchen.