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Enorme Strompreise, gestörte Lieferketten, Fachkräftemangel und immer höhere bürokratische Auflagen - für die Industrie verliert der Standort Deutschland zunehmend an Attraktivität.
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Dieses Video ist eine Auskopplung aus der vom SWR verantworteten ARD-Plusminus-Sendung vom 26. April 2023. Die ganze Sendung gibt es in der ARD-Mediathek unter: x.swr.de/s/plusminusardmediathek
Übrigens: Da Marktcheck zum SWR gehört, könnt ihr dieses Video kostenlos im WLAN herunterladen und unterwegs offline schauen!
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EU-LIEFERKETTENGESETZ ÜBERFORDERT MITTELSTAND
Textilherstellung hat in Albstadt/Schwäbische Alb eine lange Tradition, auch die Marke Nina von C. produziert hier seit Jahrzehnten. Ein Teil der Produktion findet vor Ort statt - zahlreiche externe Firmen aus vielen Ländern liefern zu. Das künftige EU-Lieferkettengesetz erfordert viel Bürokratie - Datenerhebung, Dokumentation, Zertifizierung, Auditing. Für jeden Zulieferer in der Produktionskette soll die Einhaltung von Arbeitnehmerrechten oder Umweltstandards sichergestellt werden. Erfahrung hat der Betrieb mit der Zertifizierung von Unterwäsche mit dem Ökotex-Label. Für das neue Gesetz werden mehr Informationen benötigt - etwa die Herkunft von Rohstoffen. Viele Zulieferer wollen die Daten wegen des Betriebsgeheimnisses nicht offenlegen. Bereits vor Inkrafttreten des EU-Gesetzes ist klar: Für kleine mittelständische Unternehmen ist das kaum leistbar. Personal dafür fehlt, die zusätzlichen Kosten müssten auf das Produkt, also auf die Kunden umgelegt werden.
WIRTSCHAFTSSTANDORT DEUTSCHLAND LEIDET
Professor Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft, warnt, die zunehmenden Anforderungen würden zum Standortproblem. Bürokratie sei ein Wettbewerbsproblem. Die Gewinnmarge sinke, Deutschland werde weniger attraktiv. Im Länderindex für Standortqualität für den Mittelstand stürzte Deutschland von Rang 14 im Jahr 2020 auf Rang 18 2022 ab. An der Spitze sind die USA, Kanada und Schweden.
ENERGIEKOSTEN TREFFEN CHEMISCHE INDUSTRIE
Den mittelständischen Chemiebetrieb HOBUM Oleochemicals GmbH aus Hamburg-Harburg trifft die Unsicherheit am Energiemarkt hart. Geschäftsführer Arnold G. Mergell ist stolz, in Deutschland zu produzieren. Aus vorwiegend pflanzlichen Ölen werden Kunst- und Klebstoffe sowie Lacke hergestellt. Beliefert wird etwa die Automobilindustrie. Einige deutsche Zulieferer stellten wegen der hohen Energiepreise etwa die energieintensive Produktion von Natronlauge zeitweise ein. Bei HOBUM fielen zwei von vier Produktlinien weg. Der Umsatz brach um rund 50 Prozent ein. Arnold Mergell fürchtet, einige Zulieferer der Branche stellen die Produktion wichtiger Rohstoffe dauerhaft ein. Dann müsste nicht nur der Grundstoff importiert werden, sondern auch das Folgeprodukt. Auch Professor Hüther sieht eine Bedrohung der Spezialchemie in Deutschland, die vielen Unternehmen zuliefert. Die Politik schaue “relativ tatenlos” zu.
PROBLEM FACHKRÄFTEMANGEL
Die Pilz GmbH in Ostfildern bei Stuttgart ist Weltmarktführer für Automationen in großen Anlagen wie Züge oder Fließbänder, beschäftigt über 2.500 Mitarbeiter an über 25 Standorten. Ausgerechnet für den Firmensitz findet Unternehmer Thomas Pilz keine Fachkräfte. Der Markt für Datenanalysten, IT-Fachkräfte, Softwareentwickler ist leergefegt. Zudem gehen die Babyboomer in Rente. Acht IT-Entwickler wurden jetzt eingestellt - in Irland. In Deutschland bleibt das Problem. Pilz fürchtet, durch die Änderung der Rahmenbedingungen könnte der Mittelstand verschwinden. Professor Hüther spricht vom Verlust gesamtwirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Die Einkommensbasis schrumpfe und so die Basis für Steuer- und Beitragseinnahmen, etwa zur Stabilisierung der Sozialversicherung.
Filmautoren: Jörg Hommer, Julian Gräfe
Bildquelle: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt
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