Oberkirch: Auf dem Hofgut Silva leben die Schweine im Freien

Im Hofgut Silva von Judith und Ursel Wohlfarth bei Oberkirch leben die Schweine im Freien - 80 bis 120 Schweine teilen sich das 150.000 Quadratmeter große Areal - und das schmeckt man.
Flecki liegt in einer Schutzhütte. "Na, meine Schöne, wie geht es dir?", fragt Judith Wohlfarth und schiebt die Plastiklamellen am Eingang ein klein wenig zur Seite. "Puh, bei dir ist es aber heiß im Häusle, da müssen wir mal Luft reinlassen. Und frisches Stroh brauchst du auch."
Die Sau erhebt sich erstaunlich flink, um Flecki wuseln gesprenkelte Ferkel, einen Tag alt und gerade mal so groß wie Kätzchen. "Eins, zwei, drei, vier …", zählt Judith Wohlfarth schnell durch, "zwölf Stück, alle da. Flecki, das machst du ganz toll!"
Die Sau grunzt und folgt Judith Wohlfarth ins Freie. Das neugierigste Ferkel huscht mit nach draußen und macht sich auf, das Gelände des Hofguts Silva bei Oberkirch zu erkunden. Vier Monate bleibt der Nachwuchs bei der Mutter, dann wandern sie in die Mädels- oder Jungsgruppe.
Flecki, ein Berkshire-Schwein, steckt nicht, wie die meisten Sauen in einem Kastenstand, engen Gitterboxen aus Stahl, in dem sie sich nicht drehen kann. Ihr Futter kommt nicht aus computergesteuerten Fressautomaten. Sie wird auch nicht fünf bis sechs Tage nach dem Absetzen der Ferkel wieder künstlich besamt, damit sie als Gebärmaschine auf vier Beinen zwei- bis dreimal im Jahr Junge wirft.
Flecki lebt in einem 15 Hektar großen Freigehege, 8,5 Hektar sind davon Wald. Sie hat Licht, Luft, Gras, Erde und kühles Quellwasser zum Trinken, sie kann wühlen, rennen, sich im Schlamm suhlen, der die empfindliche Haut vor der Sonne schützt. Vielleicht sieht so Schweineglück aus.
Zuchteber sorgen für Nachwuchs
Die neugierigen Tiere kommen auf Zuruf, lassen sich streicheln, knabbern an den Schuhen und versuchen Klettverschlüsse zu lösen. Für den Nachwuchs sorgen zwei Zuchteber. Die Sau wirft einmal im Jahr und passt gut auf ihren Nachwuchs auf. Extensive Schweinehaltung wird dies genannt.
Flecki und ihre Artgenossen sind die große Ausnahme - 99,3 Prozent des Schweinefleisches in Deutschland kommen aus intensiver Haltung. Die Hochleistungstiere bekommen schon einen Schreck, wenn ein Fremder die Stalltür öffnet. Sie sind nur dazu da, immense Mengen von billigem, wässrig-blassen Fleisch auf wenig Platz mit geringem Personalaufwand in kürzester Zeit zur Schlachtreife zu bringen. In der intensiven Aufzucht steht einem Mastschwein mit 50 bis 110 Kilogramm Gewicht ein Platz von 0,75 Quadratmeter zu; mindestens 2,3 Quadratmeter muss ein Schwein zur Verfügung haben, damit sein Fleisch später ein Ökosiegel tragen darf. Im Hofgut Silva teilen sich 80 bis 120 Schweine ein 150 000 Quadratmeter großes Areal - das ist pro Tier mehr als das Tausendfache als nach der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung vorgeschrieben ist.
Das Hofgut Silva ist kein Gnadenhof, sondern ein landwirtschaftlicher Betrieb, der sich rechnen muss. Judith Wohlfarth, Jahrgang 1986, hat nach ihrem Studium der Betriebswirtschaft bei einer Bank gearbeitet. 2008 kaufte sie mit ihrer Mutter den Hof bei Oberkirch, die Frauen sanierten das Anwesen, die Tochter sattelte einen Master in Organic Food Chain Management an der Universität Hohenheim oben drauf und züchtet seit dem Frühjahr 2013 Schweine.
Wir sind ein Bauernhof, kein Schweinespielplatz
Sind Bauern, die gerade mal 100 Schweine mästen, nicht eine aussterbende Spezies? Gehört die Zukunft nicht den Agrarmanagern, die 1000 und mehr Tiere halten und unterm Strich von den Subventionen leben?
"Wir wollten unabhängig vom Schweinemarkt werden. Das geht nur über eine Superqualität. Und die gibt es nur durch eine artgerechte Haltung", antwortet Ursel Wohlfarth. "Das heißt für uns eine ökologische, moralische und ethische Fleischproduktion", ergänzt Tochter Judith.
Die Anforderungen der angehenden Schweinezüchterinnen waren klar: Die Tiere sollten sich in den Steillagen des Schwarzwaldes bewegen können, also rank und schlank sein, sie sollten etwas sehen können, also Stehohren haben, sie sollten gesund dastehen und im Freien überleben können. Und sie sollten ein exzellentes Fett-Fleisch-Verhältnis haben.
Rasse liefert hervorragende Fleischqualität
In einem Bildband über schöne Schweine entdeckte Judith Wohlfarth die alten englischen Rassen Berkshire und Tamworth, Tiere, die nur im Freiland gehalten werden können, die hervorragende Fleischqualität liefern und die gut geeignet sind für das Gelände im hinteren Hesseltal. "In England werden die Zuchtbücher von Schweinen geführt wie die von Pferden", schwärmt Ursel Wohlfarth von der exakten Erfassung der Abstammung. "Sie haben keine Krankheiten."
Mehr Informationen unter: www.badische-z...
#badischezeitung #Oberkirch #NaturUndTiere

[@badischezeitung]

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[@sabrinakuhnle8870]

Tolle Familie, tolles Konzept. Durfte heute den Hof der Familie besichtigen. War wirklich schön und lehrreich. Danke nochmal

[@peggyrex8046]

So stell ich mir eine artgerechte Haltung vor und nichts anderes Klasse 👍

[@Roland_80]

Beeindruckendes Konzept durch eine beeindruckende Frau. Größten Respekt und Hut ab 👍

[@goonswarm007]

Sowas würd ich mir auch so mal ansehen.

[@torefoncello7544]

Sta bene al cuore delo stato brado la dolce natura e come cura

[@ingowolf7507]

Ein nachhaltiges Konzept mit 2 Powerfrauen..und das Fleisch bzw. die Wurst ist ein Erlebnis das den höheren Preis bei weitem wert ist.

[@user-jv9ik3mk6e]

from Russia with love!

[@Chr1403]

🙏💖🏳

[@erikastockl5103]

dürfen jetzt noch Schweine draussen sein?`

[@mgluck9576]

An alle Massenrierhalter, teilt eure Höfe in vier kleinere auf.Schaut wieder auf Tier und nicht auf Masse.Ich will wieder Glückschweinderl sehen.Und keine armen Schweine, danke

[@gaming.centre0889]

Wie findet ihr das schweine draußen oder drinnen leben sollen ?

[@powidltoast1048]

Aber sind diese alten Rassen nicht meist viel zu fett vom Fleisch her?

[@erikastockl5103]

das ist ein ganz anderes Fett. Ich mochte nie sowas wie geräucherten Schweinespeck oder Wammerl. Aber von solchen Tieren kann ich nur sagen probiere es nicht sonst wirst süchtig. DAs ist kein schwabbeliges nach Spaltenboden riechendes Fett. Grad beim Fett riecht man den Amoniak vom Spaltenboden sehr stark.

[@moscatel22]

das werden bestimmt leckere schweine