Paul Celan „Todesfuge“ I

Rezitation: Paul Celan
von der CD “Ich hörte sagen”
Paul Celan liest seine Gedichte & Prosa
erschienen im HörVerlag Hamburg
ISBN 978-3-899-40450-0
Vergleichsrezitation: Fritz Stavenhagen
Link: • Paul Celan „Todesfuge“ I
Vergleichsrezitation: Ulrich Matthes
Link: • Paul Celan „Todesfuge“...
Text:
Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
wir trinken und trinken
wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der
schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei
er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde
er befiehlt uns spielt nun zum Tanz
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus und spielt mit den Schlangen der schreibt
der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete
Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr anderen singet und spielt
er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau
stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends
wir trinken und trinken
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen
Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft
dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng
Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken
der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete
er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland
dein goldenes Haar Margarete
dein aschenes Haar Sulamith
Bilder: A. Paul Weber

[@mmbmbmbmb]

Wohl die beeindruckendste Rezitation vom Dichter selbst gelesen ...

[@stephan-yy6gz]

Hdf der Dreck is Ärger unnötig

[@susannebuchholz785]

Bewegender kann man es nicht vortragen, ich habe es mit 15 Jahren zum ersten Mal gelesen....danke fürs Hochladen!

[@racine1685]

bewegend, erschütternd, einfach grandios!

[@webmasi]

hans müller davidienend

[@stephan-yy6gz]

Sau schlecht

[@JoKer-xd2hz]

schönes Asyndeton

[@LuisStabauer]

Lyrik, gerade als Erinnerung an 75 Jahre Auschwitz-Befreiung, sehr beeindruckend!

[@ladytempress3824]

Der Tod ist ein Meister der Menschheit. So mancher dreht sich im Grabe um. Herder zum Beispiel.

[@conradregenbogen539]

Bitte! Nie! Wieder!

[@herrschwarz485]

Wer ist der Kuenstler der Zeichnungen ?

[@herrschwarz485]

Entschuldigung, Ich hatte nicht gesehen, dass er in der beschreibung geschrieben ist.

[@theotheorie4941]

rip

[@jagibanezuar1733]

Celan war übrigens auch Anarchist, allerdings kein pseudoanarchischer Gewalttäter oder ein eigentlicher Hedonist/Individualist, der ein großes A irgendwo hinsprüht ohne je von Kropotkin, Landauer o.A. gelesen zu haben.

[@wortlover]

. . . . Und was nützt das beim Verstehen des Textes? Ausserdem . . .Celan war auch ein "Esser". Er hat regelmässig gegessen und ist doch gestorben. Der Aussagegehalt ist in etwa gleich

[@jagibanezuar1733]

@@wortlover Ich erachtete den Fakt als erwähnenswert. Zudem sind wir alle "Esser". Das ist auch ein Fakt, der celan und seine Peiniger einte, während Anarchismus und Nationalsozialismus geradezu antagonistische Ideologien/Lebenslauffassungen sind. Orwell war auch Anarchist. "Und was hilft das beim Verstehen von 1984." Egal... Man könnte sicherlich gewisse Parallelen zu dem Gedicht ziehen bzw wüst hineininterpretieren, aber darum geht es mir nicht. Ich finde diesen Fakt, dass er ein Anarchist gewesen ist, einfach nur interessant und wollte einfach nur ein winziges bisschen Wissen verbreiten, da die allermeisten Menschen eine völlig falsche Vorstellung von Anarchismus haben. Nicht mehr und nicht weniger.

[@jagibanezuar1733]

@@wortlover Und ein anderer für mich erwähnenswerter Fakt ist, dass die deutschen Nachkriegsschreiberlinge sich über ihn und seine todesfuge zu großen Teilen lustig gemacht haben.

[@wortlover]

Da haben Sie natürlich recht. Sie haben ihn ausgelacht. Ganz besonders haben sie über seine Stimme gelacht, mit der er seinen Text vortrug. Aber sie, seine "Kollegen" haben auch ausgesagt, dass ein Schreiben von Gedichten nach der Shoa nicht möglich sei. Celan hat das Gegenteil bewiesen.

[@jimmypsychonaut9530]

Dein goldenes Haar, Margarethe :-( Wer spielt mit den Schlangen ? Seine Augen sind blau

[@rolandsievers1610]

Das ist doch nicht schwer zu verstehen: Margarete ist natürlich das Gretchen aus dem Faust und "der Mann der mit den Schlangen spielt" eine Anspielung auf Schillers Räuber.

[@rolandsievers1610]

"Männer such ich, die den Tod nicht fürchten und mit der Gefahr wie mit Schlangen spielen..."

[@TheOilenspiegel]

BwwwB Ich bin beieindruckt. Diese bleierne Schwere. Und die tottraurige Dramatik. Ich glaube er hat sich da einiges von der Seele geschrieben.

[@wortlover]

Nicht nur das, er hat das "Ende" seiner Eltern und der anderen Menschen seines Glaubens eingeschrieben in den Taxt. Paul Celan hat das Schreiben nach dem Holocaust erst wieder möglich gemacht.

[@wortlover]

Übrigens, dieses Gedicht gehhört in seinen Varianten zu den viel gehörten Rezitationen auf diesem, meinem Kanal.

[@TheOilenspiegel]

@@wortlover Ich habe Deinen Kanal grade erst entdeckt und werde noch bei Dir herumstöbern!

[@skysky6168]

ich drücke das jetzt mal vorsichtig aus: ich kann damit absolut gar nichts anfangen, es ist weder bewegend noch erschütternd noch scheint es mir ein schönes oder schreckliches gedicht es ist eingach eine unzusammenhängende Aneinanderreihung von wörtern

[@Charon.1]

Kunst geht oft Umwege, um Gefühle und Erlebnisse zu kommunizieren, die auf direktem Weg nicht adäquat auszudrücken wären. Ich kann sagen: "Der Holocaust war schrecklich". Aber wieviel Gewicht hätte das schon? Dieses eine Adjektiv kann unmöglich das wahre Grauen vermitteln, das sich abgespielt. Dieses Gedicht von Paul Cenan sagt nicht geradeheraus "Der Holocaust war schrecklich", sondern umschreibt das Geschehen mit seinen Assoziationen, entrückten und zusammenhangslosen Bildern, die das Chaos, das Leid und die Todesangst auf einer rein emotionalen, sublimen Ebene vermitteln, statt auf einer sachlichen. Wenn man sich darauf einlässt wirkt dieses Gedicht wie ein Alptraum. Natürlich ist Kunst auch subjektiv und nicht jeder hat den gleichen Geschmack. Ich respektiere deine Meinung voll und ganz. Ich wollte lediglich meine Perspektive darlegen.

[@MrEspressso2000]

Empfehle sich ca. 25 Minuten Zeit zu nehmen u. Selma Mahlknechts Interpretation anzuhören, sie hat einen eigenen youtube-Kanal